Studie untersucht Zufriedenheit beim Dating
Kürzlich ist im Fachjournal Plos one ein hochinteressanter Artikel eines Forscherteams erschienen, welches sich der Zufriedenheit – oder besser der Unzufriedenheit – von Nutzer:nnen von Dating-Apps widmet. Die Autor:innen analysierten mehr als 40000 Review-Texte in Bewertungsplattformen und konnten so die Hauptgründe für Unzufriedenheit identifizieren.
In meinem folgenden Artikel stelle ich die Befunde dar und bringe sie in den Kontext unserer eigenen Erfahrungen bei Gleichklang, um allgemeingültige und spezielle Gründe von Unzufriedenheit herauszuarbeiten.
Gleichzeitig möchte ich mit diesem Artikel ebenfalls die Leser:innen zu einer Reflexion ihres eigenen Erlebens ermutigen, gerade auch weil sich aus solchem Erleben gegebenenfalls auflösbare Blockaden des eigenen Dating-Erfolgs ergeben können.
Gerne können Sie auch zu einzelnen Punkten der Gliederung direkt springen:
Gliederung
Unzufriedenheit mit Dating-Plattformen
Unsere Erfahrungen bei Gleichklang
Einordnung von Kritik aus unserer Sicht
Wenn Kritik selbstschädigend wird
Unzufriedenheit mit Dating-Plattformen
Die Autor:innen stellen fest, dass eine geradezu überwältigende Unzufriedenheit mit Dating-Plattformen bei ihren Nutzer:innen auf den Bewertungsseiten besteht.
Das Kreisdiagramm macht es deutlich:
- Ungefähr zwei von drei Personen vergeben die schlechtestmögliche Bewertung (1 Stern), während nur ungefähr eine von 12 Personen die bestmögliche Bewertung (5 Sterne vergibt).
Es lässt sich feststellen:
- Mindestens bezüglich der großen Dating-Seiten werden diese – trotz ihrer vielen, langjährigen und wiederholten Nutzer:innen – in aller Regel äußerst negativ bewertet.
Glücklicherweise haben wir bei Gleichklang dies Problem nicht in dem sich hier darstellenden Ausmaß, sondern die Verteilung der Sterne ist bei uns exakt umgekehrt.
Trotzdem sind auch wir immer wieder mir negativen und sehr negativen Bewertungen konfrontiert, mit denen wir uns auseinanderzusetzen haben.
Bevor ich mich weiter mit den Gründen für dies Übergewicht negativer Bewertungen bei den großen Datingseiten beschäftige, stelle ich kurz gerafft die Befunde der Autor:innen zu den von den Bewerter:innen selbst genannten Ursachen für ihre schlechten Bewertungen dar.
Was kritisieren die Nutzer:innen an den Dating-Apps?
Die Autor:innen konnte statistisch anhand der verwandten Worte 10 Themenbereiche herausarbeiten, die sie sodann in ihrer Analyse zu diesen 4 Hauptaspekten verdichteten:
- Kritik an Bezahl- und Subskriptionssystem: Ausgedrückt wird eine Unzufriedenheit mit den Kosten, aber auch mit Zahlungs- und Rückerstattungsansprozessen.
- Unechte oder gefakte Probleme: Kritisiert wird das Vorkommen unechter, gefakter Profile mit gefälschten Fotos und unrichtigen persönlichen Angaben, sowie daraus resultierenden Betrugsversuchen.
- Werbemaßnahmen für (eigene und fremde) Angebote: Offenbar erleben die Nutzer:innen diese Werbung als mindestens teilweise störend, es fanden sich Worte, wie „lächerlich“ in dem entsprechenden Themenbereich.
- Matching-Algorithmus: Die Nutzer:innen betrachten die ihnen angezeigten Profile als nicht passend. Hierzu gehören auch Beschwerden über zu weite Distanzen der Vorschläge. Jedenfalls sehen die Nutzer:innen Verbesserungsmöglichkeiten beim Matching-System.
Die Ergebnisse des Artikels finde ich faszinierend. Denn die gleichen vier Hauptaspekte an Beschwerden, die hier für die großen Dating-Seiten benannt werden, kennen auch wir von unseren Nutzer:innen.
Die Grundstruktur der Beschwerden scheint also auf den Bereich „Dating“ allgemein generalisiert werden zu können.
