Kritik an mangelnder Ernsthaftigkeit beim Kennenlernen – wir antworten
Ein Mitglied schrieb uns, dass ihr die Ernsthaftigkeit beim Kennenlernen aufseiten anderer Mitglieder fehle. Entsprechend hat das Mitglied auch bereits die Beendigung der Teilnahme angekündigt. Tritt also bis Ende dieses Jahres der Erfolg nicht ein, wird sie auch künftig nicht mehr teilnehmen können. Das ist schade, denn bei der Durchsicht des Profils dieses Mitgliedes kann ich ausgezeichnete Aussichten auf eine erfolgreiche Partnerfindung bei Gleichklang erkennen. Vielleicht geht es Ihnen ähnlich – im Folgenden bemühe ich mich, hilfreiche Antworten zu geben.
„Liebes Gleichklang-Team, zwar finde ich das Konzept eurer Seite sehr gut, dass man Vorschläge bekommt, anstatt sich selbst durch den “Wust” an Auswahl zu quälen, aber ich merke einfach immer mehr, dass bei vielen die Ernsthaftigkeit für ein Kennenlernen nicht gegeben ist. Seien es in meinem Fall die (teilweise, nicht bei allen!) spärlich ausgefüllten Profile der Männer, die schon darauf hindeuten, dass diese sich überhaupt nicht mit dem Thema Partnerfindung auseinandergesetzt haben, seien es wahllos, unüberlegt und teilweise nicht gerade vorteilhafte Bilder der Herren (ich meine hey! Partnerfindung startet erstmal mit der äußeren Attraktivität! Ich brauche ja keinen Brad Pitt, aber ein Selfie mit hängendem Gesicht ist nicht gerade anziehend!). Wenn man dann seine Vorauswahl getroffen hat und Profile anschreibt, kommt entweder gar keine Antwort, eine sehr verzögerte oder die Person ist emotional überhaupt nicht verfügbar – sprich: Hat gerade genug andere Probleme, schreibt nur aus Nettigkeit zurück und weil’s vielleicht bequem ist, weil die Frau das Anschreiben übernommen hat. Gleichberechtigung ist ja schön und gut. Aber wo kommen wir denn hin, wenn ich als Frau die “Männeraufgaben” übernehmen muss und mache den 1. Schritt? Jetzt schreien wieder ein paar Männer auf, aber auf der anderen Seite fühlt ihr euch doch gleich wieder entmannt, wenn man euch die Aufgaben wegnimmt?! Und dann stimmt das Gleichgewicht wieder nicht. Unter uns Frauen ist es nun mal noch sehr weit verbreitet, dass wir denken, der Mann ist nicht ernsthaft interessiert oder auf der Suche, wenn er die Frau nicht anschreibt. Nichtsdestotrotz habe ich es hier so ausprobiert, wie empfohlen: Ich habe die Männer zuerst angeschrieben, wenn sie mir nicht ausnahmsweise mal zuvor gekommen sind. Und ich hatte meinen Suchradius auch erst sehr ausgeweitet, bin mit der Zeit aber einfach zu der Einsicht gekommen, dass ich nicht mehrere Stunden zu einem Partner fahren möchte. Gerade wenn wir von einer ernsthaften Beziehung sprechen, möchte man sich ja möglichst oft sehen. Und dann 3 bis 6 Stunden durch die Gegend zu fahren, macht auf Dauer auch nicht jeder Geldbeutel mit. Da bringt es mir auch nichts, wenn die Gegenseite umzugsbereit ist – die Fernbeziehung hat man trotzdem zuerst – und das ändert sich auch nicht von heut auf morgen. Es ist auch sicher gut von euch gemeint, dass ihr sagt, man soll sich die Profile nach einer Zeit ruhig nochmal anschauen (und ich bestreite auch gar nicht, dass das hin und wieder gelingen kann) und eine bestimmte Quote an Erstnachrichten haben – aber ich für meinen Teil habe mir im Vorfeld Gedanken darüber gemacht, was für mich in einer Beziehung passt und was nicht – und auch sicher nicht wahllos sondern anhand meiner bereits gemachten Erfahrungen in Beziehungen.“
Einstieg in die Antwort
Herzlichen Dank für Ihre umfangreiche Rückmeldung, auf die ich gerne antworten möchte. Freundlicherweise haben Sie mir auch erlaubt, die von Ihnen an andere Personen geschriebenen Nachrichten zu lesen. Das hat mir einen guten Eindruck von der Tiefe der Kommunikation gegeben.
