Neue Studien fordern ein radikales Umdenken unserer Vorstellung von Beziehungsbeginn
Heute beschäftige ich mich mit einem Thema, das womöglich auf den ersten Blick etwas dröge oder gar langweilig wirkt – die Entstehung von Beziehungen aus Freundschaften.
In Wirklichkeit aber eröffnet uns genau dieser Bereich der Partnerfindung eine geradezu revolutionäre Veränderung unserer Sichtweise auf den Beginn von Beziehungen – eine Veränderung, die nicht nur neue Möglichkeiten eröffnet, sondern regelrecht erforderlich macht.
Leser:innen können sich auch an den Sprunglinks orientieren.
Gliederung
- Neue Studien fordern ein radikales Umdenken unserer Vorstellung von Beziehungsbeginn
- Der romantische Standardweg ist eine Ausnahme – nicht die Regel
- Ein Artikel, der Perspektiven verändern kann
- Implikationen für die Partnersuche
- Was verbindet romantisch bei sofortiger Anziehung und bei freundschaftlichem Beginn?
- Drei Wege zur Beziehungsentstehung
- Welche Rolle spielt die wechselseitige Anziehung durch das Äußere?
- Was das für das Online-Dating bedeutet
- Der grundlegende Rat
Der romantische Standardweg ist eine Ausnahme – nicht die Regel
Studien zeigen deutlich:
- Der Beziehungsbeginn, der im Mittelpunkt nahezu aller öffentlichen und wissenschaftlichen Aufmerksamkeit steht – nämlich der, der mit sofortiger Anziehung beginnt und direkt in eine romantische Beziehung mündet –, ist nicht nur nicht alternativlos, sondern sogar eine Ausnahme.
Die Realität vieler Beziehungen sieht anders aus:
- Sie entstehen aus Freundschaft, aus Vertrautheit, aus emotionaler Nähe, die sich erst mit der Zeit zu romantischen Gefühlen entwickelt.
Diese Befunde geben uns zugleich wichtige Hinweise darauf, was wir tun können, um unsere Partnersuche wirksamer zu gestalten. Der entscheidende Punkt ist dabei:
- Wir sollten uns nicht ausschließlich auf den seltenen Weg des sofortigen Funkens und der unmittelbaren Anziehung fokussieren, sondern dem weitaus häufigeren Weg – der Entwicklung einer romantischen Beziehung aus Freundschaft – mehr Aufmerksamkeit und Raum geben.
Bei Gleichklang tun dies derzeit schätzungsweise nur 20 bis 30 % der Mitglieder. Es gibt also viel Lern- und Entwicklungsbedarf, der uns allen helfen kann, zu mehr Beziehungserfolg und Beziehungslogik zu gelangen – jenseits von überhöhten Erwartungen an spontane Leidenschaft oder äußerliche Übereinstimmung.
Ein Artikel, der Perspektiven verändern kann
In der Studie „The Friends-to-Lovers Pathway to Romance: Prevalent, Preferred, and Overlooked by Science“ von Danu Anthony Stinson und Kolleg:innen wurde untersucht, wie häufig romantische Beziehungen aus Freundschaften hervorgehen, wie bevorzugt dieser Weg im Vergleich zu anderen Beziehungsanbahnungen ist, und in welchem Maße die wissenschaftliche Beziehungsforschung diese Form des Beziehungsbeginns thematisiert oder vernachlässigt.
Studiendesign
Das Forschungsteam führte vier Teilstudien durch:
- Studie 1: Inhaltsanalyse von 108 Fachartikeln aus elf psychologischen Top-Journalen zur Frage, ob sie sich mit „friends-first“ oder „dating-first“-Initiationen beschäftigen.
- Studie 2: Inhaltsanalyse von zwei gängigen Lehrbüchern zu engen Beziehungen, um zu erfassen, wie oft Studien zur Friends-First-Initiation dort zitiert werden.
- Studie 3: Eine Meta-Analyse von sieben empirischen Stichproben (insgesamt N = 1.897), davon fünf aus kanadischen Studierendenstichproben und zwei aus US-/kanadischen Stichproben der erwachsenen Population, ohne dass gezielt Stundet:innen berücksichtigt worden wären.
- Studie 4: Eine vertiefende Analyse von Daten aus Studie 3 (Sample 5), bei der zusätzlich erfasst wurde, wie lange die Freundschaft vor der Romanze bestand, ob sie mit romantischer Absicht begonnen wurde und welche Initiationsform bevorzugt wird.
Zentrale Befunde
- In den analysierten Journalartikeln (Studie 1) beschäftigten sich nur 8 % ausschließlich mit friends-first-Initiation, während 74 % auf dating-first-Initiation fokussierten. In den Lehrbuchzitaten (Studie 2) lag der Anteil friends-first-bezogener Studien sogar nur bei 5 %.
- Im Gegensatz dazu zeigte die Meta-Analyse (Studie 3), dass im Median 66 % der Befragten angaben, dass ihre romantische Beziehung als Freundschaft begonnen habe. In einzelnen Stichproben lag dieser Anteil zwischen 40 % und 73 %.
- Besonders häufig war friends-first in queeren Beziehungen: In gleichgeschlechtlichen oder queer definierten Partnerschaften berichteten 85 % von einer Freundschaft als Ausgangspunkt, verglichen mit 68 % in heterosexuellen Paaren.
- Studie 4 zeigte, dass Personen, die eine friends-first-Beziehung führten, im Mittel 21,9 Monate lang befreundet waren, bevor sie ein Paar wurden. Nur 12 % dieser Freundschaften wurden mit romantischer Absicht begonnen – 70 % begannen ohne romantische Erwartung und entwickelten sich später.
- Zudem wurde die friends-first-Initiation von den Studierenden als die mit Abstand bevorzugte Form der Partnerfindung bewertet: 47 % wählten „eine Freundschaft, die sich in eine Romanze verwandelt“ als besten Weg zum Beziehungsbeginn. Online-Dating oder Blind Dates wurden kaum genannt (jeweils < 1 %).