Umso wichtiger, dass wir uns als Dating-Plattform hiermit auseinandersetzen. Ebenso wichtig ist diese Auseinandersetzung aber für die Nutzer:innen:
- Ich vermute nämlich ganz stark (und habe dafür auch bereits persönlich Beispiele kennengelernt), dass diejenigen, die extrem negativen Bewertungen schreiben – wie sie bei großen Dating-Apps üblich sind – Schwierigkeiten haben werden, eine Beziehung zu finden. Darauf gehe ich später noch ein.
Unsere Erfahrungen bei Gleichklang
- Kritik an Bezahlungsprozessen: Die Unzufriedenheit prasselt in diesem Bereich nicht so auf uns ein, wie das offenbar bei den großen Dating-Seiten Standard ist. Dennoch erreicht uns immer wieder Kritik, die sich darauf bezieht, dass wir sofort Gebühren erheben. So schrieb neulich jemand, wir würden den Leute ja gar nicht erlauben, ihre Partnervorschläge vorher anzuschauen. Auch die Höhe der Gebühren wird gelegentlich kritisiert, zumal wir Gebührenanpassungen für die „Normaltarife“ aufgrund gestiegener Ausgaben und vermehrter Nutzung von Sozialtarifen durchführen mussten, um weiterhin tätig bleiben zu können. Selten werden unsere Zahlmethoden kritisiert, da diese zu eingeschränkt seien. Auch dass wir routinegemäß keine Bargeldzahlungen vornehmen, wird gelegentlich angesprochen. Diejenigen, die die Teilnahme widerrufen, kritisieren, dass wir die Gebühr für den manuellen Profilcheck einhalten, was sie als „Abzocke“ sehen.
- Unechte oder gefakte Probleme: Selten wird auch diese Kritik geäußert. Demnach seien die Profile nicht echt, meistens wird dabei keine komplette Unechtheit angenommen, sondern dass die betreffenden „Karteileichen“ seien. Gelegentlich erreichen uns aber auch Beschwerden über teilweise Verstöße gegen die Echtheit, wenn Altersangaben nicht richtig sind, Fotos nicht aktuell, Schilderungen zum Lebensstil von der Realität abweichen.
- Werbemaßnahmen für eigene und fremde Angebote: Gleichklang beinhaltet keine Werbung für fremde Angebote. Machen wir gelegentlich auf fremde Angebote aufmerksam, tun wir dies immer kostenlos und aus Überzeugung. Wir erhalten in diesem Bereich entsprechend auch keine Beschwerden und auch auf Bewertungsplattformen finden sich keine entsprechenden Hinweise. Kritisiert werden wir manchmal wegen häufiger Aktions-Angebote und häufiger E-Mail-Nachrichten, die wir diesbezüglich, aber auch wegen neuer Blog-Artikeln, Videos etc. versenden. Manche finden das aufdringlich. Bei anderen liegt die Kritik eher beim oberen Aspekt „Bezahlung“, sie ärgern sich, dass sie ein „Normalabo“ buchten, obwohl kurze Zeit später ein „Rabatt“ angeboten wurde. Kritisiert wird ebenfalls die recht häufige Verlängerung von Rabatten für einige Tage oder mehr nach ihrem eigentlichen Ende. Dies passe nicht zur Ausrichtung von Gleichklang.
- Matching-Algorithmus: Es wird an uns herangetragen, dass die Vorschläge nicht passten. Meistens verbleibt diese Kritik sehr pauschal (alles unpassend etc.). Wenn Inhalte genannt werden, ist dies recht oft die räumliche Distanz. Manchmal werden aber auch ganz spezifische Aspekte kritisiert, wie „ich brauche jemanden zum Bergwandern“ oder die Nicht-Passung wird am Musikgeschmack festgemacht. Ein weiteres Thema ist, dass die vorgeschlagenen Personen nicht attraktiv genug seien. Eine weitere Kritik zielt darauf ab, dass wir den Matching-Algorithmus abschaffen und ein freies Suchen erlauben sollten.
