Was ist ein passender Vorschlag bei Gleichklang?
“Die Vorschläge passen nicht” – dies ist sicherlich einer der mit am häufigsten Beschwerden, die bei uns eingehen.
Grund genug, einmal etwas genauer zu hinterfragen, was Passung eigentlich ist.
Der Artikel wird aufzeigen, dass es verschiedene Formen der Passung gibt, die nicht unbedingt miteinander zusammenhängen.
Außerdem wird erklärt, wie das Gleichklang-Matching funktioniert.
Am Ende des Artikel finden Sie die ▶ zusammenfassenden Empfehlungen.
Gerne können Sie auch gleich zu den zusammenfassenden Empfehlungen springen, wenn Sie nur die Essenz mitnehmen wollen, ohne einen langen Artikel lesen zu müssen.
Zunächst ein Schnelldurchgang durch ein paar psychologische Befunde, die sich damit beschäftigen, wie Partnersuchende selbst Passung erleben, wenn sie sich ein Profil beim Online-Dating anschauen:
So reagieren Partnersuchende auf Dating-Profile
Auch wenn alles natürlich – wie immer – komplex ist, werden Ihnen die hier besprochenen Forschungsbefunde im wesentlichen Folgendes aufzeigen:
- Partnersuchende orientieren sich bei der Bewertung eines Profil vorwiegend an der äußerlichen Attraktivität. Sie verwenden dabei nicht viele Informationen, sondern konzentrieren sich auf wenige Informationen.
- Auch (scheinbare) Persönlichkeitsmerkmale leiten Partnersuchende tatsächlich oft aus dem Äußeren ab, indem sie gut aussehenden Personen positive Merkmale zuschreiben.
- Können Partnersuchende in einer größeren Anzahl von Profilen frei scrollen, orientieren sich ihre Auswahlentscheidungen immer weniger an dem, was sie eigentlich gemäß ihrer Ideale suchen.
- Diese Vorgänge sind Partnersuchenden selbst nicht voll bewusst.
Exkurs: Das Äußere und wie es täuschen kann
In einer Studie von De Vries et al. (2007) mit Teilnehmenden einer großen Dating-Plattform ließ sich das Interesse, einen Teilnehmenden kennenzulernen, allein durch die Attraktivität des Fotos statistisch vorhersagen. Demgegenüber spielte der freie Text in dieser Studie keinerlei Rolle.
Andere Studien zeigen auch einen Einfluss des freien Textes, wobei der Einfluss der Fotos aber weiterhin stark und dominant bleibt.
Zsok et al. (2017) konnten aufzeigen, dass das Phänomen der sogenannten Liebe auf den ersten Blick in Wirklichkeit nichts anderes ist als Anziehung durch ein als attraktiv erlebtes Äußeres. Liebe auf den ersten Blick scheint weitgehend ein Synonym dafür zu sein, dass wir jemanden als körperlich sehr attraktiv und anziehend erleben – lesen Sie zu diesem Thema auch meinen vorherigen Artikel “Die Wahrheit über Liebe auf den ersten Blick“.
Ein Problem hierbei ist, dass der Blick auf das Äußere zu falschen Schlussfolgerungen führen kann – selbst dann, wenn alle Fotos aktuell und akkurat sind (was keineswegs immer der Fall ist):
- Vom Halo-Effekt spricht man in der Psychologie, wenn körperlich attraktiven Personen zahlreiche weitere positive Eigenschaften zugeschrieben werden. Gerade habe ich eine psychologische Master-Arbeit zu diesem Thema von Ramakera (2018) gelesen. Diese Arbeit beobachtete, dass beim Online-Dating Personen mit attraktiven Fotos – bei ansonsten gleichem Inhalt – als intelligenter, sicherer und emotional stabiler eingestuft wurden als Personen, deren Fotos nicht so attraktiv waren.
Solche Schlüsse von äußerlichen Merkmalen auf andere Merkmale sind inhaltlich meistens fragwürdig. Sie können sogar zu glatten Vorurteilen werden, wenn weniger attraktiv wirkenden Personen negative Merkmale zugeschrieben werden.
Hamilton et al (2015) untersuchten, inwiefern Teilnehmende aus Dating-Profilen tatsächlich akkurate Informationen über die Persönlichkeit der entsprechenden Personen entnehmen können:
- Es zeigte sich, dass Teilnehmende in geringfügigem Ausmaß Informationen über das Merkmal Extraversion entnehmen können, während für die weiteren Merkmale Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit, Offenheit und emotionale Labilität nur eine triviale oder gar keine Einschätzung möglich war.
- Zudem erlebten die Teilnehmenden eher Profile als attraktiv, von denen sie (oft irrtümlich) meinten, dass die Persönlichkeit der Betreffenden gegenteilig ausgeprägt sei.
Ma-Kellams et al. (2017) ließen Mitglieder von Jahrgangsabschlussklassen retrospektiv anhand ihrer Fotos nach ihrer körperlichen Attraktivität bewerten. Im Anschluss wurde nachverfolgt, wie lange und oft diese Personen verheiratet waren. Das Ergebnis mag als deutliche Warnung davor dienen, bei der Partnersuche Passung vorwiegend aus einem attraktiven Äußeren erschließen zu wollen:
- Je attraktiver ihre Fotos bewertet wurden, desto kürzer waren die Ehen der Betreffenden und desto häufiger kam es zu Ehescheidungen.
Viele Partnersuchende wünschen sich ein freies Scrollen in Profilen. Auch an uns wird dies immer wieder herangetragen:
- Freies Scrollen in Profilen ist auf jeden Fall eine interessante Tätigkeit, die Spannung, Unterhaltung und Abwechslung erzeugt. Zudem mag freies Scrollen den Betroffenen sogar den Eindruck geben, etwas sinnvolles zu tun, nämlich Partner:innen zu suchen.
Freies Scrollen erhöht den Zugriff auf Profile und verbessert nach der Ansicht derjenigen, die sich dies wünschen, die Möglichkeiten, eine passende Person zu finden.
Leider ist aber nach einer Studie von Wu und Chiou (2009) in Wirklichkeit das Gegenteil der Fall:
- Je mehr Zugriff auf Profile bestand, desto mehr entfernten sich die Auswahlentscheidungen der Teilnehmenden von dem, was ihnen eigentlich wichtig war. Die gewählten Vorschläge passten also immer weniger zur eigenen Person.
Der Titel des Artikels der Autor:innen gibt das Ergebnis prägnant wider, sodass ich ihn hier aus dem Englischen übersetzt zitieren möchte:
- Mehr Optionen führen zu mehr Suche und schlechterer Auswahl bei der Online-Partnersuche …
Es werden also durch ein freies Scrollen keine Probleme gelöst, sondern sämtliche Probleme werden verschärft:
- Beim freien Scrollen erfolgt eine Maximierung einer durch Oberflächensignale, spezifisch durch das Äußere gesteuerten Suche.