Interpretation durch die Autor:innen
Stinson und Kolleg:innen stellen fest, dass ein eklatanter Widerspruch zwischen Forschungsschwerpunkt und realen Beziehungserfahrungen besteht. Die überwiegende Mehrheit der psychologischen Literatur beschäftigte sich mit Erstanziehung zwischen Fremden – insbesondere auf Basis äußerlicher Attraktivität oder hypothetischer Merkmalslisten. Dieser Fokus ignoriert jedoch, dass viele Beziehungen nicht auf sofortiger Attraktion, sondern auf langfristiger emotionaler Nähe beruhen.
Die Autor:innen führen diese Forschungslücke unter anderem auf methodische Gründe zurück: friends-first-Initiationen verlaufen „langsam, spontan und in privaten Kontexten“, was sie schwerer beobachtbar macht als z. B. Speed-Dating-Experimente mit Fremden. Hinzu kommt ein Einfluss kultureller Skripte: Der klassische westliche Dating-Skript (z. B. Männer machen den ersten Schritt, Frauen lassen sich erobern) sei heteronormativ geprägt und passe nicht auf gleichberechtigte, freundschaftsbasierte Übergänge. Auch dies könnte dazu führen, dass die friends-first-Variante methodisch und theoretisch vernachlässigt wurde.
Implikationen für die Partnersuche
Die Studie hat enorme Implikationen für die Partnerfindung, die kaum zu überschätzen sind:
- Offenbar laufen wir alle in die falsche Richtung, wenn wir uns vorwiegend oder sogar nur auf Anziehung fokussieren und fest davon überzeugt sind, dass in der initialen Anziehung der entscheidende Beginn und Wendepunkt für das Entstehen einer Beziehung liegt. Demgegenüber gilt dies nach den vorliegenden Befunden für die große Mehrheit der Beziehungen nicht. Die Mehrheit der Beziehungen entsteht demnach nicht aus einem starken Moment der Anziehung oder Attraktion heraus, sondern als eine Freundschaft, in der sich mit wachsender Intimität erst später eine Beziehung entwickelt.
Wir sehen demgegenüber in unseren Umfragen, bei Gleichklang-Mitgliedern, den Support-Anfragen von Mitgliedern und ich sehe es immer wieder mit Coaching-Klient:innen https://www.gfgebauer.de/#coaching, dass nur die wenigsten einen solchen Weg zur Beziehung überhaupt als Option für sich verfügbar haben.
Wenn wir aber eine solche Beziehungsentstehung nicht als Option verfügbar haben, werden wir oft nicht die notwendigen Signale aussenden und nicht die erforderlichen Schritte unternehmen, um diesen häufigsten Weg zur partnerschaftlichen Beziehung zu gehen. Somit nehmen wir uns viele Möglichkeiten und fokussieren all unsere Energie auf einen Weg, der in Wirklichkeit der viel seltenere Weg zur Beziehung ist.
Ich finde diese Befunde und die sich aus ihnen ergebenden Implikationen absolut frappierend und von daher umso wichtiger, dass sie bekannt gemacht und berücksichtigt werden.
Im Folgenden werde ich nach Darstellung weiterer Befunde darlegen, was aus meiner Sichtweise daraus für die Online-Partnersuche und entsprechend natürlich auch für unsere Mitglieder folgt.
Was verbindet romantisch bei sofortiger Anziehung und bei freundschaftlichem Beginn?
Dick H. Barelds und Pieternel Barelds-Dijkstra widmeten sich genau dieser Frage in ihrer Studie „Love at first sight or friends first? Ties among partner personality trait similarity, relationship onset, relationship quality, and love“:
In der Studie wurden insgesamt 329 niederländische Erwachsene befragt, die sich in einer festen Beziehung befanden. Sie gaben Auskunft darüber, wie die Beziehung begann; entweder durch Liebe auf den ersten Blick, aus einer vorhergehenden Freundschaft („friends first“) oder in einem „dazwischenliegenden“ Modus.
Die Gruppen unterschieden sich deutlich:
- Friends-first-Paare hatten sich signifikant länger gekannt, bevor sie ein Paar wurden, und berichteten höhere Ähnlichkeit ihrer Persönlichkeitsprofile (Big Five) .
- Besonders im Bereich Extraversion und Verträglichkeit wiesen diese Paare eine größere Übereinstimmung auf .
- Sie berichteten zudem höhere Werte für Beziehungsintimität, Verlässlichkeit und stabile emotionale Bindung – das, was Sternberg als companionate love beschreibt.
- Im Gegensatz dazu berichteten Paare, die sich auf den ersten Blick verliebt hatten, überdurchschnittlich hohe Werte an Leidenschaft, aber niedrigere Werte in Intimität und Commitment .
Daraus ergibt sich ein deutliches Bild:
- Die Form der Beziehungsentstehung beeinflusst nicht nur die Persönlichkeitskonstellation der Partner, sondern auch die Art der Liebe, die in der Beziehung dominiert. Besonders relevant: „Friends first“-Beziehungen weisen die höchste Ähnlichkeit und emotionale Tiefe auf, wohingegen spontane Attraktion oft mit geringerer Stabilität und eher leidenschaftlich-volatiler Liebe einhergeht.
In Verbindung mit den Befunden aus der vorherigen Studie Stinson et al.wird nun eine frappierende Konsequenz deutlich:
- Der Weg zur Partnerschaft, wie er oft in der psychologischen Forschung untersucht und von den meisten angestrebt wird, nämlich über sofortige Anziehung und äußere Attraktivität – ist nicht der häufigste oder stabilste Weg in eine erfüllte Partnerschaft. Stattdessen ist der schrittweise Übergang aus einer Freundschaft nicht nur häufiger, sondern wenigstens für einige oder besser viele auch psychologisch tragfähiger.
Wir sehen demgegenüber in unseren Umfragen bei Gleichklang-Mitgliedern, den Support-Anfragen von Mitgliedern und im Coaching immer wieder, dass nur die wenigsten diesen Weg zur Beziehung überhaupt als Option für sich verfügbar haben.
Wenn wir eine solche Beziehungsentstehung aber nicht als reale Möglichkeit wahrnehmen, senden wir nicht die notwendigen Signale aus und unterlassen die erforderlichen Schritte, um diesen häufigsten und tragfähigsten Weg zu gehen. Stattdessen richten wir unsere Energie auf einen Weg, der sich empirisch als der seltenere und häufig instabilere erwiesen hat.
