Kommentare (25)

  1. Michael says:

    “Nutzen Sie besonders offene, aber ritualisierte Formate: Lesekreise, Stammtische, offene Museumsführungen oder Gruppenspaziergänge bieten Gesprächsanlässe ohne Verbindlichkeitsdruck.”

    Das ist gut für alle Personen, welche solche Interessen haben. Ich treffe die meisten Frauen offline bei sportlichen Aktvitäten im Fitnessstudio oder beim Outdoorsport im Wald.

    “insbesondere viele Frauen – auch solche, die aktiv auf Partnersuche sind – direkte persönliche Ansprachen im öffentlichen Raum als unangenehm oder übergriffig erleben.”

    Und hier liegt das Problem, warum ich keine Frauen bei obengenannten sportlichen Aktivitäten anspreche.
    Ich habe dabei definitiv Verständnis für die Frauen, wenn sie ungestört ihren Aktivitäten nachgehen wollen. Geht mir teilweise selber so. Aber hierdurch fällt eine weitere Möglichkeit weg Frauen kennenzulernen.

    Jedes Mal wenn mein ein Problem löst, dann schafft man ein neues Problem.

      1. Grundsätzlich zeigen Studien, dass Menschen sich über spontane Gespräche im Alltag, z. B. im Zug, freuen. Andererseits neigen wir auch dazu, uns abzuschotten, was sicherlich durch das Mobiltelefon zugenommen hat. Einerseits wollen wir nicht gestört werden und unseren Aktivitäten nachgehen, andererseits bewerten wir Kommunikation, wenn sie stattfindet, aber meistens als positiv. Das ist ein Dilemma. Bezüglich negativer Reaktionen auf Ansprache beziehen sich diese vorwiegend auf direkte Ansprache, weshalb die Empfehlung lautet, Gespräche an dritten Orten inhaltlich und thematisch zu beginnen und nicht im Sinne einer direkten Partnerfindung.

        1. Michael says:

          “Bezüglich negativer Reaktionen auf Ansprache beziehen sich diese vorwiegend auf direkte Ansprache, […]”

          Gut, dass du vorwiegend geschrieben hast. Ich habe diese Erfahrung auch bereits bei indirekten Ansprachen gemacht.
          Ich hatte vor ca. 3 Jahren eine Frau über ein Hobby kennengelernt und mich über einen Zeitraum von 3 Monaten in Sie verliebt. Als ich es dann angesprochen habe, ging es richtig los. Es ist in einem heftigen Streit ausgeartet mit Kontaktabbruch. Dabei hat sie mir unterstellt, dass alles aus den vorangegangen Monaten von mir nur vorgetäuscht/vorgeschoben war, um mich ihr zu nähern. Sie war sehr emotional.

          Ihre Reaktion war definitiv übertrieben aber ich kann sie dennoch verstehen, weil Männer schon länger die Taktik nutzen Interessen vorzutäuschen und an Aktivitäten teilzunehmen, nur um Frauen kennenzulernen bzw. zu verführen. Die Thematik wird gerne in Filmen und Serie aufgegriffen.

          Es ist so wie DeS es schreibt. Für uns Männer ist es zu risikoreich Frauen in der öffentlichkeit oder am dritten Ort direkt oder indirekt anzusprechen.
          Ich möchte nicht aus meinem Fitnessstudio rausgeworfen werden.

            1. Aurelin says:

              ich habe so lange daran gearbeitet, Frauen und Männern ohne Angst vor Ablehnung authentisch und von Herzen begegnen zu können, dass ich heute lieber erhobenen Hauptes aus einem Fitnessstudio rausgeworfen werden würde, als darauf zu verzichten, jemanden anzusprechen, wenn ich den Impuls dazu verspüre.
              ich verstehe ganz genau, was Du meinst; ich hab schon krasseres erfahren.
              der Punkt ist der: lass Dich nicht von den Ängsten anderer Menschen konditionieren. Sei Du selbst, und nicht die Vermeidung. Und wenn Du dafür auf die Fr***e kriegst, denk es aus allen Perspektiven und geh in die Vergebung, denn Groll ist der große Bruder der Angst (und Vorsicht die kleine Schwester) aber weder Angst noch Groll machen Dein Leben, das Leben anderer oder die Welt in irgendeiner Weise besser.

              • „Wenn wir die Signale beachten und uns an dritten Orten dezidiert anders verhalten als bei der aktiven Partnersuche online, also viel indirekter, sehe ich keine Gefahr, dass du aus deinem Fitnessstudio ausgeschlossen wirst. Es kann sein, dass eine langsame Begegnung von der anderen Person ebenfalls negativ bewertet wird – du gibst dafür ein Beispiel. Aber da alles Verhalten von uns auch von der einen oder anderen Person in Kontexten, die wir nicht immer durchschauen können, negativ bewertet werden kann, würde ich das nicht zum Maßstab erheben. Sonst vereinsamen wir oder sehen keine Möglichkeiten mehr, wo sie sehr wohl bestehen.