Als Erstes fällt mir auf, dass offenbar in der Zwischenzeit etwas passiert ist:
- Denn Sie sind gerade im Austausch mit einem Mitglied, dem Sie bereits neun Nachrichten gesendet haben, und nunmehr steht dieser Kontakt offenbar vor der nächsten Vertiefungsstufe. Das freut mich sehr, und es ist nicht ausgeschlossen, dass demnächst Ihre Suche so zu einem positiven Ende gelangt sein wird.
Natürlich ist dies keine Gewähr. Schließlich hatten Sie auch mit zwei anderen Personen vorher einen intensiven Austausch. Genau solche intensiven Austausche sind aber dennoch bereits ein positives Signal in zweierlei Hinsicht:
- Bei Ihnen besteht die Bereitschaft und Fähigkeit, sich auf einen echten Austausch einzulassen. Das ist nicht selbstverständlich. Sie machen sich gleichzeitig die Erfahrung, dass über den Online-Weg genau solche Austausche entstehen können. Dies kann Ihre Motivation erhöhen, dabei zu bleiben, bis eine Beziehung entstanden ist.
Genau dies ist auch mein letztlicher Rat an Sie:
- Wir sehen immer wieder und wieder, dass der Weg zur Partnerfindung nicht linear und daher auch nicht vorhersagbar ist. Plötzlich aber sehen wir diesen sich vertiefenden Austausch und hören, dass eine Beziehung entstanden ist.
Ich finde Ihren eigenen bisherigen Verlauf das beste Argument, um bei uns zu bleiben.
Rückmeldung zur Antwortbereitschaft und Kontaktintensität
Gerne möchte ich Ihnen aber auch noch meine Gedanken zu den kritischen Aspekten, die Sie angeführt haben, mitteilen:
„Wenn man dann seine Vorauswahl getroffen hat und Profile anschreibt, kommt entweder gar keine Antwort, eine sehr verzögerte oder die Person ist emotional überhaupt nicht verfügbar – sprich: Hat gerade genug andere Probleme, schreibt nur aus Nettigkeit zurück und weil’s vielleicht bequem ist, weil die Frau das Anschreiben übernommen hat.“
Zwei von drei der angeschriebenen Männer haben Ihnen zurückgeschrieben. Das ist eine hervorragende Quote, jedenfalls ein mehrfaches höher als der internationale Durchschnitt beim Online-Dating. Grämen Sie sich am besten nicht über das eine Drittel, sondern richten Sie Ihren Blick auf die zwei Drittel, die Ihre Zuschrift beantworten.
Sie haben bisher mit knapp 4 % nur sehr wenige der Vorschläge angeschrieben. Gegenwärtig würde ich Ihnen aber gar nicht raten wollen, dies zu ändern. Denn der Rat, ungefähr ein Drittel der Vorschläge anzuschreiben, gilt nur für Zeiten, wo sich kein Kontakt vertieft. Aktuell befinden Sie sich aber in einem Kennenlernprozess. In solch einem Prozess ist es nicht ratsam, sich durch neue Kontakte abzulenken, weil dadurch nur der subjektive Wert des aktuellen Kennenlernens sinkt – und wir uns manchmal nur deshalb nicht für eine Beziehung entscheiden, weil im Hinterkopf die Hoffnung auf noch etwas Besseres aktiviert wird. Wir können uns als Menschen kaum gegen solche Einflüsse wehren, die wir typischerweise nicht einmal bewusst wahrnehmen.
