Weg zum Beziehungsglück
Übereinstimmungen in zentralen Werthaltungen, der eigenen Lebensphilosophie und der Lebenspraxis fördern das Beziehungs-Glück und die Beziehungs-Stabilität. Dies ist die Kerntheorie unserer Vermittlung bei Gleichklang.
In meinem letzten Blog-Artikel habe ich eine Umfrage vorgestellt, die diese Kerntheorie in Bezug auf die Übereinstimmung von Partner:innen in Bezug auf die vegane Lebensweise eindrucksvoll bestätigt:
- In der Umfrage berichteten Veganer:innen mit veganen Partner:innen über eine im Durchschnitt wesentlich höhere Beziehungs-Zufriedenheit und Beziehungsstabilität als Veganer:innen mit Fleisch essenden Partner:innen.
- Zudem gab die große Mehrheit der Befragten mit Fleisch essenden Partner:innen an, dass sie sich eine Beziehung mit einer ebenfalls vegan lebenden Person wünschen.
Was aber sind die Gründe dafür, dass gemeinsame Werthaltungen verbinden und uns in Beziehungen glücklicher machen?
Warum wünschen wir uns Partner:innen, mit denen wir zentrale Grundüberzeugungen teilen?
Hierzu hatten wir die Teilnehmenden der Vegan-Umfrage gebeten, jeweils eigene Schilderungen zu geben. So entstanden 549 freie Texte, die wir ausgewertet haben.
Im Rahmen dieser Auswertung wurden die inhaltlichen Aussagen übergeordneten Themen zugewiesen und diese wiederum in verschiedene Subthemen unterteilt, sofern derartige Subthemen in den Selbstschilderungen erkennbar wurden.
Aus der Analyse der Selbstschilderungen der Teilnehmenden haben sich wesentliche Einblicke darin ergeben, warum Menschen in partnerschaftlichen Beziehungen Übereinstimmung suchen.
Dabei wurde spezifisch bezüglich der veganen Lebensweise deutlich, von welcher enormen Bedeutsamkeit eine vegane Lebensweise für die Betreffenden ist und wie tiefgreifend sich hier eine Übereinstimmung auswirkt.
Die Ergebnisse der qualitativen Analyse unterstreichen den von uns für die Partnersuche gegebenen Rat, bei der Beziehungsfindung Kompromisse in weniger wichtigen Merkmalen zu machen, jedoch bei den zentralen Merkmale der eigenen Lebensphilosophie und Visionen unbedingt auf eine gute Übereinstimmung zu achten.
Übereinstimmung macht sechsfach glücklich
- 8,4 % der Befragten gaben an, dass die Übereinstimmung in der veganen Lebensweise in einer Beziehung mit keinen Vorteilen verbunden sei.
- Zwei Befragte oder 0,3 % benannten sogar Nachteile einer gemeinsamen veganen Lebensweise, die darin bestünden, dass sich die Paare zu stark von der restlichen Gesellschaft entfremden würden.
- Umgekehrt bedeuten diese Zahlen, dass 92,3 % der Befragten Vorteile einer Übereinstimmung in der veganen Lebensweise benannten.
In den Schilderungen dieser 92,3 % der Teilnehmenden ließen sich sechs zentrale übergeordnete Thematiken identifizieren.
Wichtig ist es, die unten angegebenen Prozentzahlen für die Häufigkeit der identifizierten Themen nicht zu stark zu bewerten:
- Bei qualitativen Auswertungen komplett freier Selbstschilderungen wird die Häufigkeit einzelner Thematiken eher unterschätzt, da die spontane Nicht-Erwähnung einer Thematik keineswegs notwendigerweise bedeutet, dass die entsprechende Thematik für die jeweilige Person unwichtig wäre.
Dennoch geben die dargestellten Informationen zur prozentualen Verteilung sicherlich einen ungefähren Einblick in die Häufigkeit, mit der bestimmte Vorteile der Übereinstimmung im veganen Lebenswandel in freien Selbstschilderungen von Veganer:innen in Beziehungen benannt werden.