        2. Jivah says:

          Dieser Artikel über Partnersuche im öffentlichen Raum hat mir sehr gut gefallen. Ich befürchte, dass unsere Fähigkeiten, offline Kontakt herzustellen, durch die digitalen Medien sehr leiden. Und diese inneren Hürden werden auch dann spürbar, wenn nach einer digitalen Anbahnung ein erstes Treffen stattfindet. Das zielorientierte Abchecken, ob der andere den Erwartungen entspricht, ist sehr hinderlich. Es verhindert, den anderen real wahrzunehmen und macht den emotionalen Raum sehr klein. Also: lasst uns entspannt die Cafés bevölkern und erstmal übers Wetter und den Frühling reden!

            1. Ja, der Vorteil der Kontaktentstehung an dritten Orten ist, dass sie weniger explizit, zielgerichtet und prüfend ist. Der Nachteil ist, dass sie oft nicht entsteht, wir uns vermehrt abschotten und viele sich auch nicht trauen. Ein Grund sind negative Reaktionen, die sich aber vorwiegend eben aus diesem direkten Zielbezug ergeben („Anmache“) und nicht aus einem an die inhaltliche Umgebung thematisch gebundenen Gesprächsbeginn.

          • Lona says:

            Vielen lieben Dank für ihren offenen Umgang mit den Möglichkeiten der analogen Anbahnung! Sie scheinen da erstaunlicherweise keine Berührungsängste zu haben, könnte man ja durchaus meinen, es ginge um die direkte Konkurrenz für ihre Online-Dating-Plattform. Das uralte Prinzip des Face-to-Face-Datings ist sicher ein gute Ergänzung zu Gleichklang.

              1. Ich sehe es auf keinen Fall als Konkurrenz, sondern als Ergänzung. Wenn Kennenlernen nur auf Online fokussiert wird, entsteht eine Einseitigkeit, und viele andere Möglichkeiten zur zwischenmenschlichen Begegnung gehen verloren. Das betrifft keineswegs nur die Partnersuche, sondern ein großes Spektrum an Begegnungen, von denen wir wissen, dass sie unserer Lebensfreude dienen.

                1. Lona says:

                  Ihre Zuversicht in Ehren – da kann ich sie ehrlich gesagt nur bewundern! Aber Face-to-Face-Dating ist nur mal ein direkter Konkurrent von Gleichklang. Bei letzter Gelegenheit in Tübingen war es tatsächlich so, dass gleich drei meiner dort entstandenen Kontakte auch schon einmal bei Gleichklang unterwegs waren. Da scheint es also tatsächlich große Überschneidungen zu geben … wenn wir nicht gar von Abwanderung sprechen wollen.

                    1. Ich sehe da wirklich keine Konkurrenz, sondern eine dezidierte Ergänzung. Wir erhalten auch immer mal wieder Zuschriften, wo die Verfasser:innen jedenfalls überzeugt sind, dass ihre Teilnahme bei Gleichklang dazu führte, dass sie jemanden außerhalb von Gleichklang kennenlernten. Diejenigen, die uns nicht gefunden haben und kündigten, kommen oft zu uns zurück und manchmal finden sie dann. Diejenigen, die dann gleich anderswo finden, erreichen wir meistens nicht mehr für Befragungen.

                      1. Lona says:

                        Ich bin aufrichtig davon angetan, wie sie einen direkten Wettbewerber so warmherzig annehmen. Weiterhin gutes Gelingen, wünsche ich Ihnen.

                        • Webseite - http://reis.haus/
              2. Anna says:

                Ich liebe diese realen, belanglosen, erheiternden, oberflächlichen, manchmal lustigen usw. kleinen Begegnungen im öffentlichen Raum. Unabhängig davon, was und ob daraus etwas entsteht.
                Neulich erzählte mir der Mann hinter der Käsetheke, welche zwei weiteren Jobs er macht. Ich hätte das niemals erwartet und habe so beim Käsekauf nebenbei einiges über Heilpflanzen gelernt. Beide gingen wir mit einem Lächeln von dannen (Na gut, er musste erstmal bleiben..).
                Ab und zu mit dem Ziel aus dem Haus zu gehen, irgendjemand ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern… – Mir macht das Spaß!

                  1. Damit stehst Du nicht allein. Begegnungen an dritten Orten können erheblich zu unserer sozialen Verbundenheit und Lebenszufriedenheit beitragen. Menschen, die nur am PC oder Handy sind, verpassen diese Art des Lebens – und verlieren dadurch etwas.