Einschätzung zur Ernsthaftigkeit anderer Mitglieder
„… aber ich merke einfach immer mehr, dass bei vielen die Ernsthaftigkeit für ein Kennenlernen nicht gegeben ist.“
Worauf gründet sich diese Vermutung?
Sie selbst hatten nur mit einer sehr geringen Anzahl an Menschen Kontakt, wobei es von diesen wiederum eine Mehrheit war, mit denen Sie sich mehrfach ausgetauscht hatten. Ich habe Ihrem Verlauf, den ich anschauen durfte, entnommen, dass in einem Fall die andere Person offenbar in diesem Moment anderen Herausforderungen ausgesetzt war. Ich denke, das ist menschlich und nicht zu verhindern. Überall, wo wir als Menschen aktiv sind, kann es uns passieren, dass wir in einem bestimmten Moment durch äußere Ereignisse eingenommen werden.
Ich kann aber keine Hinweise erkennen, dass dies für die meisten oder auch nur eine große Anzahl der Ihnen aktuell vorgeschlagenen Personen der Fall wäre. Die Gefahr, die ich bezüglich Ihrer Vermutung sehe, ist, dass allein solche Vermutungen – auch wenn sie nicht der Realität entsprechen müssen – bei uns zum Eindruck führen können, es macht keinen Zweck. Und wenn wir den Eindruck haben, etwas macht keinen Zweck, dann steigen wir schneller aus.
Mein Vorschlag ist hier, die Perspektive zu ändern:
- Richten Sie die Perspektive einfach nur darauf aus, einen Menschen kennenlernen zu wollen, mit dem Sie eine glückliche Beziehung starten können. Dass Ihnen auf diesem Weg auch andere Menschen begegnen werden, die womöglich aktuell andere Herausforderungen haben, brauchen Sie nicht zu Ihrem Problem zu machen.
Einschätzung zur Profilgestaltung und Aussagekraft
„Seien es in meinem Fall die (teilweise, nicht bei allen!) spärlich ausgefüllten Profile der Männer, die schon darauf hindeuten, dass diese sich überhaupt nicht mit dem Thema Partnerfindung auseinandergesetzt haben […]“
Ich habe mir übrigens eine Stichprobe von 20 Vorschlägen angeschaut und fand die meisten Profile hinreichend aussagekräftig – mit freien Texten, Bildern und umfassenden Angaben zu Hobbys, Interessen etc. Manche lassen das Profil aber tatsächlich kurz und knapp. Der beste Weg, herauszufinden, ob es gemeinsam passen könnte, ist: anzuschreiben.
Übrigens haben Sie sich alle Vorschläge angeschaut und Sie haben auch denen, die Ihnen eine Nachricht sandten, geantwortet. Auch das zeigt, dass Sie grundsätzlich die Online-Partnersuche annehmen und sich auf sie einlassen können.
Zur Bildauswahl und äußeren Attraktivität
„Ich brauche ja keinen Brad Pitt, aber ein Selfie mit hängendem Gesicht ist nicht gerade anziehend!“
Gerne verweise ich Sie auf meinen vorherigen Artikel zu den besten Bildern bei der Online-Partnersuche. Es macht erkennbar Sinn, besonders vorteilhafte Bilder einzustellen. Tatsächlich ist genau dies eine der häufigsten Beschwerden: „Ich konnte die Person vom Foto nicht wiedererkennen.“ Bilder sollten die Personen schlichtweg so zeigen, wie sie im Alltag aussehen. Alles andere führt nur zur Desillusionierung oder gar Verärgerung.
Die Beurteilung des Äußeren ist natürlich immer etwas sehr Subjektives. Aber aktuell würde ich Ihre Worte eher so übersetzen, dass die Betreffenden sich an unsere Empfehlungen halten und ein Aufhübschen ihrer Fotos vermeiden.