Bei Gleichklang haben wir aber noch ein weiteres Thema, welches ich in dem aktuellen Forschungsartikel nicht gefunden habe:
- Anzahl der Vorschläge: Vorwiegend wird hier eine zu geringe Anzahl an Vorschlägen kritisiert, manchmal aber auch eine zu hohe Vorschlagsanzahl. Ich nehme an, dass bei den großen Dating-Seiten die Kritik „zu wenige Vorschläge“ wegen deren enormen Nutzer:innen-Anzahlen weniger Relevanz hat, und das Thema „zu viele Vorschläge“ bei den großen Seiten ebenfalls weniger Relevanz hat, weil genau dies durch die Nutzer:innen erwartet wird.
Einordnung der Kritik aus unserer Sichtweise
Zunächst einmal kann ich natürlich all diese Kritik psychologisch völlig verstehen. Stelle ich mir vor, ich bin selbst Nutzer und die Plattform ist eine Art Blackbox für mich, würde ich vermutlich vieles ebenso sehen.
Nun bin ich allerdings in einer anderen Position und werfe daher einen anderen Blick von innen und von außen auf die Thematik. Dies sind die Einschätzungen, zu denen ich gelange:
Kritik an Bezahlprozessen:
Eine Gebührensenkung ist uns nicht möglich. Wir könnten mit einer Senkung nicht weiter bestehen bleiben. Manche Nutzer:innen unterschätzen die immensen Kosten, die sich aus eine Aufrechterhaltung, Weiterentwicklung, Bewerbung und Betreuung solch einer Plattform ergeben.
- Wir haben die Ermäßigungstarife bis zum besonderen Sozialtarif auf Antrag von nur 6 EUR im Jahr, damit wir dennoch Menschen nicht von unserer Plattform ausschließen, die in finanzieller Not sind. Wir denken, dass diese Tarife nicht nur ein Service für die Betreffenden sind, sondern ebenfalls für alle anderen Mitglieder und für die Gesellschaft. Ich würde mich jedenfalls auf einer Plattform auch als „Normalzahler:in“ weitaus wohler fühlen, wenn ich wüsste, dass niemanden allein aufgrund finanzieller Barrieren die Teilnahme verweigert wird.
Wir behalten seit einiger Zeit die Gebühren für den manuellen Profilcheck bei Widerrufen ein. Dies hat mehrere Gründe, die nach meiner Einschätzung am Ende allen Mitgliedern mit ernsthaften Absichten dezidiert zugutekommen:
- Was sich manche vielleicht kaum vorstellen können, ist, dass regelmäßig Menschen sich wieder und wieder bei der gleichen Plattform anmelden, nur um zu widerrufen und so die Plattform tatsächlich 2 Wochen kostenlos genutzt zu haben. So entstanden auch bei uns regelrechte Serien von Widerrufen durch die gleichen Personen. Diese Personen verursachen bei uns nicht nur Kosten aufgrund von Payment und Erstattungsprozessen, sondern sie verärgern auch unsere anderen Mitglieder, weil ihre Profile plötzlich verschwinden. Wer möchte schon jemandem vorgeschlagen bekommen, die gleich nicht mehr da ist?
- Unter den Serien-Widerrufer:innen, aber auch den anderen Widerrufer:innen, sind einige, die tatsächlich auf Partnersuche sind und es sich anders überlegen, andere sind nur halb auf Partnersuche und ambivalent, manche sind schlichtweg von Gleichklang enttäuscht, oft weil ihre Erwartungen andere waren. Andere aber sind weder auf Partnersuche noch auf Freundschaftssuche, sondern wollen sich einfach nur unsere Mitglieder anschauen, was von harmlosen bis zu kriminellen Gründen ranken kann. Auf jeden Fall führen diese Widerrufer:innen zu einer Beeinträchtigung der qualitativen Zusammensetzung unserer Plattform und schädigen so auch über alle gerechnet die Chancen unserer Mitglieder. Spricht sich herum, dass eine Plattform bei voller Erstattung zwei Wochen nutzbar ist, kommt es zu einem Einstrom solcher Personen in unsere Plattform, was wir in der Vergangenheit schmerzlich erleben mussten.