(Die hier identifizierten übergeordneten Thematiken und Unterthemen schließen sich übrigens nicht wechselseitig aus, sondern es konnten und wurden von vielen Befragten mehrere Vorteile einer Übereinstimmung berichtet. Entsprechend addieren sich die im Folgenden aufgeführten Prozente nicht zu 100%.)
Das sind die sechs Themen:
(1) Erleichterung des Alltags
- 68,6 % der Befragten benannten in ihren Schilderungen Argumente dafür, dass die Übereinstimmung in der veganen Lebensweise den Alltag erleichtere oder – umgekehrt – dass die Nicht-Übereinstimmung in der veganen Lebensweise den Alltag erschwere.
Mit Abstand am häufigsten benannten die Befragten den Bereich Essen, Kochen und Einkaufen, wo eine Erleichterung aus einer Übereinstimmung in der veganen Lebensweise im Alltag resultiere:
- 60,4 % der Befragte berichteten, dass Essen, Kochen und Einkaufen mit veganen Partner:innen wesentlich einfacher, entspannter und angenehmer sei als mit nicht-veganen Partner:innen.
Typische Schilderungen hierzu waren:
- Man kann gemeinsam kochen und kennt die gleichen Gerichte und veganen Tricks
- Vorteil wäre definitiv, dass das gemeinsame Einkaufen, Kochen und Essen erheblich leichter ist mit einer ebenfalls vegan lebenden Person.
- Jedes Essen kann geteilt werden; ich kann bei mir zuhause sicher sein, dass ich alles essen kann und muss keine Zutatenlisten lesen.“
Seltener wurden allgemeinere Formen der Erleichterung des Alltags benannt:
- 7,6 % der Befragten gaben eine allgemeinere Einfachheit an, die sie nicht nur am Essen, Kochen oder Einkaufen festmachten:
Typische Schilderungen hierzu waren:
- Gleiche Einstellungen und es ist einfacher
- Wäre mein Partner vegan, wäre es einfacher.
- In fast jeder Lage, einfacher auf einen gemeinsamen Nenner kommen.
Einige Befragten nannten den erleichterten Umgang mit gemeinsamen sozialen Kontakte:
- 4 % der Befragten berichteten über eine Erleichterung im Umgang mit Familie, Freund:innen, Bekannten oder sozialer Außenwelt, wenn sie gemeinsam mit ihren Partner:innen gemeinsam vegan auftreten können:
Typische Schilderungen hierzu waren:
- Weniger Probleme, wenn man bei der Familie des anderen eingeladen ist, da alle dort bereits einen vegan lebenden Menschen gewohnt sind.
- Außerdem mehr Unterstützung bei Familientreffen (auf beiden Seiten).
- Für mich als Veganerin wäre es in dem Sinne leichter, dass ich mich nicht so oft rechtfertigen muss (Anmerkung: Im sozialen Umgang außerhalb der Partnerschaft) bzw. ich weniger etwas sagen müsste. Ich hätte jemanden, der mich mit verteidigt.
(2) Passung von Moral und Ethik
- 48,7 % der Befragten benannten die Passung von Moral und Ethik, die für eine partnerschaftliche Beziehung wichtig sei.
Typische Schilderungen hierzu waren:
- Mein Freund ist ebenfalls vegan und ich finde es wichtig und war für mich auch ein Kriterium bei der Partnersuche. Ich finde es wichtig die selben ethischen Werte zu haben.
- Für mich ist Veganismus ein grundlegendes Thema und die gleichen Ansichten zu teilen verbindet einen.
- Vorausgesetzt die andere Person in der Beziehung lebt aus den selben Gründen vegan, wie man selbst. Ich kann mit niemandem zusammen leben, der gegen meine moralischen Vorstellungen verstößt. Das würde mich durchgängig unter Stress setzten.
(3) Tieferes und harmonischeres Verstehen
- 47,1 % der Befragten schilderten, dass die Übereinstimmung in der veganen Lebensweise zu einem besseren Verstehen, weniger Konflikten, einem harmonischeren Zusammensein, besseren Gesprächen oder auch stärkeren Liebesgefühlen führe:
Über alltagspraktische Erleichterungen hinausgehend schilderten diese Befragten also eine positive Auswirkung einer Übereinstimmung in der veganen Lebensweise auf grundlegende emotionale und geistige Faktoren von Liebeserleben und Beziehungsgestaltung.