Das alles erst einmal mit äußerer Attraktivität startet, bedarf übrigens der Qualifizierung. Richtig ist, dass gerade bei den Dating-Apps viele Auswahlentscheidungen im Sekundenschnellblick getroffen werden. Diese sind nahezu nur durch die Attraktivität des Bildes gesteuert. Richtig ist aber auch, dass uns diese Entscheidungen nichts darüber aussagen, ob die Betreffenden miteinander in einer Beziehung glücklich werden können oder nicht. Diejenigen, die ausgewählt werden, mögen dieses Potenzial nicht aufweisen – mit denen, die wir ausschließen, wären wir womöglich die weltweit glücklichsten Menschen geworden.
Es ist also richtig, dass das Äußere eine dominante Rolle spielt, aber dies ist eher zu bedauern, als zu begrüßen, und es führt oft zu falschen Auswahlentscheidungen.
Wir wissen aus Untersuchungen und eigenen Umfragen, dass Attraktivitätseindrücke sich dramatisch im Verlauf eines Kennenlernens verschieben können. Viele denken einfach nur, sie mögen diejenigen, die gut aussehen. In Wirklichkeit sind wir viel komplexer gestrickt:
Wir beginnen, auch das Aussehen derjenigen als positiv einzuschätzen, die wir mögen, auch wenn wir sie, bevor wir sie mochten, nicht als attraktiv erlebten. Genau solche Shifts der erlebten Attraktivität gehören bei der Partnerfindung sozusagen zum täglichen Brot, und dank ihrer entstehen viele Beziehungen, die bei einer reinen Auswahl nach Eingangsbild niemals entstanden wären.
Der beste Weg insofern ist, vorrangig nach der Lebensphilosophie, der Passung der Beziehungsmodelle, den Lebenszielen zu gehen – und sich auf dieser Basis kennenzulernen, um auszuloten, ob ein romantischer Beginn miteinander entsteht oder nicht.
Gleichberechtigung und Rollenverständnis
„Gleichberechtigung ist ja schön und gut. Aber wo kommen wir denn hin, wenn ich als Frau die “Männeraufgaben” übernehmen muss und mache den 1. Schritt? Jetzt schreien wieder ein paar Männer auf, aber auf der anderen Seite fühlt ihr euch doch gleich wieder entmannt, wenn man euch die Aufgaben wegnimmt?!“
Bei Gleichklang gibt es dieses Geschlechter-Ungleichgewicht nahezu gar nicht. Die Erstnachrichtenrate und Antwortrate von Männern sind nur moderat höher als die von Frauen. Bei den Dating-Apps haben Sie aber sicherlich recht. Dort sind eben 80 % Männer, von denen es sich manche zur Gewohnheit machen, nahezu jede Frau anzuschreiben. So bleiben wiederum manche Frauen bei der Gewohnheit, abzuwarten. Leider ist das Ganze aber für die Partnersuche wenig effektiv – und zudem werden dadurch Geschlechterstereotype massiv verstärkt. Der Mann als Eroberer, gar Jäger heißt es in einer Studie, Frauen lassen sich umwerben.
Ich denke, wir sollten dieses Klischee am besten einfach komplett vergessen und uns einfach alle aktiv für unsere Partnersuche engagieren – völlig egal, welchem Geschlecht oder Gender wir angehören. Ich sehe hier jedenfalls keine Männeraufgaben oder Frauenaufgaben am Werk. Übrigens beschweren sich Männer bei Gleichklang (ebenso wie Frauen) vorwiegend darüber, zu selten angeschrieben zu werden. Von Männern, die sich beschwerten, dass die Frauen sie angeschrieben haben, habe ich noch nie gehört. Ich glaube, das mit der Entmannung ist ein fiktives Problem, das es gar nicht gibt.