- Der Profilcheck ist einer unserer Kernleistungen, dessen Bedeutsamkeit für eine Reihe von einzelnen Mitgliedern, aber auch für die Gesamt-Community kaum überschätzt werden kann. Jedes Profil wird von Mitarbeiter:innen unseres Teams mit allen Angaben, einschließlich der Suchkriterien, freien Texte, Audio-Dateien und Fotos, angeschaut. Oft erkennen wir dabei Suchkonfigurationen, deren Logik bei kleinen Änderungen vollauf erhalten bleibt, deren Effizienz aber gesteigert werden kann. Wir sehen auch unglückliche freie Texte oder Fotos, die die Informationen nicht liefern, die sie liefern sollten. Manchmal sehen wir drastische Widersprüche, die zu kompletten Blockaden führen würden. Ebenso identifizieren wir so mit hoher Effizienz unseriöse Profile (siehe Aspekt „Echtheit“). Die durch uns vorgeschlagenen Änderungen werden oft mindestens teilweise umgesetzt und sie führen dazu, dass besser geeignete Vorschläge erfolgen, die das Wesentliche im Blick haben. Damit wirken sich unsere Vorschläge indirekt auch auf die anderen Mitglieder aus, die vorgeschlagen werden. Wir verfügen über keine AI-Software, die diesen Check für uns übernehmen könnte und er ist für uns mit Aufwand verbunden. Daher ist dieser Check explizit ausgewiesener Teil unserer Gesamtgebühr, der in dem Moment angefallen ist, wenn der Check durchgeführt und mitgeteilt worden ist. Wir müssten die Gebühren für alle erhöhen, wenn wir diesen Check einigen, die widerrufen, nicht berechnen würden, oder wir müssten den Check einstellen.
- Wir haben uns dazu entschieden, den Check als Wertersatz einzuhalten. Seither gibt es als Nebeneffekt keine Serienwiderrufer:innen mehr und es werde keine Tipps mehr gegeben, Gleichklang durch Wideruf kostenlos zu nutzen. Die kritischen Bewertungen zu diesem Thema machen es bekannter, dass diese Hintertür jetzt geschlossen ist, was positiv ist.
Manche wünschen sich mehr Zahloptionen:
- Mehr Zahloptionen sind jedoch immer auch mit mehr Kosten für uns und immer stärkerer Einbindung in Abhängigkeiten der Zahlsysteme verbunden. Momentan ist die Ausweitung von Zahloptionen nicht unsere Priorität, wir überlegen sogar das Gegenteil, ob wir nicht viel ruhiger arbeiten könnten, wenn alle Zahlungen als Überweisung erfolgen.
In großer Mehrheit üben Gleichklang-Mitglieder übrigens keine Kritik an unseren Gebühren und wissen unseren Versuch zu schätzen, notwendige Gebühren mit sozialer Verträglichkeit in einem Ausmaß zu koppeln, wie dies keine andere Dating-Plattform meines Wissens tut.
Unechte oder gefakte Profile
Das Ausmaß der Unterwanderung von Dating-Plattformen durch Betrüger:innen, Love-Scammer, Drogenhändler:innen und vielem mehr ist oftmals nicht bekannt. Es ist enorm. Jede Dating-Plattform wird auf diese Art und Weise unterwandert. Würden wir keine Gegenmaßnahmen ergreifen, wären wir mit Fake-Profilen überfüllt. Aber auch falsche Angaben bei echten Profilen sind ein weitverbreitetes Phänomen.
Dies gesagt, übt fast kein Mitglied Kritik an uns, dass bei uns komplette Fake-Profile wären und nur selten erreicht uns Kritik wegen fehlerhafter Angaben in Profilen:
- Mithilfe der manuellen Überprüfungen eines jeden Profils, der täglichen Betreuung der Missbrauch-Melden-Funktion, sowie mithilfe eines automatischen Warnsystems haben wir mittlerweile Love-Scammer:innen nahezu komplett aus unserem System verbannen können. Stellen wir fest, dass sich jemand einschmuggelte und es wurden Nachrichten an unsere Mitglieder geschrieben, versenden wir Warnungen.
- Gleichklang zieht mit seiner Ausrichtung auf Ökologie, Nachhaltigkeit, Diversität und durch die Zahlschranke vorwiegend Menschen mit ernsthafter Intention für eine Beziehungssuche an – was nicht heißt, dass bei unseren Mitgliedern nicht auch die unzähligen Ambivalenzen, Befürchtungen und Schwankungen auftreten würden, die Partnersuchende und den Prozess der Partnersuche oft charakterisieren. Trotzdem sind die meisten sehr ernsthaft. Ich nehme an, dies ist der Grund, warum die Kritik „unechte Profile“ bei uns nur eine Randrolle spielt.