- 31,6 % der Befragten gaben an, dass die Übereinstimmung in der veganen Lebensweise zu weniger Konflikte, Streit, destruktiven Diskussionen führe:
Typische Schilderungen hierzu waren:
- Weniger Konflikte, was den Einkauf und das Kochen betrifft und weniger ethische Auseinandersetzungen.
- Diskussion über das Essen/Moral/Lebensstandard wenn nur ein Partner Veganer lebt.
- Ich würde wahrscheinlich damit nicht klar kommen, wenn mein Partner Fleisch isst und somit das System der Tierausbeutung unterstützt. Dies würde wiederum zu viel Streit führen.
Ebenfalls schilderten Befragte mehr Verbundenheit:
- 23,9 % benannten ein vertieftes Verstehen, mehr Zuneigung und Verbundenheit durch die Übereinstimmung in der veganen Lebensweise:
Typische Schilderungen hierzu waren:
- Meine Freundin ist ebenfalls vegan, weswegen wir umso mehr auf einer Wellenlänge sind, was ganz schön ist.
- Ich bin seit über 4 Jahren mit meinem Partner zusammen, der ebenfalls vegan lebt. Wir haben uns kennengelernt, als wir beide bereits vegan waren und haben gemerkt, dass unsere innige Verbindung zueinander mitunter durch unseren gleichen Werte entstanden ist und stetig größer wird.
- Man fühlt sich emotional nicht aufgefangen durch einen Fleisch essenden Partner, und das in so einer wichtigen Sache. Jetzt habe ich einen veganen Partner und fühle mich erstmals seelenverwandt.
Einige Befragten berichteten zudem, dass sich eine geteilte vegane Lebensweise positiv auf Gespräche auswirke:
- 3,6 % gaben an, dass es bei einer Übereinstimmung in der veganen Lebensweise besser gelinge, gute Gespräche miteinander zu führen.
Typische Schilderungen hierzu waren:
- Ein vernünftiger Austausch und Gespräche auf Augenhöhe sind so deutlich erleichtert.
- Häufige Gespräche über das Thema Ernährung, mehr Austausch über Gesundheit.
- Die Gespräche würden um weitere ethische, soziale Bereiche erweitert uvm. …
(4) Neues Lernen und konsistenter mit sich selbst
- 12,5 % schilderten eine Verbesserung ihrer veganen Lebensweise im Sinne von dem Erlernen von Neuem, mehr Konsequenz und Konsistenz mit sich selbst oder gemeinsamen Engagement.
Am häufigsten wurde das Erlenen von Neuem genannt:
- 11,7 % gaben an, durch die vegane Partner:innen Neues bezüglich der veganen Lebensweise zu lernen, einschließlich neuer Rezepte oder neuer Denkweisen.
Typische Schilderungen hierzu waren:
- gemeinsames Lernen/Evaluieren.
- Neues zur Ernährungslehre, Kommunikation und zu zwischenmenschlichen Beziehungen lernen etc.
Von einander lernen. - kämpfen für die gleiche Sache, gemeinsames Ausprobieren neuer Rezepte.
Manche Befragten berichteten über eine Förderung der Konsequenz der veganen Lebensweise:
- 1,9 % schilderten, mithilfe von veganen Partner:innen Versuchungen zu nicht-veganem Konsum besser widerstehen und so ihre vegane Lebensweise konsequenter gestalten zu können.
- Typische Schilderungen hierzu waren:
- ich gerate ab und zu in Versuchung etwas nicht veganes zu essen und fühle mich daraufhin schlecht.
- Wenn man eine Ernährungsweise teilt fällt es viel leichter, sich an diese zu halten. Befinden sich im Haushalt nur Vegane Produkte gibt es keine Versuchungen, auch bietet einem niemand etwas an oder verkocht versehentlich etwas nicht veganes. So ist es für mich am leichtesten, komplett vegan zu leben.