Diese Ergebnisse sind in ihrer Bedeutung als essenziell einzuschätzen und müssen dringend mehr Beachtung finden – in der Wissenschaft, aber auch in der partnerschaftlichen Lebenspraxis, der Partnersuche und im Online-Dating. Lesen Sie zur Thematik auch gerne meinen vorherigen Artikel: Leidenschaft oder Kameradschaft – was zählt in der Liebe?
Drei Wege zur Beziehungsentstehung
Der wichtigste Befund, der nach meiner Einschätzung aus diesen Ergebnissen deutlich wird, ist, dass alle drei Wege – Liebe auf den ersten Blick, Erst Freundschaft, der mittlere Weg – durchaus das Potenzial in sich bergen, zu einer glücklichen Beziehung zu führen.
Allerdings wird das etwas stärkere Ausmaß an Leidenschaft bei den „Liebe auf den ersten Blick“-Beziehungen durch eine geringere Ausprägung an Vertrautheit und Entscheidungssicherheit für die Beziehung erkauft. Mindestens machen die Daten deutlich, dass Beziehungen, die als Freundschaft beginnen, im Durchschnitt unter einem guten Stern starten – was die erlebte Vertrautheit und die beidseitige feste Entscheidung für Aufrechterhaltung der Beziehung betrifft.
Die enorme gesellschaftliche Fokussierung auf die leidenschaftlich durch Anziehung beginnende Liebe ist demnach also auch im Hinblick auf den Verlauf von Liebesbeziehung nicht berechtigt. Dies gilt im Übrigen umso mehr, als dass auch bei den leidenschaftlich beginnenden Beziehungen die Leidenschaft im Verlauf typischerweise abnimmt und – wenn die Beziehung fortbesteht – Vertrautheit und Entscheidung für die Beziehung stärker das Wohlbefinden und die Zukunft der Beziehung bestimmen.
Welche Rolle spielt die wechselseitige Anziehung durch das Äußere?
Die Psycholog:innen Lucy L. Hunt, Paul W. Eastwick und Eli J. Finkel veröffentlichten eine Studie unter dem Titel „Leveling the Playing Field: Longer Acquaintance Predicts Reduced Assortative Mating on Attractiveness“.
Die Studie untersuchte, ob die Dauer der Bekanntschaft vor dem Beginn einer romantischen Beziehung den Effekt von assortativem Paarungsverhalten – also die Tendenz, Partner ähnlicher physischer Attraktivität zu wählen – abschwächt. Im Fokus stand, ob Paare, die sich länger kannten oder zunächst befreundet waren, weniger stark auf äußerliche Attraktivität „matchten“ als solche, die sich schnell verliebten.
Studiendesign
Es wurde eine Stichprobe von 167 heterosexuellen Paaren untersucht (darunter 67 dating- und 100 verheiratete Paare). Die mittlere Beziehungsdauer lag bei 104 Monaten. Die körperliche Attraktivität jedes Partners wurde unabhängig durch geschulte Beobachter:innen anhand von Videoaufnahmen beurteilt.
Die Forscher:innen erfassten zusätzlich:
- Wie lange die Partner sich kannten, bevor sie ein Paar wurden
- Ob sie zuvor befreundet waren oder nicht
Zentrale Ergebnisse
- Je kürzer die Partner sich vor dem Beziehungsbeginn kannten, desto stärker war das Matching hinsichtlich Attraktivität.
- Paare, die sich sofort verliebt hatten, wiesen hohe Korrelationen der Attraktivitätsurteile auf .
- Mit zunehmender Bekanntschaftsdauer sank dieser Matching-Effekt signifikant ab. Bei mehr als 9 Monaten vorheriger Bekanntschaft war der Zusammenhang zwischen Attraktivität der Partner statistisch nicht mehr signifikant.
- Paare, die vor der Beziehung Freunde waren, zeigten ebenfalls ein deutlich schwächeres Attraktivitäts-Matching als solche, die sich ohne Freundschaft verliebten.
Wenn zwei Menschen sich kurz kennen, orientieren sie sich stärker an sozial konsensueller Attraktivität. Mit längerer Bekanntschaft gewinnen dagegen individuelle Bewertungen an Bedeutung – Persönlichkeitsmerkmale, Verhalten, gemeinsame Erfahrungen.
Daraus ergibt sich:
- Bei Friends-first-Paaren fällt die Bedeutung äußerer Attraktivität stark zurück, da Partner sich auf anderen Ebenen kennenlernen und schätzen lernen.
- Die Partnerwahl erfolgt in diesen Fällen auf einem „ausgeglicheneren Spielfeld“, wie es der Titel der Studie andeutet.
Die Studie liefert somit empirische Evidenz dafür, dass der Übergang von Freundschaft zu Liebe nicht nur real ist, sondern sogar mit einem geringeren Fokus auf Äußerlichkeiten und mehr individueller Passung einhergeht.
Diese Studie liefert nun eine weitere entscheidende Ergänzung:
Die körperliche Attraktivität steht bei der Partnerfindung über Anziehung hinweg vollständig im Vordergrund. Dies konvergiert mit den Befunden einer weiteren Studie zur Liebe auf den ersten Blick, bei der sich diese – oftmals besonders geschätzte oder idealistisch überhöhte – Form der Liebe als rein körperliche Anziehung entpuppte.
Bei der Liebesentstehung durch sofortige Anziehung finden ähnlich attraktive Partner:innen zueinander. Aber solche Paare wurden letztlich nicht glücklicher als Paare, bei denen die Attraktivitätsurteile auseinanderliefen.
So wichtig körperlich erlebte Attraktivität und deren Übereinstimmung also bei der Entstehung einer romantischen Beziehung aus dem Moment heraus durch starke Anziehung sein mag – bei Beziehungen, die einen längeren Vorlauf haben und eher aus freundschaftlicher Zuwendung entstehen, verliert sie ihre Bedeutung vollständig.
Es gab keinen Zusammenhang zwischen Ähnlichkeit in Attraktivität und Beziehungszufriedenheit. Das heißt:
- Mismatched-Paare waren genauso glücklich wie optisch gleich attraktive Partner.
Was das für das Online-Dating bedeutet
Was wir von unseren Mitgliedern hören, ist häufig entweder die Begeisterung über eine hochgradig romantische Beziehung – oder die Ernüchterung, dass sich eine solche Entwicklung bisher nicht eingestellt hat.