Entfernung, Umzugsbereitschaft und Suchradius
„Gerade wenn wir von einer ernsthaften Beziehung sprechen, möchte man sich ja möglichst oft sehen. Und dann 3 bis 6 Stunden durch die Gegend zu fahren, macht auf Dauer auch nicht jeder Geldbeutel mit. Da bringt es mir auch nichts, wenn die Gegenseite umzugsbereit ist – die Fernbeziehung hat man trotzdem zuerst – und das ändert sich auch nicht von heut auf morgen.“
Wer meine Artikel und Videos kennt, weiß vermutlich, was ich nun antworten werde. Ich halte es daher kurz und verweise auf die Links:
- Es ist einer der größten Irrtümer bei der Partnersuche, dass sich initial weitere Distanzen negativ und geografische Nähe positiv auf die Erfolgsaussichten einer Beziehung auswirken würden. Bei unseren eigenen Paaren haben wir es systematisch untersucht und haben einen Zusammenhang gefunden zwischen der initialen Entfernung, der Dauerhaftigkeit der entstandenen Beziehung und der Zufriedenheit der Beteiligten mit der Beziehung. Ähnliche Befunde werden auch international berichtet. Nachgelesen werden kann es im Blog-Artikel „Die Psychologie der Fernbeziehung“ oder im Artikel „Alles zu Fernbeziehungen und Nahbeziehungen“. Umfassend werden solche Befunde auch in meinem Video „Alles über Fernbeziehungen“ dargestellt.
Die Mehrheit aller partnerschaftlichen Beziehungen ist einmal eine Fernbeziehung. Im jungen Alter sind es oft die Studienorte, später führt nicht selten der Arbeitsplatz dazu, dass Paare hundert Kilometer entfernt oder sogar voneinander getrennt über Jahre ihre Beziehung gestalten. Ich verstehe, dass manche sodann ab dem mittleren Lebensalter es vielleicht als den Luxus einer neuen Partnerfindung betrachten, von dieser vorübergehenden Fernbeziehungscharakteristik Abstand gewinnen zu können.
Doch das ist oftmals ein Irrtum, und einer der Vorteile des Online-Datings ist tatsächlich, dass wir Menschen kennenlernen können, mit denen eine große Liebe entstehen kann – und die wir ansonsten aufgrund der weiteren Entfernung nie kennengelernt hätten. Eine neue Studie ist übrigens sogar zu dem Ergebnis gekommen, dass gerade die weitere Distanz die Verbundenheit zwischen Paaren verbessern kann.
Es können sehr viele plausible Gründe angegeben werden, warum eine geringe Distanz besser sein sollte. Aber was wir in der Realität bei uns sehen – und was Studien weltweit zeigen – ist, dass dies tatsächlich einfach nicht der Fall ist. Und wir haben da auch keine Zusammenhänge feststellen können zu weiteren Barrieren, wie wirtschaftlichen Problemen, Erkrankungen, Mobilitätseinschränkungen etc.
Was könnte der Hintergrund sein?
Es ist vermutlich genau der Hintergrund, der auch in der Literatur immer wieder überzeugend beschrieben wird und den uns so viele Menschen, die in einer glücklichen Beziehung sind, so überzeugend schildern:
- Wenn es eine echte Liebe ist, dann setzt das Glück dieser Liebe alle oberflächlichen Barrieren außer Kraft, und dann finden Menschen Möglichkeiten, auch bei einer weiteren Distanz eine Liebesbeziehung miteinander zu beginnen und in ihr glücklich zu werden.
Dazu ein weiterer Befund aus unseren eigenen Daten:
- Ob ein Paar später in einer Wohnung zusammengezogen ist, korrelierte nicht mit der anfänglichen Distanz. Ob Gleichklang-Paare weiter entfernt oder direkt nebeneinander lebten beim Kennenlernen, führte also zu keiner veränderten Wahrscheinlichkeit, zusammenzuziehen oder nicht.
Psychologisch sind wir alle Menschen in der Lage, Liebe möglich zu machen, die nicht an Entfernungen scheitert.