- Es wird nur vegan gekauft, also keine Versuchung durch nicht-vegane Produkte wie Schokolade mit Kuhmilch.
Ein kleiner Teil der Befragten erwähnte explizit die Möglichkeit zu gemeinsamen Engagement für die vegane Lebensweise:
- 1,0 % gaben an, durch eine Partnerschaft mit einer anderen veganen Person den Schritt zu politischem Engagement und Aktivismus für die vegane Lebensweise leichter tun zu können.
Typische Schilderungen hierzu waren:
- Ggf. bietet sich auch gemeinsamer Aktivismus an, aber so oder so ist es eine verbindene Gemeinsamkeit.
- Es hat nur Vorteile: das Essen passt, wir sind Aktivisten und leben nachhaltiger als wenn jeder für sich selbst wäre.
- Außerdem kann man sich gemeinsam für Tiere engagieren.
(5) Vermeidung negativer Ereignisse und Gefühle
- 18,5 % der Befragten gaben an, durch die Beziehung mit veganen Partner:innen vor negativen Gefühlen, wie Ekel oder Abscheu, und der Konfrontation mit belastenden Ereignissen, wie Tierprodukten im eigenen Kühlschrank oder auf dem Teller von Partner:innen, geschützt zu werden.
Befragte erlebten die Konfrontation mit Tierprodukten im eigenen Haushalt als belastend:
- 11,5 % der Befragten schilderten, durch die Partnerschaft mit einer veganen Person die direkte Konfrontation mit Produkten der Tierausbeutungs-Industrie, wie Fleisch, Milch, Eier und Milch in der eigenen Wohnung und im eigenen Kühlschrank vermeiden zu können. Die Betreffenden schilderten, dass so ihre Wohnung zu einer Art Schutzraum gegenüber der Außenwelt werden könne.
Typische Schilderungen hierzu waren:
- Bei tierischen Produkten habe ich immer gleich das leidende Tier vor Augen und könnte es nicht ertragen mit jemandem zu leben, der mich immer daran denken lässt und dieses Leid vertretbar findet.
- ich möchte keine toten Tiere in meinem Haus.
- Es mag für Omnivoren einfach sein, zu sehen wie jemand „weniger“ isst als man selbst. Als vegane lebende Person jedoch den:die Partner:in zu sehen wie er:sie etwas nicht veganes isst, tut einfach weh. Es enttäuscht in gewisser weise, dass eine Person, die einem sonst so nahe steht, so etwas tut. Diese Erfahrung habe ich in einer einjährigen Beziehung mit einer Vegetarierin gemacht. Danach wollte ich nur noch ungern in eine nicht-vegane Beziehung.
Ein weiteres Thema waren Erleben von Ekel und Abscheu:
- 8,5 % der Befragten benannten Gefühle von Ekel oder Abscheu, wenn Partner:in Tierprodukte essen, was es ihnen beispielsweise auch erschweren würde, ihre Partner:innen zu küssen:
Typische Schilderungen hierzu waren:
- Für mich persönlich wäre mittlerweile ein Ekel damit verbunden, wenn mein Partner Fleisch essen würde. Der Gedanke dass ein totes Tier auf seinem Teller liegt und er damit kein Problem hat, würde mich abschrecken.
- Weniger Ekel, wenn mein Partner vorher nicht-vegan (insbesondere Fleisch/ Fisch) gegessen hat.
- Dass meine Freundin auch vegan lebt war mir sehr wichtig. Meine ex hat Fleisch gegessen als ich noch Vegetarier war, da habe ich mich immer etwas geekelt sie nach dem Essen zu küssen und sie musste sich den Mund erst auswaschen. Jetzt finde ich Fleisch am Essenstisch absolut abstoßend.
(6) Gemeinsame Kindererziehung
- 7,2 % der Befragten, benannten eine gemeinsame vegane Lebensweise als wichtigen Faktor für die Erziehung und Ernährung der eigenen Kinder.
Typische Schilderungen hierzu waren:
- keine Unstimmigkeiten bei Ernährung von Kindern.