                • Ingo says:

                  Ich bin oft im Buchladen, aber wusste nicht wie ich da in ein Gespräch kommen sollte. Ich nenne meine bestellten Bücher, bezahle und gehe wieder. Und bin auch nach Jahren weiterhin ein Fremder dort.

                  Und wie Sie ja schreiben, Frauen empfinden es als ubergriffig angesprochen zu werden. Also sollte man es als Mann schlicht bleiben lassen. Sehe da keinen Spielraum.

                    1. Es kommt darauf an, wie wir im Buchladen sind: Holen wir nur schnell die Bücher ab oder stehen wir an den Regalen, schauen Bücher an, sitzen auf einem Sofa und lesen – falls es so einen Buchladen überhaupt gibt. Selbst wenn Du nur Deine Bücher abholst, erlebst Du vermutlich schon eine gewisse Vertrautheit mit dem Ort und auch mit den Personen, die dort regelmäßig sind. Aber natürlich entsteht daraus keineswegs automatisch eine Bekanntschaft, Freundschaft oder gar Liebesbeziehung.

                      Vielleicht ist dieser Buchladen oder das Prozedere nicht besonders gut fürs Kennenlernen geeignet – vielleicht gibt es ein Café in Deiner Nähe, wo das besser ginge. Die Ablehnung von Ansprache bezieht sich vor allem auf Gesprächsbeginnsformen, bei denen das Interesse an der Person selbst in den Vordergrund gestellt wird, also z. B. romantisches Interesse oder – noch stärker abgelehnt – erotisches Interesse. Das wird nur an Orten geschätzt, wo es ausdrücklich vorgesehen ist und wo dann auch nur die hingehen, die genau das möchten.

                      Thematische Ansprachen, z. B. zu einem neuen Buch, werden hingegen nicht negativ, sondern letztlich positiv gesehen. Aber richtig ist, dass die Unterscheidung nicht immer leicht ist, sich viele nicht trauen – und von daher spontane Begegnungen im Alltag tatsächlich abnehmen.

                  • DeS says:

                    Ich denke, Michael bringt das größte Problem an spontanen Kontaktversuchen im öffentlichen Raum sehr gut auf den Punkt. Ähnlich wie die Partnerschaft auf der Arbeit ist ein Kontaktaufbau im öffentlichen Raum durch Männer heutzutage hoch riskant. Man hat nicht nur das Risiko einer Zurückweisung, sondern auch die Eskalation durch Social Media oder Anwesende zu befürchten. Ich persönlich hätte keine Lust, aus meinem Stamclub rauszufliegen, weil ich jemanden angesprochen habe und diese Person, mutwillig oder missverständlich, sich belästigt fühlt. Da müssen Frauen nun den ersten Schritt machen und klares Interesse signalisieren. Wie auch im online-Dating haben sich Frauen an dieser Stelle die Machtstellung erarbeitet, scheinen aber damit überfordert, wie sie damit umgehen sollen.

                      1. Tatsächlich zeigen Studien, dass Männer auf Ansprachen durch Frauen im Durchschnitt positiver reagieren als umgekehrt. Das hängt aber eben auch damit zusammen, dass sie im Durchschnitt weniger plumper, sexualisierter Anmache ausgesetzt sind und deshalb auch nicht automatisch negativ reagieren.

                        Aber auch Frauen reagieren keineswegs auf alle Ansprachen negativ. Eine kontextuell passende Kontaktaufnahme an geeigneten Orten – wie in einem Café – bleibt möglich. Besonders effektiv sind wiederholte Kontakte, aus denen sich beiläufig eine Vertiefung ergeben kann, z. B. eine regelmäßig stattfindende Veranstaltung, ein thematischer Stammtisch oder eine Initiative.

                        In solchen Kontexten ist ein Kennenlernen nach wie vor möglich – auch wenn diese Möglichkeiten oft zu wenig genutzt werden.

                        1. DeS says:

                          Für mich klingt die Art von Kontakt, die sie beschreiben, nicht als eine Form der Partnersuche, sondern eher wie ein regulärer Kontakt, der eben in diesem Umfeld stattfindet.
                          Die meisten meiner langjährigen Partnerschaften (und auch meine aktuelle Beziehung) sind aus solchen Situationen heraus entstanden, gerade (vielleicht auch vor allem) deswegen, weil kein entsprechenden Intentionen vorlagen.

                          Wie wollen sie diese Situationen auf die aktive Partnersuche übertragen? Die meisten Ansätze sind da eher kontraproduktiv.