Worauf ich bei meinen Coaching-Klient:innen dann immer wieder stoße, ist die Erfahrung, dass vieles passt, Sympathie entsteht, aber irgendwie auf der einen oder anderen Seite „etwas fehlt“.
Oft wird das formuliert mit Aussagen wie: „Die Chemie stimmt nicht“, „Verliebtheit tritt nicht ein“, „die Begeisterung entsteht nicht“ oder auch schlicht, dass „die sexuelle Spannung zu gering sei“.
Für viele – für die meisten – bedeutet dies, dass eine Beziehung ausgeschlossen wird. Sie wenden sich im Coaching an mich, weil es ihnen mehrfach so ergangen ist und sie nun wissen wollen, was sie tun können, damit sich das ändert.
Die in meinem heutigen Artikel vorgestellten Befunde machen etwas deutlich, was vielen nicht leichtfällt, anzunehmen:
- nämlich, dass sich das möglicherweise gar nicht ändern muss – sondern dass all diese Begegnungen das Potenzial einer Beziehung in sich tragen, die – wie die Befunde zeigen – eher sogar durch ein Mehr an Vertrautheit und Bindungssicherheit gekennzeichnet ist als durch ein Weniger.
Ich leugne überhaupt nicht, dass dieser leidenschaftlich knisternde Beginn, dieses Adrenalin und Dopamin, diese Ausschaltung der kritischen Bewertungssysteme, die „Wolke sieben“ mit ihrer hypomanischen Stimmungslage in diesem Moment wunderschön sind. Und ich gönne dies auch allen – und freue mich, dass es bei so vielen eintritt.
Wenn ich aber lese, dass zwei von drei Beziehungen anders entstehen, wenn ich weiterhin aus der psychologischen Literatur erfahre, dass sich diese Beziehungen keineswegs ungünstiger entwickeln als Beziehungen, die mit Spannung und Begeisterung starten, und wenn ich lese, dass bei den mit Spannung beginnenden Beziehungen eher ein Matching der erlebten äußeren Attraktivität überwiegt, bei den anderen demgegenüber eher ein Matching der Persönlichkeiten – dann kann ich diese Befunde nicht im Sinne eines “Weiter so” einfach ignorieren und vor allem sollten diese die Partnersuchenden nicht tun.
Der grundlegende Rat
Der grundlegende Rat für das Online-Dating lautet daher:
- den eigenen Beziehungshorizont zu erweitern – und sich für die Entwicklung von Freundschaften zu öffnen, die möglicherweise irgendwann später zu einer Liebesbeziehung werden.
Dies bedeutet ebenfalls, dass es für viele – vermutlich für die meisten Gleichklang-Mitglieder – absolut empfehlenswert ist, neben der Partnersuche auch die Freundschaftssuche sowie unsere Community-Kontaktlisten als Teil der Freundschaftssuche zu nutzen. Entstehen so freundschaftliche Vernetzungen, Projekte und Gemeinsamkeiten, entsteht so gleichzeitig eine Struktur, aus der heraus zu einem späteren Zeitpunkt womöglich eine romantische Beziehung ebenfalls entsteht.
Auch ist es ratsam, den eigenen Freundeskreis zu beleuchten, um niemanden zu übersehen, der oder die womöglich sogar der beste Beziehungspartner:in wäre.
Mit meinem Artikel möchte ich unseren Leser:innen und unseren Mitgliedern diesen zweiten Pfad ans Herz legen:
- einen Pfad, der oftmals durch den in unserem Fokus stehenden scheinbaren Hauptweg überdeckt wird, obgleich in Wirklichkeit der scheinbare Hauptweg nur der Nebenweg und der vermeintliche Nebenweg in der Realität der Hauptweg in unseren Beziehungen ist.
Welche Erfahrungen haben Sie mit diesem Thema? Schreiben Sie es unten in die Kommentare.
Über Vertrautheit und Bindungsentscheidung dauerhafte Nähe und partnerschaftliche Zufriedenheit erreichen – je mehr Sie das anspricht, desto mehr werden wir Sie bei Gleichklang unterstützen können.
Mit uns brauchen Sie sich eine Beziehung nicht nur zu imaginieren, sondern sie können Sie finden und als wichtige Bereicherung Ihres eigenen Seins und Quelle von Lebensfreude zu leben:
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Einzeltermine für ein Coaching können Sie jederzeit über meine Website vereinbaren. Wie überall gilt auch für das Coaching unser Grundsatz, dass bei Gleichklang niemand an finanziellen Engpässen scheitern soll. Das Coaching-Honorar kann daher ohne Probleme auch in niedrigen Monatsraten beglichen werden.
Gut gemacht, der Artikel. Sehr fundiert und einleuchtend.Aber das sagt der Kopf. Herz und Bauch sprechen (noch?) eine andere Sprache. Jedenfalls bei mir.
Jedenfalls Besten Dank für die guten Denkanstöße!
Herzlicher Gruß von Walter
Das kann ich absolut verstehen, was Du über den Widerspruch von Kopf zu Herz/Bauch schreibst. Es ist dieser Wunsch nach der starken Anziehung, der uns sehr prägt und motiviert. Glücklicherweise spricht auch nichts dagegen. Denn in der Hauptstudie zeigt sich ja, dass immerhin ca. 1/3 der Beziehungen auch durch genau solch eine Anziehung entsteht und dieser Beziehungen verlaufen weder schlechter noch besser als die anderen 2/3 Beziehungen. Offenbar gleichen sich die Vorteile und Nachteile im Vergleich aus. Auch wenn Du also weiterhin nach Anziehung suchen kannst (wir erhalten viele Rückmeldungen, wo solch eine Beziehung entsteht), schließt dies nicht aus, dass im Verlauf doch eine sich über Freundschaft zur Liebe vertiefende Beziehung entsteht – und wenn dies der Fall ist, tritt eben auch Beziehungszufriedenheit ein.
Ich habe das Glück des Lebens gefunden mit einem
Mann, den ich seit Kindheit kenne. 35 Jahre und 2 Ehen später war es endlich soweit und hat von meiner Seite als kleine Wohlfühl-Affäre gestartet, die sowieso nicht dauern würde bevor ich nach weit entfernt umziehe. Heute sind wir 8 Jahre zusammen und uns einig, noch nie so viel Vertrauen und Stabilität erfahren zu haben.