Die unmittelbaren Eindrücke von Teilnehmenden beim Online-Dating bezüglich der Passung von Profilen sollten also nicht überbewertet werden – eine tatsächliche Bewertung der Passung ist auf der Basis der Durchsicht eines Profils nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich.
Verführerische Versuchung
Dating-Entscheidungen werden bei der Online-Partnersuche oftmals durch rein äußerliche Merkmale bedingt. Persönlichkeitseinschätzungen auf der Grundlage von Dating-Profilen führen oft zu falschen Ergebnissen.
Trotzdem hat die Dating-Welt die Bewertungstendenzen ihrer Nutzer:innen zum großen Teil aufgegriffen und verstärkt sie sogar.
Das ist beim Dating so wie überall in einer durch Angebot und Nachfrage geprägten Wirtschaft:
- Die populärsten Angebote sind nicht unbedingt die besten, sie verführen lediglich am stärksten.
Dies kann erklären, warum ein schädlicher und suchterzeugender Zusatz, wie zusätzliche Süße jeder Form, weiterhin in einer enormen Vielzahl an Lebensmitteln (selbst im Bio-Handel) enthalten ist:
- Die sofortige Zufriedenheit der Konsumenten ergibt sich aus dem Geschmack und nicht aus den Auswirkungen, die viele Jahre später auftreten.
- Wer verkaufen will, kommt also den „Wünschen“ der Konsument:innen besser entgegen.
Dies erklärt ebenso, warum das Online-Dating heute mehrheitlich so ist, wie es ist:
- Beim Dating sehen wir eine Ausrichtung der Plattformen auf den kurzfristigen, sofortigen Attraktivitäts-Eindruck zu Lasten der langfristigen Passung, um so die sofortige Zufriedenheit zu erhöhen (und dadurch die Motivation zu erzeugen, auf der Plattform zu bleiben).
Doug Zytko et al. (2018) zeigten in einer Studie auf, dass ein Like von einer attraktiven Person bei einer Dating-App ein hoher Belohnungswert ist, der völlig unabhängig davon wirksam ist, ob eine tatsächliche Passung besteht oder eine Beziehung entsteht.
Die Autor:innen bezeichnen dies als eine aufregende und potentiell suchterzeugende Erfahrung, die mit Glücksspiel vergleichbar sei.
Glücksspiele sind dazu geeignet, Menschen in ihren Bann zu bringen, reich machen tun sie aber in aller Regel nicht, im Gegenteil. Gelegentliche Belohnungen, die die Hoffnung aufrechterhalten, genügen, der Erfolgt braucht nicht einzutreten, um die Nutzer:innen bei der Stange zu halten.
Ähnlich überschütten Dating-Apps ihre Nutzer:innen mit Belohnungsreizen, von denen die Nutzer:innen irrtümlich annehmen, dass dadurch ihre Chancen auf eine langfristige Beziehung wachsen würden. So bleiben Sie mit den Plattformen oft zufrieden, auch wenn sich nichts in Richtung einer echten Partnerschaft bewegen wird.
Dies kann sogar im wahrsten Sinne des Wortes zur Sucht führen, was durch diesen kurzen ARTE-Film prägnant dargestellt wird.
Was ist Passung?
Die Frage scheint einfach, ist aber kompliziert – mindestens vier Passungen sind zu unterscheiden:
- Passung eines Vorschlages gemäß unseres Matching-Algorithmus
- Passung eines Vorschlages in dem Sinne, dass Mitglieder ihn passend finden
- Passung eines Vorschlages, sodass eine Beziehung entsteht
- Passung eines Vorschlages in dem Sinne, dass eine Beziehung glücklich wird und fortbesteht.
Alle vier Passungen sind nicht das gleiche:
- Wenn ein Vorschlag nach unserem Algorithmus passt, bedeutet dies nicht, dass Mitglieder den Vorschlag passend finden. Wenn Mitglieder einen Vorschlag passend finden, bedeutet dies nicht, dass eine Beziehung entstehen wird. Wenn eine Beziehung entstehen wird, bedeutet dies nicht, dass diese glücklich und dauerhaft sein wird.
Es ist sogar noch komplizierter:
- Sogar wenn Mitglieder einen Vorschlag als unpassend erleben, bedeutet dies nicht, dass keine Beziehung entstehen oder diese nicht glücklich werden würde.
Ob Beziehungen, die entstehen, tatsächlich glücklich werden und fortbestehen, hängt statistisch nicht damit zusammen, ob Mitglieder den Vorschlag am Anfang passend fanden oder nicht:
- Umfrage mit Gleichklang-Paaren: 64 % der 380 Befragten mit einer fortbestehenden Gleichklang-Beziehung gaben an, dass sie den Vorschlag bereits am Anfang als passend erlebt hätten. Bei den Befragten, wo es zur Trennung einer Gleichklang-Beziehung kam, betrug dieser Prozentsatz 56 %. Der Unterschied zwischen beiden Gruppen war jedoch statistisch nicht signifikant.
Noch klarer wird dieser Sachverhalt bei der Frage, ob die Betreffenden sofort nach Vorschlags-Erhalt dachten “das ist die Person“:
- Nur 23 % der Befragten mit fortbestehenden Beziehungen stimmten dieser Frage zu. Bei den getrennten Beziehungen waren es 25 %. Erneut gab es keinen Unterschied zwischen den Gruppen.
Eine als regelrecht zwingend erlebte Passung eines Vorschlages kam also bei Mitgliedern, die tatsächlich Partnerschaft fanden, nur selten vor. Entstand dieser Eindruck aber tatsächlich, sagte er absolut nichts darüber aus, ob eine mögliche Beziehung stabil sein würde.
Sehr ähnlich sind die Zusammenhänge zur Beziehungszufriedenheit:
- Die Korrelation zwischen der initialen Passung (als passend erlebt, r = 0,12) und Super-Passung („das ist die Person“, r = 0,14) waren hier zwar statistisch signifikant, aber äußerst gering und weitgehend trivial, zu vernachlässigen.
Das Passungsgefühl beim Online-Dating wird fraglos subjektiv als bedeutend erlebt, vermittelt aber in Wirklichkeit nahezu keine zuverlässigen Informationen darüber, ob eine Beziehung fortbestehen wird oder nicht, ob sie glücklich sein wird oder nicht.
Glücklich und stabil – dies sind die Ziele der meisten Partnersuchenden, ihr Passungsgefühl nach Erhalt eines Vorschlages trägt zur Erreichung dieser Ziele jedoch kaum bei. Im Einzelfall mögen die verschiedenen Formen der Passung sogar zu gegensätzlichen Ergebnissen führen.
Die Antwort auf die scheinbar einfache Frage, wann ein Vorschlag passend ist, ist also keineswegs so einfach, wie es scheint.
Ich beginne daher mit der Erläuterung, wann Gleichklang einen Vorschlag als passend einstuft:
Struktur des Gleichklang-Matching
Unter welchen Bedingungen werden zwei Personen bei Gleichklang einander vorgeschlagen?