                            1. Ich denke, dass die Aussage, dass die meisten Beziehungen aus solchen Situationen entstanden sind, den Ansatz, den ich in diesem Artikel vorschölage, bestätigt. Mit offenen Augen und Begegnungsbereitschaft durch die Welt zu gehen, erhöht eben die Aussicht, dass sich aus solchen Kontakten eine Beziehung entwickelt. Insofern erscheint mir die Empfehlung sinnvoll: das eine zu tun (zielgerichtete Online-Partnersuche) und das andere nicht zu lassen (Begegnungen an dritten Orten).

                              1. DeS says:

                                Ich verstehe, was Sie meinen, und es ist vor allem der pedantische Teil meines neurodivergenten Verstandes, der darauf besteht, dass sowohl unser Austausch, als auch der Feedback der anderen Herrschaften aufzeigt, dass der öffentliche Raum für die Kontaktanbahnung bei der direkten Partnersuche zumindest für Männer nicht geeignet ist.

                                Grundsätzlich stimme ich ihrem Prinzip zu, online zu suchen, aber andere Wege nicht auszuschließen. Sie haben diesen Ansatz auch in ihrem Buch empfohlen, wenn ich mich richtig erinnere, und genau so hat es sich bei mir geklappt.

                                • Also, ich habe hier mindestens einen Mann gesehen, der es anders sieht. Außerdem sollten wir die Repräsentativität unserer Kommentare hier jetzt nicht überschätzen. Natürlich gibt es Probleme, Schwierigkeiten – wie überall im Leben –, die dazu da sind, überwunden zu werden.

                          • Mitglied says:

                            Ich denke, es kommt darauf an, wie man jemanden anspricht und auch, ob der andere dann attraktiv ist oder nicht.

                            Unabhängig von der offline Partnersuche sind die erwähnten zwischenmenschlichen Begegnungen sehr wichtig, werden jedoch durch Wegfall früherer Strukturen zerstört (nicht durch Handys ..)

                            Beispiele:

                            In Siedlungen werden Grünflächen und Spielplätze zubetoniert, um noch mehr Häuser dazwischen zu quetschen. Es gibt keinen Ersatz für die verlorenen Begegnungsorte.

                            Kleine Läden wie Bäcker, Blumenläden, kleine Cafés, Kiosk gibt es nicht mehr. Stattdessen anonyme Discounter oder Supermärkte wo die Mitarbeiterinnen gestresst sind und niemand Zeit für eine Unterhaltung hat und statt Bedientheke alles auf SB umgestellt wurde.

                            Das Gleiche gilt für kleine Buchläden, die meist durch große Ketten ersetzt wurden, Schuhgeschäfte…

                            Ich kannte früher die Inhaber und Mitarbeiter der Läden des alltäglichen Bedarfs und oft entstand ein Plausch, sodass es nicht nur ein Einkauf, sondern auch eine zwischenmenschliche Begegnung war.

                            Das ist jedoch schon lange nicht mehr so, weil es diese ganzen Läden nicht mehr gibt.

                            Bei Neubauprojekten wird der dritte Ort auch nur für Luxusbauten berücksichtigt, diese bekommen dann vertikale Gärten auf Dachterrassen samt Outdoor Küche und Partyzone plus Mieterapp zum Verabreden….

                            Da die Mehrheit der Einwohner jedoch nicht zu den Oberen % gehört, wird sie ausgeschlossen, denn in diese Siedlungen werden noch mehr Häuser gebaut und dafür Spielplätze und Parks zerstört…

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                          Guido F. Gebauer

                          Geschrieben von

                          Guido F. Gebauer studierte Psychologie an den Universitäten, Trier, Humboldt-Universität zu Berlin und Cambridge (Großbritannien). Promotion an der Universität Cambridge bei Prof. N. J. Mackintosh zu den Zusammenhängen zwischen unbewusstem Lernen und Intelligenz. Im Anschluss rechtspsychologische Ausbildung, Tätigkeit in der forensischen Psychiatrie und 10-jährige Tätigkeit als Gerichtsgutachter. Gründung der psychologischen Kennenlern-Plattform Gleichklang 2006. Schreibt für diesen Blog und für vegan.eu und Hochsensible,.eu. Buchveröffentlichung "A Perfect Match? Online-Partnersuche aus psychologischer Sicht" im Mai 2022 im Edigo Verlag. Gebauer lebt und arbeitet in Kambodscha, wohin er Ende 2015 gemeinsam mit dem Geschäftsführer von Gleichklang Seksan Ammawat ausgewandert ist. Termine für ein ⇒ COACHING (Telefon, Video-Chat) können vereinbart werden. Direkter Kontakt für Anmerkungen zu Artikeln hier: gebauer@gleichklang.de