- Vorteile vegane Partnerschaft: Beide haben die gleichen Werte, es ist einfach Essen zu finde, das für beide gut ist. Außerdem ist dann auch klar, dass potentielle Kinder auch vegan ernährt werden.
- Keine Diskussionen ums essen – vor allem, wenn man Kinder hat.
Anzahl der individuellen Themen
- 35,3 % der Befragten gaben lediglich ein Oberthema an, 34,3 % schilderten zwei Oberthemen, 22,4 % drei Oberthemen, 7,0 % vier Oberthemen und 1,0 % fünf Oberthemen.
Hier zwei Selbstschilderung, die fünf Oberthemen umfassten:
- Vorteil wäre definitiv, dass das gemeinsame Einkaufen, Kochen und Essen erheblich leichter ist mit einer ebenfalls vegan lebenden Person. Ggf. bietet sich auch gemeinsamer Aktivismus an, aber so oder so ist es eine verbindende Gemeinsamkeit. Mit einer nicht wenigstens vegetarisch lebenden Person könnte ich keine Partnerschaft führen aufgrund zu unterschiedlicher moralischer Vorstellungen. Mit einer Person zusammenzuwohnen, die zerstückelte Tierleichen isst, wäre für mich keine Option, das würde mich nahezu abstoßen.
- Gemeinsame Werte, wir können gemeinsam kochen, kein Ekel vor dem Essen meines Partners, keine tierischen Produkte im Kühlschrank. Hatte bereits Fleisch essende Partner als ich noch Vegetarierin war und die Ernährungsweise hat immer wieder zu Konflikten und schließlich zur Trennung geführt
Gemeinsame Werte bereichern Beziehungen
An der Befragung hatten sich übrigens auch einige Personen beteiligt, die Fleisch aßen, auch wenn die bisherigen Auswertungen sich ausschließlich auf diejenigen Befragten konzentrierten, die vegan lebten – zumal die Befragung auch zu diesem Thema durchgeführt wurde.
Folgende Befunde aus der Befragung der 96 Fleisch essenden Teilnehmenden, die mit Fleisch essenden Beziehungspartner:innen zusammenlebten, seien hier genannt:
- 47,9 % stimmten der Aussage, dass Sie Sie mit Ihrer Beziehung zufrieden seien, stark zu, 39,6 % stimmten zu, 8,3 % lehnten die Aussage ab und 4,2 % lehnten die Aussage stark ab.
- 45,8 % stimmten der Aussage, dass Sie Ihre Beziehung stabil sei, stark zu, 39,6 % stimmten zu, 9,3 % lehnten die Aussage ab und 4,2 % lehnten die Aussage stark ab.
Diese Zufriedenheits- und Stabilitätswerte waren signifikant geringer als die entsprechenden Angaben bei den vegan-veganen Paaren, die hier noch einmal aus dem vorherigen Blog-Artikel dargestellt seien:
- 56,7 % der veganen Befragten mit veganen Partner:innen stimmten der Aussage stark zu, dass sie mit ihrer Beziehung zufrieden seien, 37,7 % der Befragten stimmten der Aussage zu, 5,2 % lehnten die Aussage ab und 0,3 % lehnten die Aussage stark ab.
- 66,9 % der Befragten mit veganen Partner:innen stimmten der Aussage stark zu, dass ihre Beziehung stabil und dauerhaft sei, 27,5 % der Befragten stimmten der Aussage zu, 4,7 % lehnten die Aussage ab und 0,8 % lehnten die Aussage stark ab.
Omnivore Paare (beide Partner:innen essen eine Mischkost mit Fleisch) und vegane Paare (beide Partner:innen essen vegan) teilen jeweils jeweilige ihre Ernährungsform miteinander. Die Partnerschaftzufriedenheit und die Partnerschaftsstabilität ist aber – obwohl die Gemeinsamkeit bei beiden vorhanden ist – bei den veganen Paaren höher als bei den omnivoren Paaren.
Wie lässt sich dies erklären?