Formale Passung
In einer ersten Stufe werden Ausschlüsse in Bezug auf die folgenden Merkmale durchgeführt:
- Geschlecht (eigenes Geschlecht, gesuchtes Geschlecht), Alter (eigenes Alter, gesuchtes Alter), Wohnort (eigener Wohnort, gesuchter Wohnort), Körpergröße (eigene Körpergröße, gesuchte Körpergröße) und Figurtypus (eigener Figurtypus, gesuchter Figurtypus).
Die Ausschlüsse orientieren sich anhand dessen, was die in Frage kommenden Personen wechselseitig selbst eingegeben haben.
Es werden ausschließlich Vorschläge erbracht, die beidseitig diese Kriterien einhalten.
Werden Kriterien scheinbar nicht eingehalten, liegt es entweder an einer inkorrekten Einstellung der eigenen Suchkriterien oder weil die vorgeschlagene Person bestimmte Angaben nach Erbringung des Vorschlages korrigiert haben. Letzteres kommt selten vor, wobei einmal erbrachte Vorschläge nicht mehr zurückgenommen werden.
Unser Support stellt beispielsweise gelegentlich fest, dass Mitglieder den Eindruck haben, dass wir ihre regionalen Suchkriterien nicht einhalten.
Dem ist aber nicht so, scheinbare Abweichungen lassen sich meistens folgendermaßen erklären:
- Mitglieder haben angekreuzt, dass Partner:innen überall wohnen dürfen, wenn sie umzugsbereit sind. In diesem Fall können Vorschläge von überall her kommen. Dies ist übrigens auch sinnvoll. Unsere Auswertungen zeigen nämlich, dass Paare oft am Anfang weiter entfernt lebten und dann doch glücklich wurden und oft zusammengezogen sind.
- Mitglieder haben für Partnerschaft und Freundschaft unterschiedliche Einstellungen getätigt, sodass auch für die Partnervorschläge und Freundschaftsvorschläge unterschiedliche regionale Suchbereiche gelten.
- Mitglieder haben ein Bundesland eingegeben und zusätzlich ganz Deutschland. In diesem Fall können die Vorschläge aus ganz Deutschland kommen. Ein Bundesland zusätzlich auszuwählen, macht nur Sinn, wenn dies Bundesland in einem anderen Land liegt.
- Mitglieder haben eine oder mehrere Regionen und eine Umkreissuche angegeben. Dies bedeutet, dass Vorschläge aus allen angekreuzten Regionen kommen können und zusätzlich aus dem Umkreisradius, auch wenn dieser in einer anderen Region liegt, die nicht angegeben wurde.
Bei der Figur legen wir demgegenüber keine scharf eingetragenen Suchkriterien zugrunde, sondern beziehen die jeweiligen unmittelbaren Nachbarbereiche mit ein.
Dies hat einen inhaltlichen psychologischen Grund:
- Selbstbezeichnungen, wie “durchschnittlich“, “schlank“ oder auch “ein paar Pfunde mehr” sind sehr subjektiv. Wir haben festgestellt, dass Menschen mit der gleichen Figur sich beispielsweise als “durchschnittlich” oder auch “ein paar Pfunde mehr” oder “schlank“ bezeichnen. Daher ist unser Algorithmus so aufgebaut, dass die jeweiligen angrenzenden Kategorien auch noch vorgeschlagen werden können“
Im Ergebnis der ersten Stufe ergibt sich also eine Anzahl von Personen, die in dem Fall vorgeschlagen werden können, wenn nun auch die eigentlich entscheidenden inhaltlichen Passungen gegeben sind.
Inhaltliche Passung
Als inhaltliche Passung legen wir bei Gleichklang die Definition zugrunde, dass Passung dann gegeben ist, wenn eine Basis für Folgendes vorhanden ist:
- ein von beiden Seiten gewolltes Beziehungsmodell oder Familienmodell umzusetzen.
- Sexualität beidseitig positiv zu erleben oder (im Fall asexueller Suche) aus beidseitigem Bedürfnis auf Sexualität zu verzichten.
- gemeinsame zentrale Werthaltungen miteinander zu teilen und zu praktizieren.
- Überzeugungen und Praktiken aus dem Bereich Religion oder Spiritualität in der Beziehung gemeinsam nachzugehen, sich mit ihnen positiv auseinanderzusetzen oder eben diese bewusst nicht zu praktizieren.
- zentrale Merkmale des Lebensstils, wie Gesundheitsbewusstsein, Reiselust, Auswanderungswunsch, künstlerische Lebensorientierung und weitere im Alltag zum Ausdruck zu bringen.
- sich in der Beziehung mit Bildungsthemen auseinanderzusetzen oder umgekehrt lieber bildungsferner einen positiven Alltag miteinander zu finden.
- ein nicht durch Divergenzen oder Allergien gestörtes Verhältnis zu tierischen Gefährten miteinander aufzubauen oder eben gemeinsam ohne tierische Gefährten zu leben.
- in Bereichen der Sensitivität von Wahrnehmen und Erleben miteinander in Einklang zu gelangen.
- sich mit Akzeptanz, Wertschätzung und Beziehungsoffenheit zu begegnen bei möglichen vorliegenden körperlichen oder seelischen Erkrankungen, Behinderungen, sexuellen Funktionsstörungen oder auch einer HIV-Infektion.
Individuelle Bedeutsamkeit
Dabei legen wir zusätzlich zugrunde, dass die Bedeutsamkeit der verschiedenen Bereiche für jeden Menschen unterschiedlich sein mag:
- So mag Gesundheitsbewusstsein im Alltag für manche Menschen absolut zentral sein, für andere erwünscht, aber nicht so wesentlich.
Ein starker Eingang in die Ermittlung findet daher nur dann statt, wenn ein bestimmter Bereich durch ein Mitglied als für die eigene Person und die Beziehung zentral wichtig benannt wurde.
Hintergrund dieser Vorgehensweise ist, dass Unterschiede in Wirklichkeit überhaupt nicht schaden, wenn sie keine zentralen Bereiche betreffen.
Wichtig sind Übereinstimmungen für eine harmonische, positive, konstruktive und zielbezogene Beziehungsgestaltung vorwiegend im Fall, dass sie zentrale Merkmale betreffen.
Akzeptanz
Für eine Reihe von Merkmalen ist keine Übereinstimmung im engeren Sinne, sondern eine Akzeptanz notwendig. Dies betrifft beispielsweise Erkrankungen oder Behinderungen, Mittellosigkeit, Absolute Beginners, Alleinerziehenden-Rolle oder auch Präferenzen, wie Transvestitismus:
- Es ist für eine tragfähige Partnerschaft nicht notwendig, dass diese Merkmale bei beiden Seiten gegeben sind. Wichtig ist, dass eine Akzeptanz vorhanden ist, sich auf die andere Person vorbehaltlos einzulassen.
Bei dem Persönlichkeitsmerkmal der Hochsensibilität entscheiden die Mitglieder selbst, ob sie eine Vermittlung nach Übereinstimmung oder nach Akzeptanz wählen.