Aber natürlich können Sie für sich zu einer anderen Überzeugung gelangen und Ihre Suche entsprechend eingrenzen. Die Möglichkeiten sind da, auch wenn wir in unseren Daten sehen, dass die Partnerfindung öfter denen gelingt, die ihre Suche geografisch nicht einschränken.
Wiederbetrachtung von Profilen – unterschätzte Chance
„Es ist auch sicher gut von euch gemeint, dass ihr sagt, man soll sich die Profile nach einer Zeit ruhig nochmal anschauen (und ich bestreite auch gar nicht, dass das hin und wieder gelingen kann) und eine bestimmte Quote an Erstnachrichten haben – aber ich für meinen Teil habe mir im Vorfeld Gedanken darüber gemacht, was für mich in einer Beziehung passt und was nicht – und auch sicher nicht wahllos, sondern anhand meiner bereits gemachten Erfahrungen in Beziehungen.“
Es ist insofern in der Tat gut gemeint, weil wir in unseren internen Daten sehen, dass viele Partnerschaften daraus entstehen, dass eine der beteiligten Personen noch einmal auf einen alten Vorschlag schaute. Schon öfter habe ich auch Post erhalten, die sich für den Tipp bedankten, weil sie genau so ihren Partner oder ihre Partnerin kennenlernten.
Bei der Online-Partnersuche gehen die meisten davon aus, sehr genau zu wissen, welche Personen in Frage kommen. Wir überschätzen unsere Fähigkeit, dies an Profilen festmachen zu können. In Wirklichkeit lernen wir die andere Person erst in der weiteren Begegnung kennen – und können dabei eine Reihe von Überraschungen erleben.
Sie haben beispielsweise geschrieben, viele Profile seien nur spärlich ausgefüllt. Das bedeutet ja: Es fehlen Informationen. Wie können Sie dann erkennen, dass es passt oder nicht passt? Womöglich, weil diejenigen, die ein Profil spärlich ausfüllen, als Persönlichkeiten nicht in Frage kämen? Tatsächlich ist die Spärlichkeit und Vollständigkeit von Profilen jedoch kaum mit der Persönlichkeit korreliert. Es gibt so viele widerstreitende Gründe dafür, warum jemand knapp bleibt oder sich ausführlich vorstellt, dass wir ohne den direkten Kontakt mit der Person nicht in der Lage sind, die Gründe aufzuklären.
Sprich:
- Wenn wir Profile für uns ausschließen, bestätigen wir uns selbst, wenn wir davon ausgehen, dass diese entsprechend nicht in Frage kämen. Da wir aber keine Möglichkeiten haben, einen möglichen Irrtum zu bemerken und auch kein Feedback erhalten, ist das kein echter Lernprozess, sondern wir werden so eher Opfer unserer eigenen Willkür, die wir alle als Menschen haben. Wie gesagt: Wir hören es so oft, dass der zweite und dritte Eindruck plötzlich ein ganz anderer war. Die Möglichkeit betrifft uns alle – und es gibt nach meiner Einschätzung keine Möglichkeit, dass wir Eindrucksänderungen durch Reflexion unserer Auswahlkriterien ausschließen könnten. Also lohnt es sich, offen zu bleiben und immer mal wieder einen Blick in die älteren Vorschläge zu werfen, wenn aktuell keine Begegnung besteht.
Sie sind jetzt ein halbes Jahr bei uns. Sie haben 76 Vorschläge erhalten und Sie befinden sich aktuell in einem offenbar intensiven Begegnungsprozess. Ich wünsche Ihnen für diesen Begegnungsprozess alles Gute – würde Ihnen aber für den Fall, dass sich hieraus keine Beziehung entwickelt, raten, bei uns zu bleiben. Denn wenn es diesmal nicht geworden ist, wird es eines anderen Tages etwas werden.