- Aus psychologischer Sichtweise ist Übereinstimmung für Beziehungen nur wichtig, wenn es sich um bedeutsame, nicht-triviale Merkmalen handelt. Über Geschmäcker lässt sich nicht streiten und einzelne Hobbys mögen sich unterscheiden.
- Fleisch essen gehört für die Mehrheit der Bevölkerung zur Normalität, eine “Normalität”, die freilich nach vorliegenden wissenschaftlichen Befunden mit äußerst negativen Auswirkungen auf Umwelt und Klima sowie mit weltweit enorm hohem Tierleid einhergeht: So zeigt eine aktuelle umfassende Studie, dass es bezüglich des Klimawandels keinen stärkeren negativen Einzel-Faktor gibt als den Konsum von Tierprodukten. Kein regionaler Einkauf und kein Bio-Einkauf kann dies ausgleichen, zumal der Landbedarf für Tierprodukte auf Bio-Basis sogar besonders hoch ist.
- Fleischkonsum ist also weit verbreitet und gilt als normal. Die gemeinsame Ernährung auf der Basis einer Mischkost mit Fleisch ist in keine besonderen Werthaltungen eingebunden. Der AfD-Anhänger mag sie mit einer Sozialarbeiterin gegen rechts teilen. Diese Form der trivialen Gemeinsamkeit kann daher auch keine Bindewirkung für eine zufriedenere und stabilere Beziehung schaffen.
- Demgegenüber werden vegane Paare für ihre geteilte Werthaltung mit im Durchschnitt zufriedeneren und stabileren partnerschaftlichen Beziehungen belohnt.
Dieser Befund stärkt die Gültigkeit der durch die Befragten angegebenen Schilderungen. Jenseits der Vorteile für Umwelt, Tiere und Gesundheit lohnt es sich also, in Beziehungen gemeinsam vegan zu leben.
Zusammenfassung und psychologische Einordnung
Die befragten Veganer:innen, die sich alle zum Zeitpunkt der Befragung in Beziehungen befanden, benannten sechs Hauptgründe, warum eine Beziehung mit einer ebenfalls veganen Person glücklich macht:
- Durch die Übereinstimmung in der veganen Lebensweise werde der Alltag erleichtert, insbesondere das Einkaufen, Essen und Kochen, wobei aber auch die Pflege sozialer Kontakte von einigen Befragten bei gemeinsamen Veganismus als erleichtert erlebt wird.
- Der gemeinsame Veganismus entspreche grundlegenden ethischen Werten, wobei eine geteilte Ethik für eine Beziehung wichtig und förderlich sei.
- Die Beziehung werde verbessert durch weniger Konflikte, mehr Verbundenheit und bessere Gespräche.
- Durch eine gemeinsame vegane Lebensweise entstünden mehr Motivation und Möglichkeiten, um die vegane Lebensweise weiter zu entwickeln, Neues zu lernen, sich vor Versuchungen und Rückfällen zu schützen oder auch gemeinsam gesellschaftlich-politisch als Aktivist:innen für die vegane Lebensweise einzutreten.
- Der gemeinsame Veganismus schütze vor belastenden Konfrontationen und negativen Gefühlen, wie Tierprodukten im eigenen Kühlschrank oder Ekel vor Partner:innen, die Tierprodukte konsumierten. Küssen und Zärtlichkeit werde so erleichtert.
- Familienplanung und Kindererziehung würden durch ein gemeinsames veganes Leben erleichtert, da so eine vegane Ernährung und Erziehung der Kinder ohne Konflikte und Diskussionen erfolgen könne.
Die Befragten benannten also zentrale Partnerschafts-Bereiche als entscheidende Argumente für den Vorteil einer gemeinsamen veganen Lebensweise, indem sie sprachen über ethische Werten, harmonische Beziehungsgestaltung und besseres Verstehen, einen erleichterten Alltag, die Förderung der Weiterentwicklung und höhere Konsistenz mit den eigenen Überzeugungen, den Schutz vor negativen Ereignissen und Gefühlen und eine erleichterte Kindererziehung.
Nur sehr wenige Befragte verneinten Vorteile einer veganen Lebensweise und lediglich zwei Befragte benannten Nachteile.