Dies begründet sich damit, dass wir einerseits in Umfragen festgestellt haben, dass Partnerschaften zwischen hochsensiblen Personen oft als glücklicher beschrieben werden als zwischen hochsensiblen und nicht-hochsensiblen Personen. Andererseits werden aber ebenfalls oft sehr glückliche Beziehungen geschildert, wenn nur eine Person hochsensibel ist, jedoch eine Akzeptanz hierfür bei der anderen Person vorhanden ist.
Konkrete Ermittlung der Passung
In unseren Fragebögen werden für die meisten Suchangaben Abstufungen erhoben, die von starker Ablehnung bis hin zu starker Zustimmung reichen.
- Sie möchten in einer Partnerschaft einen ökologischen Lebenswandel gemeinsam umsetzen?
Wenn Sie dies mit +2 (starke Zustimmung) ankreuzen, dann wird niemand mehr vorgeschlagen, der einen ökologischen Lebenswandel ablehnt.
Sie können Ihre Bedeutsamkeit des ökologischen Lebenswandels aber sogar noch stärker zum Ausdruck bringen, indem Sie die Zusatzfrage bejahen, die Ihnen nur gestellt wird, wenn Sie eine +2 angegeben haben:
- Ein nachhaltig-ökologischer Lebenswandel ist für mich in einer Partnerschaft unverzichtbar. Ich möchte nur jemanden kennenlernen, der diesen Lebenswandel explizit bejaht.
Wird diese Frage bejaht, fallen auch alle als Vorschläge weg, die diese Frage mit der unentschiedenen Kategorie beantwortet haben, die also grundsätzlich sehr wohl eine Offenheit für einen ökologischen Lebenswandel mitbringen, bei denen die Bedeutsamkeit aber doch deutlich geringer ist.
- Ganz genau so wird das Matching durchgeführt für die Frage nach der Bedeutsamkeit eines gemeinsamen spirituellen Lebenswandels.
Wenn Sie diese Frage mit +2 (starke Zustimmung) ankreuzen, dann wird niemand mehr vorgeschlagen, der einen gemeinsamen spirituellen Lebenswandel ablehnt.
Sie können Ihre Bedeutsamkeit des gemeinsamen spirituellen Lebenswandels aber erneut noch stärker zum Ausdruck bringen, indem Sie die Zusatzfrage bejahen, die Ihnen nur gestellt wird, wenn Sie eine +2 angegeben haben:
- Ein gemeinsamer spiritueller Lebenswandel ist für mich in einer Partnerschaft unverzichtbar. Ich möchte nur jemanden kennenlernen, der diesen Lebenswandel explizit bejaht.
Wird diese Frage bejaht, fallen erneut auch alle als Vorschläge weg, die diese Frage mit der unentschiedenen Kategorie beantwortet haben, die also grundsätzlich sehr wohl für einen gemeinsame spirituellen Lebenswandel offen sind, bei denen die Bedeutsamkeit aber doch deutlich geringer ist.
Diese weiter eingrenzende Zusatzfrage gibt es aber nur für wenige Fragen, nämlich dort, wo wir festgestellt haben, dass für die Tragfähigkeit einer Beziehung eine noch strengere Auswahl wirklich hilfreich ist.
Aber auch ohne diese Zusatzfrage erfolgt bei den zahlreichen weiteren Fragen zur Beziehungsgestaltung (minimalistische Lebensweise, Heiratswünsche, Symbiose versus Unabhängigkeit, Gesundheitsbewusstsein, Reiselust, Auswandern etc. ), sowie bei den spezifischen religiösen Orientierungen (Buddhismus, Christentum …), um nur einige Beispiele zu nennen, eine sehr starke Annäherung aneinander durch den wechselseitigen Ausschluss von Zustimmung und Ablehnung – und zwar ganz im Sinne der oben benannten Definition von Passung als Basis für einen gemeinsamen konstruktiven und wechselseitig positiv und bereichernd erlebten Lebenswandel.
Bei anderen Merkmalen – wie vegane Lebensweise – stehen andere Antwortkategorien zur Verfügung, die es den Mitgliedern ermöglichen, sehr klar anzugeben, was für Sie wichtig ist, damit Sie sich in einer Beziehung wohlfühlen können. So können Mitglieder festlegen, dass Beziehungspartner:innen vegan sein müssen, sie können aber auch (was wir eher empfehlen) angeben, dass es genügt, wenn Beziehungspartner:innen gerne vegan werden möchten. Genauso können sie keine Begrenzung vornehmen, wenn dies ihrem Beziehungserleben entspricht.
Bei auf Kinder bezogenen Familienmodellen überlassen wir unseren Mitgliedern ebenfalls in einem weiten Sinne die Wahl.
Wir erlauben u.a. folgende Wahlmöglichkeiten:
- ausschließlich Vorschläge von Personen, bei denen ein gemeinsamer Kinderwunsch besteht
- ausschließlich Vorschläge von Personen, die einen Alleinerziehenden-Status akzeptieren
- ausschließlich Vorschläge von Personen, die keine minderjährigen Kinder haben
- ausschließlich Vorschläge von Personen, die keine minderjährigen und keine erwachsenen Kinder haben
Wir haben im Verlauf unserer Tätigkeit erfahren, dass es für manche Menschen auch im höheren Lebensalter mit einer Geschichte der eigenen Kinderlosigkeit wichtig ist, diese Geschichte mit Beziehungspartner:innen zu teilen. Wir haben deshalb diese Auswahlentscheidungen als Optionen eingeführt.
Ich werde jetzt nicht jedes Merkmal erläutern – insgesamt geht eine beträchtliche Anzahl an Merkmalen auf diese oder eine ähnliche Weise in das Matching ein.
Matching-Ergebnis
Im Ergebnis des Matching wird die Vorschlagsanzahl sehr stark reduziert, aber die Passung der Vorschläge steigt ebenso stark an:
- Die Vorschläge, die Sie bei Gleichklang erhalten, sind also alles andere als eine Zufallsauswahl. Sie sind das Ergebnis einer konsequenten Minimierung von für eine gemeinsame Lebensführung hinderlicher Gegensätze in Kernmerkmalen oder – positiv formuliert – einer Maximierung der Übereinstimmung oder potentiellen Übereinstimmung (Offenheit) in Kernmerkmalen oder der Passung zwischen einem Merkmal und einer vorhandenen Akzeptanz (z.B. Akzeptanz für Erkrankung – vorhandene Erkrankung).
Erfolgsstrategie: Inhaltlich konsequent, in Nebenmerkmalen großzügig
Bei einer derartig starken inhaltlich begründeten Auswahl, ist es eine Folge, dass Einschränkungen der Suche in den eher formalen Merkmalen, wie Wohnort oder Körpergröße, zu einer enormen Reduktion von Vorschlägen führen. Wenn bereits stark inhaltlich eingegrenzt wird, dann schlagen diese eher formalen Merkmale besonders stark durch.