- Wir sehen in unseren Auswertungen, dass spätestens einige Wochen nach einer erhaltenen Nachricht sich 96 % unserer Mitglieder erneut eingeloggt haben. Es gibt nur sehr wenige „Karteileichen“, was auch damit zusammenhängt, dass sich die Teilnahme immer (auch bei lebenslanger Option) jährlich kostenpflichtig verlängert. Erfolgt keine Zahlung, werden die Betreffenden für die Vermittlung gesperrt.
Werbemaßnahmen für eigene und fremde Angebote
- Ich bin ganz bei den Mitgliedern, die sich durch die variierenden Angebote, Rabatte, Rabatt-Verlängerungen etc. genervt fühlen. Ebenso wie diese Mitglieder würde ich mir ein ruhiges und konsistentes Arbeiten wünschen, mit Tarifen, die sich schlichtweg die gesamte Zeit über durchziehen.
- Ich muss auch der Kritik zustimmen, dass wir uns mit diesen Rabatt-Aktionen und deren Bewerbung in gewisser Hinsicht die Methoden der oberflächlichen Produktions- und Konsumwelt zu eigen machen, was dem Bild, was wir von uns haben und was wir vermitteln wollen, nicht vollauf entspricht.
- Ebenso kann ich nachvollziehen, dass wir uns als Menschen ärgern, wenn wir gerade ein „Normalabo“ buchten und nun ist es plötzlich 20 % preiswerter.
Stellt sich die Frage, warm wir nicht einfach Schluss machen mit den Rabatten oder wenigstens die Rabatt-Verlängerungen und die Erinnerungs-Nachrichten abschaffen?
Womöglich würde dadurch tatsächlich die Wahrnehmung unserer Firma profitieren. Und doch gibt es ein Problem für uns, was uns daran bisher hinderte:
- Mitglieder, die aufgrund von Rabatten zu uns kommen, bilden einen erheblichen Anteil unserer Nutzer:innen. Zudem haben wir festgestellt, dass bei längeren Zeiten ohne Rabatte, nicht nun diese Interessent:innen doch zu uns kommen, sondern dass einfach nur unsere Mitgliederanzahl und unsere Einnahmen sinken.
- Wir sehen also bei vielen, dass sie genau diesen kleinen externen Anreiz benötigen, um von Interessent:innen zu Mitgliedern zu werden. Wir sehen auch, dass die Rabattverlängerungen sich dezidiert günstig auswirken und ohne diese Verlängerungen einfach nur weniger Mitglieder bei uns wären und wir weniger Einnahmen hätten.
Wären wir ein großer Konzern und könnten auf tragfähige Polster zurückblicken, wäre mir das alles egal und es würde bereits ab heute keine Rabatte mehr geben. Wir haben schließlich bereits Sozialtarife, die bestehen bleiben werden, das sichert unsere Inklusivität.
Da wir aber weit entfernt von den Möglichkeiten eines Großkonzerns sind und mit unseren Einnahmen unsere täglichen Ausgaben decken müssen, könnten wir uns derzeit einen Verzicht auf Rabatte nicht leisten. Aber ich freue mich auf den Tag, wo dies anders sein wird!
Matching-Algorithmus
- Der Verzicht auf ein Matching und dessen Ersetzen durch freies Scrollen wäre nicht sinnvoll, da die psychologische Befundlage zu eindeutig ist, dass solche Prozesse durch Choice-Overload zu schlechteren Entscheidungen führen und dadurch zudem (unbewusst) die Bindungsbereitschaft sinken kann. Auch würden fraglos sehr viel mehr Beziehungen entstehen, die für eine oder beide Seiten schmerzhaft werden und sich letztlich auflösen.
Natürlich erkenne ich die Kritik einiger an, dass sie autonom sein und selbst entscheiden wollen. In diesem Fall sehe ich aber die autonome Entscheidung darin, sich auf ein System wie bei uns einzulassen oder eine andere Plattform zu wählen.
Manche tun übrigens auch beides und haben dann jedenfalls subjektiv den Eindruck, die Vorteile beider Arten von Plattformen zu maximieren und ihre Nachteile zu minimieren.
- Vorschläge erfolgen nur, wenn eine Vielzahl an Suchkriterien nicht in Widerspruch zueinander stehen, wobei wir diese Suchkriterien fortwährend auf der Basis wissenschaftlicher Befunde, gesellschaftlicher Entwicklung und Rückmeldungen von Mitgliedern weiter entwickeln und verändern.