Die Schilderungen der Befragten belegen eindrucksvoll, dass die Übereinstimmung in der veganen Lebensweise für partnerschaftliche Beziehungen von sehr großer Bedeutung ist.
Die von den Befragten genannten Gründen hierfür sind auch aus psychologischer Sichtweise unmittelbar nachvollziehbar:
- Eine hohe Beziehungsqualität kann entstehen und bleibt erhalten, wenn zentrale moralische Überzeugungen miteinander harmonieren, Konflikte nicht unlösbar bleiben, der gemeinsame Alltag positiv gelebt werden kann, die eigene Person eingebracht und weiter entwickelt wird, sich dabei niemand gezwungen führt, auch körperliche Nähe als positiv erlebt wird (ohne Interferenz durch Ekel), Kinder nach gemeinsamen Prinzipien beiderseits erzogen werden können und die Partnerschaft ein Schutzraum ist, in dem Menschen fürsorglich miteinander umgehen und nicht bewusst ihre Partner:innen destruktiven Belastungen aussetzen.
Deutlich wurde aus den Schilderungen der Befragten, dass eine Nicht-Übereinstimmung in der veganen Lebensweise umgekehrt mit seelischen Schmerzen verbunden sein kann, die sich aus dem Widerspruch zu den eigenen ethischen Überzeugungen, dem Wegfall des häuslichen Schutzraumes, Konflikten, Erschwernissen der Alltagsgestaltung, Problemen bei der Kinderziehung oder der Erschwerung der eigenen veganen Lebensweise bis hin zu Versuchungen ergeben können.
Über den Bereich der veganen Lebensweise hinausgehend, erlauben die Befunde in Übereinstimmung mit dem psychologischen Forschungsstand eine Generalisierung auf zentrale Werthaltungen an sich:
- Während bei Details und in weniger wichtigen Merkmalen Unterschiede bestehen dürfen, gilt für zentrale Überzeugungen nicht die Volksweisheit, dass Unterschiede sich anziehen, sondern die Volksweisheit, dass gleich und gleich sich gern gesellen.
Aus den Schilderungen der Befragten wird zudem unmittelbar nachvollziehbar, dass es den Befragten mit ihrem Wunsch nach zentraler Gemeinsamkeit nicht um Rigidität, Intoleranz oder mangelnde Akzeptanz von Vielfalt geht, sondern um den authentischen Wunsch von Menschen, in ihren intimsten Beziehungen eine besonders tiefe Form von Verbindung und Zusammengehörigkeit zu erleben, die in vielen anderen sozialen Kontakte nur selten besteht.
Wer eine Partnerfindung nach Passung grundlegender Werthaltungen kritisiert – wie es gelegentlich vorkommt – sollte bedenken, dass sich auch jenseits aller Matching-Systeme Menschen eben nicht per Zufall zu Partnerschaften zusammenfinden, sondern nach denjenigen Menschen suchen, mit denen sie glücklich werden können.
Die Befunde zeigen zudem, dass es sich lohnt, Werthaltungen einzunehmen, die sich von der Mehrheitsgesellschaft unterscheiden und für eine umweltverträglichere und stärker auf Mitgefühl ausgerichtete Welt eintreten. Vegane Paare sind im Durchschnitt zufriedener und erleben ihre Beziehung als stabiler als Paare, wo beide Seiten Fleisch essen. Der sich im eigenen Lebenswandel manifestierende Einsatz für Umwelt und Tiere ist eine gute Basis für tragfähige Beziehungen.
Es ist ratsam, sich für eine Partnerschaft Menschen zu suchen, mit denen wichtige Werthaltungen gemeinsam gelebt werden können:
- Gerade für Menschen, die starke ethische Überzeugungen haben, die mit der Mehrheitsgesellschaft im Konflikt stehen, können Intimbeziehungen und auch enge Freundschaften zu einem seelisch geradezu unverzichtbarem Schutzraum werden, der es ihnen möglich macht, die gesellschaftliche Dissonanz zu bewältigen, das eigene Denken und den eigenen Lebensstil zu erhalten und weiterzuentwickeln und in seelischer Balance zu bleiben.