Ich nenne sie formale Merkmale, weil in Wirklichkeit weder der Wohnort noch die Körpergröße das geringste darüber aussagen, ob zwei Menschen miteinander in einer Beziehung glücklich werden können.
Hierzu können Sie auch meinen vorherigen Artikel “Wenn die Körpergröße der Liebe im Wege steht“ lesen. Oder meinen weiteren Artikel “Alles zu Fernbeziehungen und Nahbeziehungen“.
Wir sehen aus unseren Auswertungen, dass unserer Ansatz oft zum Erfolg führt (Alles zur Erfolgsdauer und Suchdauer bei Gleichklang):
- Wir haben hohe Vermittlungsraten bei Gleichklang und wir können in unseren Auswertungen sehen, dass Mitglieder, die die inhaltlich wichtigen Merkmale konsequent festlegen bei abnehmender Vorschlagsanzahl tatsächlich sogar höhere Vermittlungschancen haben als andere Mitglieder, die wenig inhaltliche Festsetzungen machen.
- Wir sehen auch, dass Mitglieder, die beispielsweise regional eingegrenzt suchen, durchschnittlich wesentlich länger dabei sein müssen, um zum Erfolg zu gelangen. Auch geben solche Mitglieder häufiger vor dem Erfolg auf als Mitglieder, die überregional oder landesweit suchen.
Unsere – schon oft gegebene – Empfehlung zu den Sucheinstellungen lautet aufgrund dieser Beobachtungen zur Erfolgswahrscheinlichkeit:
- in den zentralen inhaltlichen Merkmalen konsequente Einstellungen vornehmen.
- in allen weniger zentralen Merkmalen und im regionalen Suchbereich so großzügige Einstellungen wie möglich tätigen.
Matching-Merkmale
Dies ist eine Auflistung zur Übersicht von Merkmalen, die in die Vermittlung eingehen. Es werden wegen der Übersichtlichkeit nur die Oberpunkte genannt, zu jeder Kategorie können also gegebenenfalls mehrere separate Merkmale gehören:
Beziehungs-Struktur
• Exklusivität versus nicht-traditionelle Beziehungen (monogame Treue, Polyamorie, Mehrpersonenbeziehung)
• Räumliche Nähe versus Entfernung (zusammen leben, getrennte Wohnungen, Fernbeziehung)
• Formaler Bindungswunsch (Heirat, eingetragene Lebenspartnerschaft)
• Verschmelzung versus Unabhängigkeit in der Beziehungsführung
• Kinderwunsch
• Bildungsthemen
• Formaler Bindungswunsch (Heirat, eingetragene Lebenspartnerschaft)
Grundhaltungen
• Ökologie und Nachhaltigkeit
• Minimalismus
• Einsatz für die Tierwelt
• Pflanzenbasierte Ernährungsweisen
• Gesundheitsbewusstsein
Sexualität und Erotik
• Geschwindigkeit der sexuellen Annäherung
• Sexuelle Orientierungen (z.B. Heterosexualität, Homosexualität, Bisexualität, Pansexualität)
• Asexualität
• Interesse an erotischen Begegnungen
• Sexuelle Präferenzen, wie BDSM
Spiritualität und Religionen
• Spirituelle Lebensführung
• Religiöse Überzeugungen
• Atheismus oder Agnostizismus
Handicaps und Erkrankungen
• Eigene Handicaps uns körperlich-seelische Erkrankungen
• Akzeptanz für Handicaps und körperlich-seelische Erkrankungen
Lebensstile
• Reisefreude
• Auswanderungswunsch
• Intellektuelle Auseinandersetzung
• Freikörperkultur
• Tierische Gefährten
Persönlichkeit
• Hochsensibilität
• Akzeptanz für Hochsensibilität
• Offenheit für Erfahrungen
Äußerlichkeiten (optional)
• Suchbereich Körpergröße
• Akzeptanz für Figurtyp
Geschlechtliche Identitäten
• Frauen
• Mann
• non-binär
• Transgender
Demographische Merkmale
• Alter
• Bildungsstand
• Wohnort
Unpassende Vorschläge?
- “Bin seit Monaten dabei und habe noch KEINEN einzigen PASSENDEN Partnervorschlag erhalten“.
Das Mitglied hatte 33 Vorschläge erhalten, der Schwerpunkt der Unzufriedenheit liegt also nicht auf dem “keinen einzigen“, sondern auf “keinen passenden“.
Wie erklärt es sich, dass Mitglieder den Eindruck haben, dass Vorschläge nicht passen?
Antworten wurden bereits im Artikel gegeben. Im Folgenden erfolgt aber noch einmal eine systematische Beantwortung.
Ursache I: Verschiedene Formen der Passung
Eine wesentliche – vielleicht die wichtigste – Ursache liegt darin, dass die durch uns auf der oben beschriebenen Basis ermittelte „Passung“ keineswegs der „Passung“ entsprechen muss, die Mitglieder erleben, wenn sie einen Vorschlag betrachten:
- Unser Algorithmus ist nicht darauf optimiert, dass die Wahrscheinlichkeit steigt, dass Mitglieder Vorschläge passend oder attraktiv finden.
- Der Algorithmus ist ausschließlich darauf optimiert, dass Mitglieder, die einander kennenlernen und eine Beziehung miteinander beginnen, mit dieser Beziehung glücklich werden und zusammen bleiben.
Es handelt sich hier innerpsychisch um zwei verschiedene Formen der Passung:
- Vorschlags-Attraktivität: Der Vorschlag erzeugt Sympathie, Interesse, Anziehung. Die Faktoren, die Attraktivität auslösen, basieren nach Studien vorwiegend auf Faktoren des Äußeren und einer raschen Profilsichtung. Es handelt sich um einen schnellen und hochgradig selektiven Prozess, der auf der Basis von wenigen Informationen oder Reizen sofort einen Eindruck erzeugt. Das ist ein bisschen analog zur „Liebe auf den ersten Blick“, die tatsächlich aufgrund von körperlichen Faktoren entsteht und nichts darüber aussagt, ob Personen eine glückliche und ausgeglichene Beziehung miteinander führen können.
- Passung von Lebenskonzepten und -möglichkeiten: Diese wird erst bei intensiverem Austausch erkannt und entwickelt sich daher erst im Verlauf der Kommunikation zu einem Sympathieträger. Diese Passung ist dann jedoch entscheidend für die tatsächliche Tragfähigkeit und Zufriedenheit mit einer Beziehung sowie ihren dauerhaften Bestand. Rückwirkend wirkt sie sich sogar auf die erlebte körperliche Anziehung aus, weil Menschen oft beginnen, Personen auch körperlich positiv zu bewerten, wenn sie ihnen gegenüber Sympathie oder gar Liebe erleben.