Dennoch zeigen uns Kritiken, wie „alles unpassend“ eben erneut, wie individuell wir Menschen sind und dass Partnerfindung eben kein häufiges, sondern ein seltenes Ereignis ist, was aber glücklicherweise nur einmal einzutreffen braucht:
- Es liegt also an den einzelnen Teilnehmenden, über die Vorschläge die Person zu finden, mit der sie glücklich werden. Eines Tages wird eine Person dabei sein, mit der dies möglich ist.
Übrigens halten wir strikt die eingegebenen regionalen Suchen ein. Wer anders denkt, hat die Suche nicht richtig eingestellt. Bitte wenden Sie sich an unseren Support!
Aber hierzu gibt es noch etwas zu sagen:
- Grundsätzlich – wer meine Artikel kennt, weiß es schon – zeigen Studien, dass Fernbeziehungen im Verlauf genauso glücklich werden wie Nahbeziehungen. Unsere eigenen Auswertungen finden nicht den geringsten Unterschied (auch langfristig) in Stabilität und Zufriedenheit von Gleichklang-Beziehungen, die in kurzer oder weiter Entfernung starteten. Eine ganz neue Studie findet gar einen dezidierten positiven Einfluss der initialen Entfernung auf Selbstöffnung und Beziehungszufriedenheit – je weiter entfernt, desto besser. Viele Informationen zu dieser Thematik finden Sie auch in meinem Video “Alles über Fernbeziehungen”.
Es gibt Dinge, da sind unsere Vermutungen etwas anderes als die Realität oder stehen sich gar oppositionell entgegen. Dies ist ein Thema, wo genau solch eine Konstellation besteht. Nur leider werden diejenigen, die mit engen Suchkoordinaten arbeiten, oft nie erfahren, welche Möglichkeiten sie sich eigentlich dadurch genommen haben.
- Und was, wenn ich bereits eine negative Erfahrung mit einer Beziehung hatte, die in weiter Distanz startete?
Stellen Sie sich als Erstes die Gegenfrage:
- Hatte ich bereits eine Beziehung, die scheiterte, und die in direkter Wohnortnähe begann?
Scheitert eine Distanz-Beziehung, erklären wir dies schnell mit der Distanz, während wir das Scheitern einer Beziehung, die in Wohnortnähe scheiterte, kaum jemals mit der Nähe erklären. Hier ermöglicht uns erst der psychologische Forschungsstand einen klaren Blick, dessen Ergebnisse gegen die Einschränkung der regionalen Suche sprechen.
Ich selbst würde übrigens immer international suchen. Aber selbstverständlich entscheidet dies jede einzelne suchende Person selbst.
Anzahl der Vorschläge
Auch dies ist ein Bereich, wo es einige Mythen gibt. Eines aber haben die großen Dating-Apps wohl ein für alle Mal bewiesen:
- Die Chancen für eine Partnerfindung liegen nicht in einer großen Auswahl!
- Würde die Auswahl helfen, gäbe es heute in Anbetracht der enormen Profilanzahlen bei den großen Datingseiten niemanden mehr, der unfreiwillig partnerlos wäre. Das Gegenteil ist der Fall. Die unfreiwilligen Single-Raten steigen. Die große Auswahl wird zum Gegenteil dessen, was viele wünschen und glauben.
Zudem sehen wir in unseren eigenen Auswertungen, dass ausgerechnet die Gruppen, die die wenigstens Vorschläge erhalten und am häufigsten lange Wartezeiten auf Vorschläge haben, am häufigsten zum Erfolg gelangen.
Ich führe dies zurück auf eine bei diesen Gruppen erhaltene Fähigkeit, Partnersuche als echte zwischenmenschliche Begegnung zu sehen, und auf das Verständnis, dass nur EIN Match, wann immer es kommt, zur entscheidenden Wende führen kann.
Werden wir demgegenüber durch viele und regelmäßige Vorschläge verwöhnt, bleiben wir öfter partnerlos, schließlich steht schon bald der nächste Vorschlag an. Warm sich binden? Das fragen wir uns jedoch nicht explizit, sondern die Dating-Struktur installiert jenseits unserer Kontrolle dieses Muster.