Resümee
Partnersuche Online und auch Partnersuche bei Gleichklang ist oft keine durchgängig erfreuliche Angelegenheit.
Verkürzt lässt sich sagen:
- Manche Plattformen haben einen Unterhaltungswert, der aber irgendwann auch langweilig wird, weil keine Beziehungen entstehen. Gleichklang hat von Anfang an keinen Unterhaltungswert, dafür haben wir hohe statistische Vermittlungsraten und die meisten Beziehungen, die bei uns entstehen, bestehen auch fort.
- Bis zum Moment der Partnerfindung, der ja eine einzigartiges, singuläres Ereignis ist, werden wir uns aber oft über andere Profile, Wartezeiten, ausbleibenden Antworten oder andere Enttäuschungen ärgern.
- Sicher können wir nun mit uns selbst, der Plattform oder den anderen Partnersuchenden hadern. Wir können auch verbittert sein. Oder wir steigen lieber gleich aus, bevor der Moment der Partnerfindung eingetreten ist. All dies ist verständlich, aber nicht zielführend, wenn wir uns eine Partnerfindung wünschen.
- Der Weg zum Ziel besteht darin, den Blick auf das Wesentliche zu richten, alle Unzufriedenheit an sich vorbei ziehen zu lassen und dies genau solange zu tun, bis die Partnerfindung zur Wirklichkeit geworden ist. Ich habe dazu ein eigenes Video „Psychologie der Partnerfindung“ gemacht und wer sich die 30 Minuten Zeit nimmt, um sich das Video in Gänze anzuschauen, wird bessere Aussichten für die Partnerfindung haben- mein Rat ist, auch diese Möglichkeit zu ergreifen.
Wir haben am ersten Juni unseren 19. Geburtstag bei Gleichklang gefeiert. Wer das Internet ein wenig kennt, weiß, wie kurzlebig ist. Wieviele der Plattformen, die vor 19 Jahren mit uns starteten, gibt es noch? Es dürften nicht mehr als 1 % sein.
Nehmen Sie unsere Langlebigkeit als kleine Plattform ohne Kapital zum Signal, dass Sie mit uns einen anderen Weg beschreiten können, dessen Essenz darin besteht, dass er nachhaltig ist. Auf diesem Weg begleiten wir Sie gerne:
▶ Zur Beziehungssuche bei Gleichklang
Weitere Links:
Informationen zum Coaching:
Einzeltermine für ein Coaching können Sie jederzeit über meine Website vereinbaren. Wie überall gilt auch für das Coaching unser Grundsatz, dass bei Gleichklang niemand an finanziellen Engpässen scheitern soll. Das Coaching-Honorar kann daher ohne Probleme auch in niedrigen Monatsraten beglichen werden.
“…Profile anschreibt, kommt entweder gar keine Antwort, eine sehr verzögerte oder die Person ist emotional überhaupt nicht verfügbar”
Wenn man das liest, könnte man denken, dass Sie dutzende Männer angeschrieben hat. Dabei hat sie nur 3 Männer angeschrieben, wenn sie 4 % Erstnachrichtenrate bei 76 Partnervorschlägen hat. Bei einer Antwortrate von 2/3 hat dann nur 1 Mann nicht geantwortet und mit den restlichen beiden Männer hatte Sie intensiven Kontakt. Für mich wäre das großartig. Woher kommt dann diese Unzufriedenheit? Zu hohe Erwartungen? Das Suchen von Fehlern? Vergangene negative Erfahrungen?
“aber auf der anderen Seite fühlt ihr euch doch gleich wieder entmannt, wenn man euch die Aufgaben wegnimmt?!”
Sehr interessant wie manche Frauen es sehen. Generell sind Männer, welche von Frauen begehrt werden, bei beiden Geschlechtern hoch angesehen. Ich kenne praktisch keinen Mann, welcher sich darüber beschwert hat. Es ist eher das Gegenteil!