Wäre unser Algorithmus auf Vorschlags-Attraktivität optimiert (wie dies bei Dating-Apps der Fall ist), würden wir zwar mehr kurzfristiges Attraktivitätserleben und insofern auch Spannung erzeugen, aber weniger dauerhaft tragfähige Beziehungen ermöglichen:
- Fast vier von 10 erfolgreichen Gleichklang-Mitgliedern oder – bei dem Kriterium der starken Vorschlagsanziehung – sogar weniger mehr als 7 von 10 erfolgreichen Gleichklang hätten bei einer Optimierung nach Vorschlags-Attraktivität ihre jetzigen Beziehungspartner:innen nicht kennengelernt.
Da der Algorithmus auf die Passung der Lebenskonzepte ausgerichtet ist und diesbezüglich die Passung bereits maximiert, würde jede Veränderung in Richtung von Vorschlags-Attraktivität die Passung der Lebenskonzepte notwendigerweise reduzieren. Wir würden damit also die Kurzzeitanziehung erhöhen und Beziehungs-Kompatibilität erniedrigen.
Ursache II: Die Langzeitpassung bleibt unsichtbar
Die Langzeitpassung ist im Profil nur sehr eingeschränkt erkennbar, vorwiegend in Abhängigkeit davon, wie gut der freie Text die eigene Person und die eigenen Beziehungs-Vorstellungen beschreibt.
So werden im Profil die direkten Suchkriterien („z.B. ich lege Wert auf eine spirituelle Lebensführung in einer Beziehung“) nicht rückgemeldet.
Im Profil sichtbar ist etwas ganz anderes, z.B. die Interessen und Hobbys, die in den Algorithmus gar nicht eingehen. Sie gehen deshalb in den Algorithmus nicht ein, weil bei guter Passung der Basisvoraussetzungen, unterschiedliche Hobbys in einer Beziehung nicht stören und gemeinsame Interessen aufgebaut werden können.
Warum melden wir die Suchkriterium nicht einfach zurück, um einen klareren und motivierenden Einblick in die Passung zu geben?
Das würden wir gerne tun, aber es würde leider – nach allem, was wir aus der Forschung zu strategischer Selbstpräsentation wissen – zu einer Veränderungen der Sucheinstellungen führen, die dann nicht mehr die Wirklichkeit abbilden würden:
- Bereits beim Foto überlegen Menschen, ob ein bestimmtes Foto attraktiv wirkt und stellen es umso eher ein, desto attraktiver es wirkt.
- Würden wir die Sucheinstellungen im Profil anzeigen, würde die gleiche Frage entstehen (wie wirkt es auf andere?) und so würden sie verstärkt nach ihrer Wirkung auf andere strategisch eingestellt werden.
- Im Ergebnis würde zwar die wahrgenommene Profil-Attraktivität und wahrgenommen Vorschlags-Passung erhöht werden, dafür würde aber die Passung der Lebenskonzepte reduziert werden.
Durch das Profil an sich kann also die Passung nicht abgebildet werden. Deshalb kann der Eindruck entstehen, dass ein Vorschlag nicht passend sei.
Ursache III: Selektive Wahrnehmung und Bewertung
Halb voll oder halb leer?
Die Interessen gehen nicht in das Matching ein – wobei es eine gewisse Glättung allerdings indirekt dennoch gibt:
In dem Ausmaß, in dem Interessen doch mit Grundeinstellungen korrelieren – was sie teilweise tun – ergibt sich auch bei den Interessen ein gewisser Matching-Effekt. Es ist also nicht ganz richtig, dass sie gar nicht in das Matching eingehen. Sie gehen indirekt ein.
Dieser Effekt ist aber nicht leicht erkennbar, u.a. weil es zwei Formen der Passung gibt:
- ein Interesse wird miteinander geteilt (beide gehen gerne Spazieren)
- ein Nicht-Interesse wird miteinander geteilt (beide mögen keine Kneipenbesuche)
Beide Arten von Passungen können relevant sein:
- Die erste Art fördert gemeinsame positive Aktivitäten.
Die zweit Art verhindert „erzwungene“ negative Aktivitäten (schon wieder ganzes WE am Fußballfeld gestanden).
(Wie gesagt, bei Passung der Werthaltungen und Lebensmodelle ist es aber selbst ohne solche vorherige Passung der Interessen wahrscheinlich, dass gemeinsame Interessen entstehen. )
Abgefragt werden in unserem Fragebogen mehr als 800 Interessen. Um hier die Passung wirklich zu erkennen, müsste die Grundwahrscheinlichkeit in der Bejahung und Verneinung all dieser Interessen betrachtet werden. Dies können wir als Menschen nicht, sondern wir greifen uns selektiv einige Passungen oder Nicht-Passungen heraus.
Dabei neigen wir dann auch dazu, dass zu sehen, was wir erwarten:
- Finden wir jemanden attraktiv, erwarten wir eine Passung und greifen womöglich genau das eine Hobbys heraus, was wir miteinander teilen.
- Finden wir jemanden unattraktiv, erwarten wir keine Passung und greifen womöglich genau das andere Hobby heraus, was wir nicht miteinander teilen.
Außerdem kommt es auf unsere Grundeinstellung an:
- Bei positiver Grundeinstellung suchen wir eher nach Passungen (das Glas ist halbvoll).
Bei kritischer Grundeinstellung suchen wir eher nach Nicht-Passungen (das Glas ist halb leer).
Solche Effekte beobachten wir recht oft in der Mitglieder-Betreuung, wo uns manchmal Listen von Einzelhobbys gesendet werden, die nicht passen, aber diejenigen nicht aufgelistet sind, die geteilt werden und schon gar nicht die, die gemeinsam nicht geteilt werden.
Grundsätzlich ist es so, dass immer Unterschiede bestehen werden, selbst wenn eine Gesamtähnlichkeit hoch ist.
Zudem achten manche Menschen selektiv auf bestimmte Merkmale, lassen aber andere aus.
So kann es schnell passieren, dass alles nicht passt, zumal ja auch nur ein kleiner Informationsausschnitt zur Verfügung steht (Hobbys etc.), die nicht einmal direkt in das Matching eingingen, auf deren Basis der Vorschlag abgeleitet wurde.
Ursache IV: Überbewertung von Stilmerkmalen
Es gibt Menschen, die äußern sich eher ausführlich und andere eher knapp. Manche stellen gerne Fotos ein, andere stellen ein Foto lieber erst im Verlauf der Kommunikation zur Verfügung. Manche schreiben sehr genau, andere haben vielleicht den ein oder anderen Tippfehler im freien Text. Manche kreuzen bei Auswahlfeldern (z.B. Hobbys) eher viel an, andere eher wenig. Manche nutzen die Möglichkeit für eine zusätzliche Audio-Aufnahme, andere lassen dies bleiben.
Alle diese Stilunterschiede mögen durchaus gewisse Korrelationen zu tiefer gehenden Persönlichkeitsmerkmalen zeigen – aber diese Korrelationen sind ausnahmslos gering. Sie erlauben daher nahezu keinen Schluss auf die zugrundelegende Person.