Die Vorschlagsanzahl bei Gleichklang ergibt sich aus den eigenen Suchkriterien und den Suchkriterien der anderen in Bezug zur Anzahl der vorhandenen Personen sowie deren Status (z. B. Vorschläge aussetzen etc.). Wir haben hierauf keinen Einfluss, außer durch Beratung, wenn wirklich zu restriktive Suchen vorliegen, Ermutigung, den Prozess der Partnersuche als stille Option zu sehen im Laufe der Zeit, sowie die weitere Bekanntmachung unserer Community, was wir täglich tun.
Zentral sind hier die richtigen Erwartungen an uns:
- In einer Community, in der der Zugang kostenpflichtig ist, und die sich in ihrer Außendarstellung dezidiert abgrenzt von einer auf oberflächlichen Konsum ausgerichteten Gesellschaft, ist die Vorstellung eines ständigen, am besten hochfrequenten Stromes möglichst vieler Vorschläge abwegig, zumal auch noch zahlreiche Suchkriterien massiv eingreifen und nur diejenigen einander vorschlagen, die jedenfalls nach unseren psychologischen Kriterien zueinanderpassen könnten.
Glücklicherweise schmälert dies jedoch nicht Ihre Chancen, sondern erhöht Ihre Chancen, dass Sie eines Tages genau in dieser Struktur Partnerschaft finden werden.
Wie kann es dann zu viele Vorschläge geben?
Wenn Sie keinerlei prägnante Suchkriterien eingeben und regional unbegrenzt suchen, kann die Partnervorschlagsanzahl trotz eingeführter Begrenzungen zu hoch werden. Wir raten in diesem Fall, neue Vorschläge temporär auszusetzen, und bei den Suchkriterien noch einmal nach inhaltlich relevanten Kriterien zu schauen, die womöglich doch stärker eingegrenzt werden sollten.
Bilanz Zufriedenheit
Einerseits bin ich schon erleichtert, festzustellen, dass die enorme Unzufriedenheit mit Dating-Webseiten (die übrigens auch alle großen deutschen Anbieter betrifft) für Gleichklang nicht zutrifft.
Andererseits sehe ich auch, dass die Grundkritiken in ihrer Struktur offenbar auf alle Datingwebseiten und auch auf uns generalisieren.
Da wir uns seit 17 Jahren täglich mit diesen Themen beschäftigen, die Literatur auswerten, Umfragen durchführen, die Erfolgschancen berechnen etc., ergibt sich für uns ein anderer Zugang als der Zugang, den Nutzer:innen haben und haben können.
Im Interesse der Maximierung der Chancen für alle müssen wir daher auch auf einige „Optimierungen“ (z. B. Scroling) verzichten, von denen wir wissen, dass sie zwar die Zufriedenheit verbessern, aber die Erfolgschancen mindern.
Zudem können wir unsere Plattform nur im Rahmen unserer ökonomischen Möglichkeiten betreiben und können daher (leider) auf die nervigen Rabatt-Angebote nicht verzichten. Nicht einmal reduzieren können wir sie, weil dann auch Mitgliederanzahl und Einnahmen abnehmen. Auch auf eine Verlängerung der Rabatt-Aktionen können wir nicht verzichten, da diese Verlängerungen einen relevanten Anteil der Rabatt-Effekte ausmachen.
An unserem Matching-Algorithmus arbeiten wir ständig und hier greifen wir regelmäßig Anregungen unserer Mitglieder auf. Zahlreiche Optionen für Hochsensible, Menschen mit Einschränkungen, diverse sexuelle Orientierungen etc. sind im Austausch und durch Anregung von Mitgliedern entstanden. Das werden wir fortsetzen.
Ich freue mich, dass wir nicht einmal im Ansatz das Ausmaß an Kritik ernten, was bei den anderen Dating-Seiten offenbar zum täglichen Brot gehört.
Natürlich sehe ich aber auch, dass manche bei uns sehr unzufrieden sind:
- Der Hauptgrund liegt darin, dass die Betreffenden sich Partnerschaft wünschen und von der Plattform, die sie bezahlt haben, erwarten nun solch eine Partnerschaft herbeizuführen. Während aber ein Produkt, was wir verkaufen, jederzeit geliefert werden können sollte, ist Partnerschaft weder ein Produkt noch kann es geliefert werden.