Alles was in diesem Blogartikel steht kann ich absolut bejahen. Nur eins bitte immer beachten: den Aspekt, dass viel kann, nichts muss. Spekulativ auf eine Beziehung in eine Freundschaft zu gehen ist nicht der hier gemeinte Ansatz.
Danke, dass Du Deine Erfahrung hier teilst. Du hast absolut recht, dass die Freundschaft ehrlich sein sollte. Also die ehrliche Bereitschaft für eine Freundschaft besteht und diese nicht nur vorgespielt wird. Aus solch einer Freundschaft kann denn eben auch die Möglichkeit für eine Beziehung entstehen, oder nicht. Es ist also tatsächlich ein anderer Ansatz als die Partnerfindung nach Anziehung.
Ist das wirklich ein anderer Ansatz?
Echte Freundschaft — gibt es die nicht vielleicht sogar noch seltener als eine lebenslange Liebesbeziehung?– birgt m.E. natürlich in sich das Potential zur Liebesbeziehung. Die Antike machte es vor…
Es ist insofern ein anderer Ansatz, als viele Menschen mehrere Freunde haben, aber nur einen oder eben keinen Partner:in. Auch können sich diese Freundschaften anfänglich erst einmal „ganz normal“ freundschaftlich entwickeln, bevor sich zeigt, dass eine romantische Vertiefung erfolgt. Insofern sehe ich dies schon als einen weiteren und alternativen Zugang zum Beginn einer Partnerschaft.
Mir stellt sich die Frage welche Qualität die Freundschaften hatten bei denen aus der Freundschaft eine romantische Beziehung wurde. Waren es lockere Freundschaften aus dem beruflichen Kontext, dem Vereinsleben oder dem Ehrenamt? Oder waren es tiefgehende emotional stark verbundene Freundschaften?
Es ist nur eine Stichprobe aus einem einzigen 64 jährigen Leben mit zwei Ereignissen. Zweimal scheiterte der Versuch aus einer tiefen Freundschaft eine romantische Beziehung entstehen zu lassen. Einmal kam es zum sofortigen Bruch und einmal versandete die Freundschaft nach einiger Zeit.
Für beide Seiten ist solch ein Ende natürlich aus einer tiefen Freundschaft viel belastender als aus einer eher lockeren Freundschaft.
Solche Erfahrungen prägen, und in einer Situation würde ich den Erhalt der Freundschaft über die Chance einer romantischen Beziehung stellen.
Wie kann man das Risiko des Bruchs verhindern? Gibt es auch dazu Statistiken?
Es waren in der Studie tatsächlich sich vertiefende und dann sehr tiefe Freundschaften. Deine Erfahrung ist natürlich dennoch signifikant, nur scheitern eben auch sehr viele Annäherungen, die mit Anziehung beginnen. Es ist allgemein so, dass menschliche Beziehungsentwicklungen auch vom Scheitern bedroht sind. Zu dem von Dir angesprochenen Thema eines möglichen Bruchs schreibe ich nächste Woche, wo es um das Thema “Friendzone” geht, die darin besteht, dass eine Person eine Beziehung wünscht, die andere Person sie aber als Freund:in einordnet. Dazu gibt es eine Reihe an Befunden. Ebenfalls werde ich noch über Freundschaft+ schreiben, wo Freundschaften plus Sexualität bestehen, wobei die Freundschaften oft eher lockerer sind. Interessanterweise entwickeln sich aus diesen Freundschaften eher seltener Beziehungen.
Unabhängig davon, ob man dann am Ende solo ist, ist es doch ein großes Risiko, eine tiefe Freundschaft aufs Spiel zu setzen, oder? Das sehe ich hier als Unterschied zu “alle romantischen Beziehungen können scheitern”. Klar, aber wenn es eine ohne vorherige Freundschaft war, hat man dann keinen Freund verloren.
Das kann ich nachvollziehen, wobei die Annahme, dass ein Freund verloren geht, nicht zwangsläufig ist. Entsteht eine Partnerschaft, geht sicherlich eine Freundschaft in gewisser Weise verloren, weil sie sich in eine Partnerschaft verändert, die weiterhin einen stark freundschaftlichen Charakter haben kann. Von den Personen, die in den Studien untersucht wurden, wurde das gerade als positiv erlebt. Wenn keine Partnerschaft entsteht, weil eine Person es nicht möchte, bedeutet dies nicht notwendigerweise, dass nun die Freundschaft zu Ende wäre. Darüber werde ich aber noch schreiben. Nach Studien sind auch danach weiterhin alle Verläufe denkbar. Schließlich gibt es die Entwicklung, dass sich einfach bei beiden aus der Freundschaft quasi auf Wellenlänge eine Partnerschaft entwickelt. Das ist nicht planbar, aber es kann eintreten.
Danke für Ihre Antwort. Ich habe während meiner Mitgliedschaft bei Gleichklang gelernt meine Wünsche für die Beziehungsgestaltung zu hinterfragen und neu auszurichten. Und: Klare, offene Kommunikation ist wichtig für Beziehungsanbahnung und gelungene Beziehung. Geheime Wünsche, versteckte Andeutungen, Körperliche Avancen führen nur zu Missverständnissen und vermeidbaren Konflikten bzw. schmerzvollen Brüchen.
Schon allein diese Erfahrungen aus meiner Mitgliedschaft bei Gleichklang und Ihren Blog-Beiträgen war das investierte Geld wert. Und nach fast zwei Jahren müsste es statistisch gesehen ja bald klappen – ich bin guten Mutes.
Vielen Dank für diesen Artikel. Ich hab mich so oft schlecht gefühlt, weil ich auch spannende Männer immer erst einmal ge”friendzoned” habe. Teils aus Selbstwertzweifel, denn ich habe früh im Leben gelernt, dass ich nicht den gesellschaftlichen Idealen von Attraktivität entspreche, aber auch aus Sicherheitsbedürfnis….wer ist der andere wirklich? Hab dadurch auf viel Sex im Leben verzichten müssen, auch schade weil Mensch ist ja auch ein körperliches Wesen, aber immerhin zeigt mir dein Artikel dass das in punkto Partnersuche nicht falsch gewesen ist. Merci.