Zwei Beispiele zur Verdeutlichung:
- Nehmen wir an zwei Personen mit sehr ähnlicher Persönlichkeit haben in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass ein langer Text oder im Gegenteil ein kurzer Text zu einem positiven Kontakt führte. In diesem Fall wird die einer Person vermutlich einen langen Text einstellen und die andere einen kurzen.
- Personen, die negative Erfahrungen mit der Einstellung eines Fotos gemacht haben, werden ein Foto vielleicht nicht sofort freigeben, andere schon.
Es kann also reine Stilunterschiede in der Darstellung geben, die jeweils auf besonderen Erfahrungen beruhen und keinerlei Schluss auf die Person zu lassen.
Bei der Betrachtung von Dating-Profilen neigen manche Menschen dazu, sehr viel Schlüsse aus solchen Stilmerkmalen zu ziehen, obgleich diese keine echte Aussagekraft haben. Da bei gleicher Werthaltung, sich Stile trotzdem unterscheiden können, mag so selbst bei optimaler Passung der Eindruck einer Nicht-Passung entstehen.
Wie Passung erkennen?
Es stellt sich nun die Frage, wie wir überhaupt Passung bei der Online-Partnersuche erkennen sollen, wenn doch unser eigener Eindruck vom Profil oft irreführend ist?
Glücklicherweise gibt es hierauf eine klare und sehr leicht praktizierbare Antwort:
- Unsere Empfehlung lautet, miteinander in Kontakt zu treten. Denn nicht über die reine Profil-Betrachtung, sondern erst durch den wiederholten Austausch miteinander, können Menschen tatsächlich erkennen, ob eine Basis für eine Beziehung entstehen kann oder nicht.
Im Verlauf der Kommunikation ergeben sich neue und veränderte Eindrücke, die oft wenig oder nichts mit dem Ersteindruck der Profilbetrachtung zu tun haben.
Zeigen sich Anknüpfungspunkte, die für beide Seiten zu Interesse und Sympathieentwicklung führen, ist es sinnvoll, dies über Telefonate und reale Begegnungen zu vertiefen.
Vor diesem Hintergrund lautet der Rat, den Kontakt zu einem Vorschlag aus eigener Initiative aufzunehmen – es sei denn:
- Sie befinden sich bereits in einem sich entwickelnden Kontakt.
- oder es gibt wirklich im Profil etwas für Sie so eindeutig und unkorrigierbar Abschreckendes, dass Sie von einer Vertiefung Abstand nehmen wollen.
Übrigens gehen wir davon aus, dass die Mehrheit unserer Mitglieder bereits Personen vorgeschlagen bekam, mit denen sie eine glückliche und dauerhafte Beziehungen führen können.
So hören wir auch immer mal wieder spontan von Mitgliedern, dass aus einem alten Vorschlag, der leider unbemerkt liegen blieb, nun doch eine Beziehung entstand – manchmal sogar nach einer Rundmail oder einem Blog-Artikel, in denen wir dazu rieten, sich die alten Vorschläge noch einmal anzuschauen.
Insofern würde ich auch allen Leser:innen, bei denen sich aktuell kein Kontakt vertieft, raten, sich gleich nach diesem Artikel einzuloggen, sich die alten Vorschläge noch einmal anzuschauen und in Kontakt zu treten.
Resümee
Zusammenfassende Empfehlungen
Wie definiert sich Passung?
- Die Passung der Vorschläge definiert sich bei Gleichklang so, dass keine erkennbaren tief greifenden Differenzen zwischen zwei Personen in wesentlichen Werthaltungen und Beziehungsmodellen bestehen, sodass grundsätzlich die Basis für eine glückliche und stabile Beziehung gegeben zu sein scheint. Ein Vorschlag ist dabei dann passend, wenn bei keinem der berücksichtigten Merkmale ein Ausschluss aufgrund einer klaren Unvereinbarkeit vorliegt.
- Bei einigen Merkmalen genügt für das Matching die grundsätzliche Offenheit (z.B. Offenheit gegenüber eine Beziehung mit jemanden mit Handicap oder Offenheit für eine minimalistische Lebensweise). Bei anderen Merkmalen (z.B. ökologische Lebensführung, Spiritualität, Vegetarismus und Veganismus) kann eine dezidierte Bejahung auf beiden Seiten – je nach Angaben der Mitglieder – erforderlich sein. Der Ausschluss von Unvereinbarkeiten und die Berücksichtigung gemeinsamer Bejahungen von Merkmalen führt im Ergebnis dazu, dass die tatsächliche Übereinstimmung über alle erfassten Merkmale ansteigt.
Was wird beim Matching berücksichtigt?
Diese Merkmalsbereiche gehen in das Matching ein:
- Beziehungs-Struktur: Exklusivität versus nicht-traditionelle Beziehungen (monogame Treue, Polyamorie, Mehrpersonenbeziehung), Räumliche Nähe versus Entfernung (zusammen leben, getrennte Wohnungen, Fernbeziehung), Formaler Bindungswunsch (Heirat, eingetragene Lebenspartnerschaft), Verschmelzung versus Unabhängigkeit in der Beziehungsführung, Kinderwunsch, Bildungsthemen, Formaler Bindungswunsch (Heirat, eingetragene Lebenspartnerschaft)
- Grundhaltungen: Ökologie und Nachhaltigkeit, Minimalismus, Einsatz für die Tierwelt, Pflanzenbasierte Ernährungsweisen, Gesundheitsbewusstsein
- Sexualität und Erotik: Geschwindigkeit der sexuellen Annäherung, Sexuelle Orientierungen (z.B. Heterosexualität, Homosexualität, Bisexualität, Pansexualität), Asexualität, Interesse an erotischen Begegnungen, Sexuelle Präferenzen, wie BDSM
- Spiritualität und Religionen: Spirituelle Lebensführung, Religiöse Überzeugungen, Atheismus oder Agnostizismus
- Handicaps und Erkrankungen: Eigene Handicaps, körperlich-seelische Erkrankungen, sexuelle Funktionsstörungen, Akzeptanz für Handicaps, körperlich-seelische Erkrankungen, sexuelle Funktionsstörungen
- Lebensstile: Reisefreude, Auswanderungswunsch, Intellektuelle Auseinandersetzung, Freikörperkultur, Tierische Gefährten, …
- Persönlichkeit: Hochsensibilität, Akzeptanz für Hochsensibilität, Offenheit für Erfahrungen
- Äußerlichkeiten (optional): Suchbereich Körpergröße, Akzeptanz für Figurtyp
- Geschlechtliche Identitäten: Frauen, Mann, non-binär, Transgender
- Demographische Merkmale: Alter, Bildungsstand, Wohnort
Psychologische Basis des Matching:
- Die theoretisch-empirische Grundlage dieses Matching-Ansatzes sind psychologische Theorien und Befunde, die zeigen, dass eine Übereinstimmung in zentralen Merkmalen der Werthaltungen und der Beziehungsmodelle für eine stabile und glückliche Beziehung wichtig ist. Neben vorliegenden Theorien und Studien haben wir diese Fragestellung auch in eigenen Umfragen und Datenauswertungen für eine Reihe von Merkmalen, wie politische Überzeugungen, Hochsensibilität oder vegane Lebensweise, untersucht.