- Natürlich sehen dies viele selbst und manche weichen dann auf Parameter, wie „Anzahl der Vorschläge“ aus, anhand derer sie ihre Zufriedenheit festmachen. Aufgrund der negativen Korrelation zwischen dieser Anzahl und den Erfolgsaussichten und weil die Anzahl ja von den Gesamt-Suchkonfigurationen abhängt, gehen sie damit aber in die Irre. Haben wir für ein asexuelles Mitglied weniger getan, weil dieses nur ganz wenige Vorschläge über das Jahr erhalten wird? Objektiv ist dem nicht der Fall, im Gegenteil tun wir für kleinere Gruppen besonders viel, damit sie bei uns sichtbar sind und diese Gruppen haben keine niedrigeren, sondern höhere Erfolgsaussichten, vermutlich weil sie stärker jeden einzelnen Vorschlag ernstnehmen.
Wir versuchen, durch Kundensupport und Beratung Unzufriedenheit entgegenzusteuern und Lösungen zu finden. Aber manche Unzufriedenheiten hängen auch von den leider durch gesellschaftliche Missstände (Dating-Apps etc.) induzierten falschen Erwartungen ab, die an uns dann als Anforderungen gestellt werden, obwohl diese in Wirklichkeit eine Partnerfindung blockieren.
Bestes Beispiel ist dafür die eingangs zitierte Kritik „man könne sich die möglichen Partner:innen nicht vorab anschauen”.
Geantwortet haben wir darauf folgendermaßen:
Auch Deine Vorstellung “Anschauen, ob Partner:innen da sind”, ist wenig hilfreich, auch wenn das so sicher bei den Dating-Apps und auch bei Partnervermittlungen, die mit kostenlosen Testaccounts werben, der Fall ist.
Nach Deiner Logik sollten wir erstens unsere Mitglieder jedem präsentieren, zweitens, was machen denn dann die Mitglieder mit Deinem Vorschlag, wenn Du gar nicht abschließt? Vorschläge müssen ja zweiseitig sein, wenn es auch nur minimal seriös zugehen soll.
Schließlich gehst Du aber auch von einer falschen Vorstellung von Partnerfindung aus. Diese ist ein seltenes Ereignis, was nur einmal stattzufinden braucht. Die Chancen steigen nicht mit wachsenden Vorschlägen, sondern sinken statistisch aufgrund sinkender Bindungsbereitschaft und stärkerer Beliebigkeit, eben nach dem Motto “möchte ich mir mal anschauen”.
Seltene Suchkombinationen, die es bei uns oft gibt, z.B. Asexuelle, erhalten nur wenige Vorschläge im Jahr, haben aber sogar leicht höhere Vermittlungschancen. Was sollen z.B. diese sich aber anschauen, direkt nach der Anmeldung? Die Vorschläge erfolgen ja bei allen seltenen Gruppen erst im Verlauf.
Wir sind darauf optimiert, dass eines Tages wirklich die passende Person kommt und eine Beziehung beginnt. Das gelingt auch meistens. Deine Vorstellung, erst einmal Dir etwas anschauen zu wollen, gewissermaßen die „Auswahl betrachten“, ist geeignet für eine Verkaufsplattform von Produkten, nicht für eine Plattform, auf der Du die Möglichkeit hast im Zeitverlauf eine Beziehung zu finden.
Wenn Kritik selbstschädigend wird
Kritik ist einerseits Aufforderung an die Dating-Webseiten, nach Möglichkeiten zu suchen, Verbesserungen umzusetzen. Aber dann, wenn die Kritik auf Erwartungen beruht, die die Partnersuche nicht unterstützen, sondern schädigen, kann es für die Partnersuchenden viel wichtiger sein, ihre Kritik zu überwinden.
Spätestens dann, wenn Ärger, Wut oder gar Hass auf die Dating-Seite entsteht, ist es Zeit, den Blick auf die eigene Person zu richten – auch weil die Okkupation durch solche Gefühle es erschweren wird, die eigene liebevolle Seite zu kultivieren, die für den Beginn – wie auch für die Gestaltung – einer Beziehung von so essenzieller Bedeutsamkeit ist. Ein Verriss auf einer Bewertungsseite mag kurzzeitig entlastne, ändern tut er nichts.
In diesem Sinne freuen wir uns, Sie bei Ihrer Beziehungssuche begleiten zu dürfen:
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