Danke für Deine Rückmeldung. Das, was Du schilderst, könnte womöglich noch einmal etwas anderes sein – darauf werde ich in zwei Wochen näher eingehen. Die Empfehlung lautet nicht, eine Beziehung nicht einzugehen, weil Selbstzweifel oder Ähnliches bestehen. Eine Beziehung, die auf unmittelbarer Anziehung basiert, ist ebenfalls etwas sehr Schönes. Sie ist absolut möglich und entsteht laut der Studie sogar bei etwa einem Drittel der Fälle.
Den Freundschaftsweg wählen wir insofern nicht bewusst, sondern er ergibt sich oft daraus, dass wir Menschen zunächst als Freund:innen kennenlernen und sich daraus im weiteren Verlauf eine Beziehung entwickelt. Das kann geschehen. Wenn Du jedoch eine Partnerschaft von vornherein blockierst – etwa aus den von Dir genannten Gründen –, kann es ebenso schwierig sein, dass sich aus einer Freundschaft noch eine Partnerschaft entwickelt.
Ich würde Dir daher raten, das eine zu tun und das andere nicht zu lassen: Lerne, Dich auf eine Beziehung einzulassen, wenn sie sich als Möglichkeit deutlich abzeichnet, aber pflege auch Freundschaften – womöglich entwickelt sich aus einer davon eine Beziehung.
Die meisten auf Gleichklang sind nur auf das “sofort Klick”-Empfinden aus, was sicherlich auch durch die Empfehlung, “alle Vorschläge anzuschreiben” verstärkt wird.
Im Hinblick auf gesellschaftliche Darstellung von Liebesbeziehungen möchte ich folgendes anmerken:
Die Mehrheit westlicher Serien und Filme stellt Sex ins Zentrum und auch als Beginn von Beziehungen dar.
Chinesische (Fantasy/Kaiserzeit)-Serien hingegen, stellen die Beziehungsentwicklung völlig anders dar:
Meistens treffen die beiden Hauptfiguren aufgrund der Umstände aufeinander, haben zum Beispiel ein ähnliches Ziel, das sie verfolgen (zum Beispiel eine Ungerechtigkeit aufdecken oder im Fantasybereich ein Artefakt finden oder etwas/jemanden retten).
Im Laufe der Zeit lernen sich die Figuren immer besser kennen, sodass sie beim Beziehungsbeginn schon miteinander vertraut sind und wissen, dass sie sich aufeinander verlassen können. Sie kennen sich meist nicht nur, wenn alles gut läuft, sondern auch, wenn sie krank, schwach oder verletzt sind.
Der Zeitfaktor innerhalb der Erzählung ist ebenfalls realistischer, da die Figuren sich mehrere Monate, selten auch Mal Jahre kennen, bevor sie eine Beziehung eingehen.
Ich denke ehrlich gesagt (und das sehen wir auch in den Daten), dass die Mitglieder bei Gleichklang deutlich weniger auf das sofortige Klick-Empfinden ausgerichtet sind als anderswo. Die Empfehlung, alle Vorschläge anzuschreiben, gilt in einem differenzierten Kontext: Solange sich kein Kontakt entwickelt, kann es sinnvoll sein, weitere Personen anzuschreiben – aber sofort innezuhalten, sobald sich ein echter Kontakt anbahnt, und dann sogar neue Vorschläge auszusetzen.
Du hast aber sicherlich recht, dass dieses Ideal-Schema keineswegs von den meisten eingehalten wird. Interessanterweise zeigen Studien auch, dass Beziehungen tatsächlich kulturübergreifend häufig aus Freundschaften entstehen. Sehr schön wurde das auch in einer qualitativen Studie aus Indien dargestellt, die ich aus Platzgründen nicht aufgenommen hatte.
Die Darstellung, die Du aus China beschreibst, lässt sich insofern auch auf westliche Länder übertragen – allerdings stehen solche Prozesse, wie Du richtig schreibst, bei uns kaum im Fokus. Das wäre durchaus veränderbar.
Die Mehrheit auf Gleichklang will sich sofort treffen oder sofort telefonieren, was für mich in die Klick-Mentalität fällt, da es bedeutet, zu faul zu sein, einen langsameren Kennenlernprozess zu akzeptieren und außerdem wieder aufs Äußere und “sofort funken” gesetzt wird.
Gerade auch bei Distanzen von 600 km und mehr sind sofortige Treffen sinnlos, denn ein einmaliges Treffen bedeutet nicht, dass man jemanden kennt und bei großen Distanzen besteht ohnehin eine Hürde des Offlinekennenlernens (und von regelmäßigen Treffen), die in derselben Stadt nicht vorhanden wäre.
Grundsätzlich zeigen Auswertungen, dass recht baldige Treffen eher in eine Beziheung münden (was nicht heißt, dass diese sofort beginnen müsste) als lang hinausgeschobene Treffen. Insofern würde ich aus dem Wunsch nach baldigen Treffen nicht auf eine “Klick-Mentalität” schließen. Trotzdem ist es natürlich richtig, dass bei sehr weiten Entfernungen noch einmal andere Dinge mit hineinspielen. Dass aber bei weitere Entfernungen ein sofortiges Treffen sinnlos ist, kann ich nicht erkennen. Wenn wir uns einmal an den Zahlen in der Studie orientieren würden, dann beginnen 1/3 der Beziehungen quasi sofort mit großer Anziehung. Ich kenne übrigens solche Beziehungen sogar über Länder- und Kontinentgrenzen, die auch dem Lauf der Zeit standgehalten haben. Aber auch in den 2/3 der Fälle, wo eine Beziehung langsam beginnt, kann ein erstes baldiges Treffen eine gute Bahnung sein, die sowohl über weitere Kommunikation mit digitalen Medien, einschließlich Video, als auch nach Möglichkeit weiteren Begegnungen – und wenn es Urlaub ist – vertieft werden kann.
Ich denke, dass es weniger am “baldigen” Treffen liegt als vielmehr daran, dass die Mehrheit auf Gleichklang unbedingt eine Beziehung will und irgendwie gehetzt ist.