- Eine Passung im Sinne der bei Gleichklang angewandten Kriterien bedeutet nicht, dass Mitglieder bei Präsentation des Vorschlages ebenfalls eine Passung erleben. Diese subjektiv bei Betrachtung des Vorschlages erlebte Passung ist tatsächlich nicht korreliert mit der tatsächlichen Wahrscheinlichkeit, dass sich eine glückliche oder stabile Beziehung mit den betreffenden Personen entwickeln kann. So gibt es keinen relevanten Unterschied im Beziehungsglück und in der Stabilität zwischen Gleichklang-Paaren, die den initialen Vorschlag als passend oder sogar stark anziehend erlebten und denjenigen, wo diese Passung am Anfang nicht erlebt wurde.
- Auch psychologische Studien sprechen dagegen, die initial erlebte subjektive Passung eines Vorschlages stark zu bewerten, weil sich in diesen Studien zeigt, dass das durch einen Vorschlag erzeugte Interesse/Desinteresse vorwiegend durch das Äußere (Bilder) erklärt wird und sich vorwiegend auf die physische Attraktivität bezieht. Diese Attraktivität wirkt sich aber nicht langfristig günstig auf die Beziehungszufriedenheit aus. Studien zeigen zudem, dass eine Reihe von Schlüssen aus Dating-Profilen auf die Persönlichkeit falsch sind und – den Betreffenden unbewusst – auch lediglich aus dem Äußeren abgeleitet werden.
- Wird eine freie Suche in einer größeren Anzahl an Profilen ermöglicht, nimmt die ohnehin nur sehr geringe Treffsicherheit der Passungs-Gefühle auf der Basis von Dating-Profilen weiter ab und Fehlentscheidungen nehmen zu. Studien zeigen, dass mit wachsender Anzahl an Profilen, in denen gesucht werden kann, die Auswahlentscheidungen von Partnersuchenden sich immer weiter von einer Suche nach Übereinstimmung in ihren Idealen entfernen.
Es ergeben sich durch diese Faktoren folgende Dilemmata:
- Die Passung der Werthaltungen und Beziehungsmodelle, die für eine Beziehung wichtig ist, hängt nicht (oder nur sehr eingeschränkt) zusammen mit dem ersten Eindruck aus dem Profil, der für eine Kontaktaufnahme wichtig sein mag. Dieser Eindruck ergibt sich in der Realität zu einem großen Teil aus dem Aussehen und zudem aus Fehlschlüssen über die Persönlichkeit der dargestellten Personen. Ein bezüglich der Grundhaltungen und Beziehungsmodelle passender Vorschlag mag so als unpassend erlebt werden. Umgekehrt mag ein bezüglich der Grundhaltungen und Beziehungsmodelle unpassender Vorschlag subjektiv als passend erlebt werden.
- Würden bei Gleichklang Vorschläge stärker auf die subjektive Anziehung durch das Profil optimiert (was statistisch möglich wäre), würde dies notwendigerweise zu einer Verminderung der Passung der Werthaltungen und Beziehungsmodelle führen, da diese eigentlich entscheidende Passung derzeit bereits maximiert ist. Das Ergebnis einer nicht auf dauerhafte Passung, sondern Attraktivität optimierten Vermittlung lässt sich bei den Dating-Apps erkennen: Spannung, Spaß, schneller Wechsel zu neuen Kontakten, aber kaum tragfähige Beziehungen.
- Strategien, die die Zufriedenheit beim Dating steigern können (wie freies Scrollen), führen nach psychologischen Studien zu schlechteren Dating-Entscheidungen, sodass sich bei solchen Vorgehensweisen besonders diejenigen Personen kennenlernen, die weniger gut für eine langfristig glückliche Beziehung füreinander geeignet sind. Allerdings ist dies den betreffenden Personen nicht bewusst, die im Gegenteil das freie Scrollen als einen Gewinn an Kontrolle erleben.
- Eine Vermittlung nach Passung der Werthaltungen und Beziehungsmodelle führt – je gründlicher das Matching durchgeführt wird – zu einer desto stärkeren Reduktion der Vorschlagsanzahl und der entsprechenden Zunahme von Wartezeiten auf Vorschläge. Dies tut den Erfolgsaussichten keinen Abbruch, wenn die Grundeinstellung herrscht, dass lediglich eines Tages eine passende Person kennengelernt werden soll, mit der eine Beziehung entsteht. Wenn diese Bereitschaft zu Warten und Geduld aber nicht besteht, wird der Erfolg der Partnersuche durch vorzeitiges Aufgeben beeinträchtigt.
- Die von Gleichklang ermittelte Passung ergibt sich aus den eingegebenen Suchkriterien. Diese werden aber im Profil nicht zurückgemeldet, sodass sie allein durch das Profil nicht erkannt werden können. Würden diese Suchkriterien durch uns im Profil öffentlich gemacht werden, würde die Ehrlichkeit bei der Eingabe dieser Suchangaben abnehmen und die Vermittlungseffektivität würde sinken. Es ist daher für die Vermittlung wesentlich wirksamer, die Suchkriterien nur intern für das Matching zugrundezulegen, auch wenn dadurch die Prägnanz der Profile und ihre inhaltliche Aussagekraft gemindert wird.
So lösen Sie selbst alle Dilemmata auf:
- Die Feststellung einer Passung und der Beginn einer Beziehung liegt bei den Partnersuchenden selbst und ihrem Beziehungs-Erleben. Allerdings sind anfängliche Urteile über eine Passung auf der Basis der Sichtung des Profils sehr unsicher und oft fehlerhaft.
- Die Empfehlung lautet daher, sich nicht vorschnell festzulegen, sondern gemeinsam die Passung miteinander auszuloten durch eine direkte Kommunikation miteinander, die über eine reine Profilbetrachtung hinausgeht. Wenn sich nicht ein anderer Kontakt aktuell bereits vertieft, lautet daher der Rat, sich bei den vorgeschlagenen Personen zu melden, um mehr übereinander zu erfahren.
- Im Verlauf von Online-Kennenlernen, Telefonaten und späteren Begegnungen außerhalb des Internets entsteht die Möglichkeit, Passung tatsächlich erkennen und einen emotionalen Zugang zueinander aufzubauen.
- Betrachten Sie deshalb bitte die Vorschläge nicht als Basis, um eine Entscheidung zu treffen, sondern als Anregung, um miteinander in Kontakt zu treten. Bleiben Sie solange dabei, bis Sie den passenden Menschen getroffen haben. Melden Sie ich bei unserem Betreuungs-Team, wenn Sie Fragen oder Schwierigkeiten haben.
Wir freuen uns, Sie bei Gleichklang auf Ihrem Weg zum Partnerglück zu begleiten!