Ich muss der Frau aber auch ein Lob aussprechen. Immer hat sie auf jede Nachricht geantwortet und sich mit Gleichklang und den Empfehlungen von dir beschäftigt. Das macht definitiv nicht jeder!
Leider muss man sagen, dass Gleichklang nach 19 Jahren immernoch die beste Online-Dating-Plattform ist. Das “Leider” deswegen, weil Gleichklang so klein ist. Eigentlich müsste Gleichklang die dominierend Plattform sein und nicht Tinder! Die Probleme auf anderen Plattformen sind wirklich erheblich schlimmer!
Interessant, Michael, dass du Tinder nicht “gut” findest. Ich verstehe nicht, dass sich anscheinend sehr viele Menschen auf ein “Wisch und weg” Niveau einlassen.
Wir haben sozusagen alle unsere Stärken und Schwächen, was uns aber wiederum ermöglicht, zu reflektieren und uns ein wenig zu optimieren; nicht in einem neoliberalen Sinne, sondern im Sinne von Selbsterweiterung und Wachstum. Das können wir auch im Dating-Bereich, indem wir unsere Erfahrungen und Vorbehalte uns von manchem frei machen und anderes besser zur Geltung bringen. Danke für das Kompliment zu Gleichklang, von der größten Plattform sind wir in der Tat bei weitem entfernt…
Erstaunlich, ich komme teilweise zu den gleichen Überzeugungen und habe alle angeschrieben, wenn dies möglich war. Hauptsächlich Frauen, aber auch Männer und dazwischen sowie außerhalb. Ich denke die Bereitschaft jemand kennenzulernen hängt auch damit zusammen, wie sympathisch die aktive Person der vermeintlich Passiven auftritt. Die Hinderlichkeit der Entfernung bei beidseitigem geringen Vermögen sollte auch nicht unterschätzt werden.
Ansonsten habe ich ein ganz anderes “Problem”. Es heißt wenn man monogam sucht, braucht die Liebe nur einmal eintreten. Nein, leider nicht.
Ich habe jemanden kennengelernt, die Resonanz war wechselseitig hervorragend, die Liebe groß. Allerdings bestand der Kontakt hauptsächlich online, Entfernung zwischen uns 2 Stunden mit dem Auto, hatten uns tatsächlich auch nur zweimal getroffen. Nach einem halben Jahr offenbarte sie mir dann, dass ich sie zwar auf romantischer Ebene abhole, wo sie noch nie abgeholt wurde, aber spreche sie sexuell überhaupt nicht an. Wir haben uns jetzt darauf verständigt, dass wir einfach in platonischer tiefer Freundschaft verbunden bleiben. Was auch völlig wunderbar ist. Im Nachhinein waren die Zeichen der Bindungsvermeidung auch erkennbar und habe dadurch viel über mich gelernt, auch dass ich in der Lage bin, eine ernsthafte Beziehung zu führen und dass Äußerlichkeiten zumindest für mich keine Rolle spielen, wenn die Resonanz stimmt. Tja, ich hab mich eben darauf verlassen, dass das bei allen so ist. Was mich am meisten frustriert ist, dass die ganze Suche wieder von vorne anfängt, weil das Seltene bereits eingetreten ist. Nur leider nicht wechselseitig vollständig.
Ich würde es so sehen, dass es noch nicht eingetreten ist. Eintreten tut es ja nur, wenn es beidseitig vollständig vorhanden ist. Dies Ereignis muss nur einmal eintreten. Der Weg zur Partnerfindung kann aber mit Enttäuschungen und Abweisungen gepflastert sein.
“Die Erstnachrichtenrate und Antwortrate von Männern sind nur moderat höher als die von Frauen.” <= Wenn das im Mittel tatsächlich stimmt, frage ich mich, was mit meinem Profil nicht stimmt (in ~7 Jahren ca. 50 Erstnachrichten geschrieben und 2 oder 3 erhalten). Sollte ich angesichts dieser Quote vielleicht den Support kontaktieren?