Ich kenne so viele Paare, die sich online ohne Partnerbörse kennengelernt haben und teils erst nach mehreren Jahren offline getroffen haben und dann geheiratet haben mit gemeinsamen Kindern oder ohne Kinder zusammengezogen sind und stabile Beziehungen führen.
Allerdings waren das Menschen, die nicht unbedingt sofort irgendwen für eine Beziehung haben wollten, weil sie nicht allein sein konnten, sondern vor allem eine Beziehung realisieren wollten, die qualitativ ist.
(Ich war vor etlichen Jahren Mal bei Gleichklang und hatte dann eine lange Pause und von den Männern, die sich damals komisch verhalten haben im Bezug auf Kommunikation sind diverse immer noch bei Gleichklang und immer noch Single.)
Es gibt Studien, die zeigen, dass Personen, die unbedingt eine Beziehung wollen, auch eher eine finden. Je stärker eine Beziehung und auch eine Bindung gewollt wird, desto aktiver werden die entsprechenden Personen und desto eher finden Sie eine Partnerschaft: Hier zur Studie. Ich denke, das ist auch positiv, denn es bedeutet, dass wir schon ein wenig selbst für unsere Partnerfindung beitragen können, dieser nicht nur hilflos zuschauen können. Auch wenn sich der Wunsch nach einer Beziehung insgesamt positiv auswirkt (und es finden bei Gleichklang viele eine Beziehung), so stimme ich Dir zu, dass die Vorstellung, gehetzt zu sein, ungünstig und wenig hilfreich ist, im Einzelfall zum Gegenteil führen kann. Sicherlich sind noch einige dabei, aber viele werden auch nicht mehr dabei sein. Grundsätzlich kannst Du davon ausgehen, dass jedes Jahr ungefähr 1⁄3 bis die Hälfte uns jeweils verlässt.
Sehr interessante Sichten.
Mit mittlerweile 60 Jahren habe ich nicht mehr den Ansatz, mich schnell zu verlieben. Ja sogar, gar nicht an Verlieben zu denken, es irgendwie zu forcieren. Auch den Kontakt über die Partnerschaftskategorie möchte ich nicht leidenschaftlich starten. Da ist dann in gewisser Weise kein Unterschied zum Kontakt über die Freundschaftskategorie. In beiden Fällen bin ich an mein Gegenüber interessiert, was nicht heißt, dass man die Gemeinsamkeiten finden muss, damit es passen kann. Ich finde es auch gut, sich zu dehnen (z. B. aus der Komfortzone zu gehen), um mit der anderen mitzugehen.
Ich interessiere mich für die Persönlichkeitsstruktur, z. B. die Antreiber, ob sie passen. Diese sind nach meiner Meinung sehr aussagekräftig. (Da gehe ich nach dem PCM-Modell.) Es ist für mich nicht mit einem oder zwei “Dates” getan.
Ich finde Deinen Ansatz sehr vielversprechend und nachhaltig. Auch der Versuch, die Balance zu finden, zwischen Übereinstimmung und Erweiterung, ist stimmig, zumal Studien auch zeigen, dass Partnerschaft immer auch eine Selbsterweiterung ist und wir genau von dieser Selbsterweiterung psychisch sehr profitieren können.
Ich habe eine Frage: Sie schreiben, dass ihnen berichtet werde, dass “auf der einen oder anderen Seite” etwas gefehlt habe. Gibt es hier im heterosexuellen Kontext eine geschlechtliche Prävalenz?
Ich höre das tatsächlich von Menschen aller Geschlechter und Gender und habe insofern nicht den Eindruck, dass es dort eine echte geschlechtliche Prävalenz gibt.
Lieber Herr Gebauer!
Ich bewege mich 72 Jahre auf dieser Erdenwelt. Die Feststellung über Freundschaft und/oder einfach längeres Kennen sich zu erfahren, finde ich sehr wichtig und gut.
Mein Weg war, da ich abgelegen wohne und nicht davon ausgehen kann/konnte, das jemand Sympathisches hier vorbei kommt, neugierig auf die Welt zuzugehen.
So habe ich versucht, allen angebotenen freien Texten Ihrer Gleichklang-Plattform/Partnersuche (ich war knapp 40 Jahre verheiratet) , immer gründlich nachzuspüren. Nicht viele Männer schafften es, so ehrlich wie möglich sich zu reflektieren und mich dadurch über sich zu “informieren”. Aber wenn es passierte, erhielt ich die Möglichkeit neugierig zu werden und zu reagieren.
Ich war immer bemüht bei meiner Suche, sich baldmöglichst persönlich an einem neutralen Ort zu begegnen, um nicht “im Selbstgespräch” und allein sich phantastische Vorstellungen aufzubauen – mit dem etwas flapsigen Satz, man müsse ja nicht gleich ein Paar werden. Damit wollte ich uns beiden Freiheit geben.
Infolge gab es dann, ein bis mehrere neutrale Begegnungen. Das klingt so viel – ich hatte vielleicht 3 oder 4 verschiedene Begegnungen über 3 Jahre verteilt.
Jetzt kenne ich einen 68 jährigen Mann seit einem halben Jahr und wir sind viel zusammen. Ich erlebe/prüfe, was alles gut geht und wie weit ich mich dehnen lassen kann zu gunsten der Schönheiten, die wir zusammen erleben und ich ahne, dass es gelingen könnte.
So ist mein Weg und ich bin sehr zufrieden damit.
Herzlichen Dank für Ihre für mich sehr glaubhaften Bemühungen und Aktivitäten Ihrer Plattform, lieber Herr Gebauer.
Ich freue mich sehr, dass Sie Ihren Erfahrungsweg mit uns teilen. Ich wünsche nun Ihnen beiden, dass Sie weiterhin vieles Positives miteinander unternehmen und so zusammenfinden. So wie Sie es schildern, sehe ich alle Chancen, dass es eine tragfähige, dauerhafte und beglückende Beziehung werden wird.
PS: Tatsächlich sind ein größerer Teil meiner engeren Freundschaften mit Männern love (interest)/Sex first.
Geht also auch andersrum 😀
Ja, absolut der umgekehrte Weg ist auch möglich und kann ebenfalls zu wertvollen Beziehungen führen.
Ich würde sagen, dass ich zum Kontaktausbau, egal mit welchem “Ziel” ein gewisses Gefühl von passender Wellenlänge brauche. Hatte ich in fünf Jahren (oder so ähnlich, weiß ich gar nicht mehr) bei Gleichklang einmal, da wurde eine schöne Affäre draus bis er plötzlich starb. Mehr war von seiner Seite nicht gewünscht und wär von meiner Seite auch nicht drin gewesen (weder Freundschaft noch Partnerschaft).
Ich hab oft noch zweite Treffen verabredet, aber komme davon eher ab, es war idR eher noch schleppender als die ersten Treffen. Ansonsten komme ich gut mit Menschen in Kontakt.
Freundschaften haben sich manchmal auch nach längerem Kennen (z.B. als Kolleg*innen) entwickelt, romantisches Interesse manchmal auch, aber fast nur, wenn ich im allerersten Moment der ersten Begegnung, auch, wenn das überhaupt nicht Thema oder von Interesse war, sexuelles Potential wahrgenommen habe. Das war bei fast allen Männern, mit denen ich, sei es nach Jahren der Bekanntschaft, mal im Bett war, der Fall.
Ist dann halt nie was Romantisches draus geworden.
Meine männlichen Freunde sind alle seit Jahr und Tag fest vergeben.
Bei Gleichklang Freundschaftssuche “eigentlich zur Partnersuche” zu betreiben, kommt mir widersinnig vor, ich habe sehr viele Freundschaften und komme zeitlich kaum hin.
Wenn eine tolle Person in mein Leben kommt, kann ich das schon integrieren, aber gezielt noch mehr so “erste Treffen”-Situationen zu schaffen, die mir häufig weniger Spaß machen als die Alternativen, möchte ich ungern.
Ich meine auch nicht, die Freundschaftssuche als Partnersuche, sondern als Freundschaftssuche zu betreiben. Aber eben auch (nicht nur bei Gleichklang-Freundschaften) offen dafür zu sein, dass womöglich aus einer Freundschaft eine Partnersuche werden kann. Und umgekehrt kann es sein, dass bei der Partnersuche eine Freundschaft entsteht, die vielleicht eines Tages zu einer Partnerschaft wird.Auch bei der Partnersuche kann der Beginn freundschaftlich sein.
habe ich wieder verschlungen, wollte mich gleich dazu melden, hatte dann aber doch Angst vor der eigenen Courage … vielleicht ist mein Anliegen zu der Thematik eher eine Frage für den Psychologen.
Bei mir ist es halt so, dass ich im Rahmen meiner festen unverbrüchlichen Freundschaften keine Hemmung habe, mich unumwunden dazu zu bekennen – das Wort von der Liebe geht mir ohne Probleme über die Lippen, wenn es um meine Lieben [Freunde] geht. Wohlgemerkt sind das alles Freundschaften, die sich gänzlich ohne Sex definieren.
Geht es aber um meine wechselnden Liebschaften, also den Leuten mit denen ich sexuell intim bin, dann würde ich das Wort von der Liebe niemals in den Mund nehmen.
Bin ich komisch? Beziehungsweise noch zu retten …
Deine Schilderung lässt mich sofort an die sexuelle Konfigurationstheorie von Sari van Anders denken, die nämlich eine Unterscheidung einführt zwischen romantischen und sexuellen Gefühlen, die in verschiedenen Konstellationen auch auseinanderlaufen können. So kann es Menschen geben, die bei sexuellen Kontakten genau keine romantischen Gefühle erleben und diese möglicherweise aber bei freundschaftlichen Beziehungen erleben. Das ist weder komisch noch muss es gerettet werden, sondern es kann auch einfach nur bedeuten, dass eben tiefe Freundschaften mit Liebe und interessante sexuelle Beziehungen ohne oder mit weniger Liebe entstehen.
[…] meinem letzten Blog-Artikel Wie aus Freundschaft Liebe wird hatte ich ein für viele sicherlich überraschendes Forschungsergebnis präsentiert: Die meisten […]
[…] meinem letzten Blog-Artikel Wie aus Freundschaft Liebe wird hatte ich ein für viele sicherlich überraschendes Forschungsergebnis […]
Alle Partner-Theorien sind ja schön und nett und aus meiner Sicht auch teilweise richtig. Aber sie bleiben Theorie. Und sie blenden einen entscheidenen Punkt vollkommen aus: Die voranschreitende allgemeine Zerrüttung der Gesellschaft durch Spaltung, Verarmung, Stress und Überlastung und ähnliches.
Ich selbst habe nach dem Tod meiner Frau (43 Jahre Ehe) via Internet aber auch klassischer Suche über Zeitungsanzeigen nur negative Erfahrungen mit Frauen machen müssen. Die Gründe:
1. Kein hoher sozialer Status trotz Hochschulbildung infolge kleiner Rente/Witwerrente (kein PKW, kein Smartfone und so weiter),
2. Ich bin ein sehr femininer Mann, der sich ungwöhnlich (fraulich) kleidet und überaus lange offene Haare trägt (mit 66 Jahren),
3. Ich folge nicht dem Zeitgeist und leben abseits der allgemeinen gesellschaftlichen Vorgaben.
Was passierte nun kürzlich?
Ich hatte bzw. habe die Wahl zwischen Null und zwei Frauen. Beide kenne ich aus der DDR, eine seit 52 und die andere seit 38 Jahren. Mit einer (38 Jahre) bin ich seit 1986 in enger Freundschaft und platonischer Liebe verbunden, die zweite (52 Jahre) sah ich 43 Jahre nicht und erst dann wieder. Bei beiden im ersten Treffen (1986 bzw. 1977) Liebe auf den ersten Blick. Und dann wieder Liebe auf den ersten Blick (1977 zu 2020).
Ein Kennenlernen in der DDR war unbeschwert und weit ehrlicher denn heute. Die Menschen waren einfach natürlicher.
Beide Frauen führen seit 2020 eine lesbische Beziehung. Und beide Frauen lieben mich wie ich sie. Und beide meinen, ich sei eher ein “Schwanzmädchen” als ein Mann. Vermutlich richtig.
Ich führe mit beiden jetzt eine sogenannte Trigamie, also eine Liebe zu Dritt. Wir sind sehr glücklich und intim sehr erfüllt dabei.
Dies alles steht gegen jede Theorie. Es sollte allen zu denken geben.