Der sichere Weg zum Scheitern in der Partnersuche

In diesem Artikel benenne ich vier Faktoren, die ein Scheitern der Partnersuche und auch einer dennoch beginnenden Beziehung geradezu garantieren können. „Gefahr erkannt, Gefahr gebannt“, ganz so einfach ist es nicht. Der Artikel benennt aber wichtige Strategien, wie Sie diese Gefahren entschärfen und im Hafen der Liebe ankommen können.

Warum Perfektionismus, Bindungsvermeidung, Anspruchsdenken und Optionsvielfalt den Aufbau einer Beziehung verhindern

Muster des Scheiterns bei Partnersuche und Beziehungsgestaltung

In der Partnersuche sind Glück, Zufall und Passung nicht alles. Es gibt Muster, die so regelmäßig in Enttäuschung enden, dass sie beinahe wie psychologische Programme des Scheiterns wirken. Wer diese Muster erkennt, kann sie durchbrechen. Wer sie ignoriert, wird meist unbewusst genau das wiederholen, was ihn oder sie in der Vergangenheit schon gehindert hat.

Vier davon sind besonders gut belegt. Tatsächlich sind sie nicht nur in der wissenschaftlichen Literatur beschrieben oder ergeben sich aus psychologischen Theorien, sondern auch bei Gleichklang können wir sie regelmäßig beobachten. Dies gilt sowohl für unsere Mitarbeiter:innen im Mitgliedersupport als auch für mich selbst im Rahmen des Coachings, das ich mit Partnersuchenden durchführe.

1. Perfektionismus – die systematische Selbstsabotage

Perfektionistische Menschen möchten alles richtig machen. Für die Partnersuche bedeutet dies: Profil, die Auswahl, die Kommunikation, das Timing.

Oftmals ist Perfektionismus aber tatsächlich Ergebnis eines kompensierten Selbstwertdefizits. Dahinter liegen Ängste:

  • Ich tue alles, um Fehler zu vermeiden, damit ich mich nicht mit den Folgen von Fehlern auseinandersetzen muss.

Im Ergebnis erreiche ich jedoch oft meine Ziele nicht, sondern verpasse, was ich eigentlich suche oder mir sogar ersehne. Der „richtige Moment“ wird nie erreicht, weil immer noch ein Detail fehlt oder fehlen könnte, sodass Zweifel entstehen.

Aktuelle Befunde zeigen, dass Perfektionismus tatsächlich Beziehungszufriedenheit und Stabilität untergräbt. In einer 2024 veröffentlichten Untersuchung fanden Hamedani et al., dass perfektionistische Ansprüche mit größerer Enttäuschungsneigung und häufigeren Konflikten in Partnerschaften verbunden sind. Perfektionismus zerstört die Möglichkeit, einfach zu beginnen. Wer perfekt starten will, startet nie.

Perfektionismus greift nicht nur in Beziehungen ein und kann diese unbefriedigend machen, sondern er sabotiert auch bereits den Prozess der Partnersuche an sich. Wer perfekt starten will, startet oft nie oder aber bricht bereits den Prozess oder jede Form des Kennenlernens vorschnell ab.

Ebenso ist Perfektionismus eng mit Prokrastination verschmolzen:

  • Weil ich perfekt sein will, ist für mich bereits die Vorstellung einer Tätigkeit unangenehm, da ich fürchte, meine Perfektionsansprüche nicht erfüllen zu können. Also schiebe ich den Handlungsbeginn auf, um mich kurzzeitig zu entlasten.

Resultat für die Partnersuche ist, dass sie gar nicht erst begonnen wird oder beim Online-Dating die Erstkontaktaufnahme nicht erfolgt, Antworten ausbleiben, keine Verabredungen stattfinden oder Verabredungen ins Nirwana verschoben werden.

Selbst wenn es zu einem vertieften Kennenlernen kommt, besteht die Gefahr, dass spätestens jetzt Perfektionist:innen die Angst vor den Turbulenzen der ersten Phase bekommen und aus einem Beziehungsentstehungsprozess aussteigen.

Wie ein Ausweg gelingt

Der beste Weg, um die perfektionistische Selbstsabotage zu überwinden, besteht in folgender Strategie:

  • Unterscheidung zwischen tatsächlich Wichtigem und Unwichtigem: Für die Partnerfindung ist es notwendig, dass wir gemeinsam ein Lebensmodell aufbauen können – nicht mehr und nicht weniger. Unterschiedliche Lebensstile oder Interessen dürfen bestehen. Nur dort, wo Gemeinsamkeit die Voraussetzung für Glück ist oder wo Unterschiede sicher Unglück erzeugen, liegen klare Kriterien vor. Gegenüber allen anderen Konstellationen können wir offen sein.
  • Verabschieden wir uns von jeder Vorstellung, wir müssten uns selbst präsentieren oder bewerben: Verabschieden wir uns aber ebenso von der Vorstellung, die andere Person müsse sich präsentieren oder bewerben. Achten wir nicht auf belanglose Kleinigkeiten und ärgern wir uns nicht über Dinge, die tatsächlich mit dem Beziehungsglück nichts zu tun haben. Wir können entspannt in das Kennenlernen gehen, denn wir haben alle ein gemeinsames Interesse: herauszufinden, ob wir miteinander glücklich werden können. Für Druck oder Angst besteht kein Grund.

2. Anspruchshaltung – der nicht erkannte maligne Narzissmus

Verbunden mit Perfektionismus, aber doch etwas anders, ist das Thema der Anspruchshaltung:

  • Es geht hier weniger darum, dass wir selbst alles perfekt erledigen wollen und vielleicht auch deshalb Ähnliches von anderen erwarten. Es geht also um die Orientierung auf den Anderen, an den wir den Anspruch stellen, unsere Bedürfnisse zu erfüllen. Im Prinzip gehen wir davon aus, dass uns dies zusteht (entitlement).

Dies geht in Extremfällen bis hin zu misogyner Ideologie in der sogenannten Incel-Szene (involuntary celibates). Vertreter dieser Gruppen entwickeln regelrechten Hass gegen Frauen, weil sie der Meinung sind, dass ihnen Sex und Liebe jederzeit zustehen und Frauen im Allgemeinen dafür verantwortlich seien, dass ihnen beides vorenthalten werde.

Die Problematik solcher narzisstischen Anspruchshaltungen sehen wir keineswegs nur in Liebesbeziehungen – wir sehen sie überall in der Gesellschaft. Sie sind beispielsweiseein wesentlicher Grund dafür, warum große Mehrheiten in wohlhabenden Staaten wie Deutschland sich aktuell gegen Geflüchtete wenden. Sie machen sie zu Sündenböcken und gehen dabei von empirisch komplett falschen Voraussetzungen ausgehen. Im Hintergrund steht die Annahme, dass der hohe Wohlstand, die Sicherheit und die Ressourcen „uns“ zustehen würden – nicht aber „den anderen“. Daraus entsteht eine moralische Verkehrung:

  • Wir halten uns für berechtigt, während andere im Meer ertrinken dürfen. Oder wir wollen jede Bargeldüberweisung geringster Beträge an verarmte oder gefährdete Familienangehörige im Ausland durch Geflüchtete verhindern und führen daher diskriminierende Kartenzahlungen ein. Gerne können Sie zu dieser Thematik auch meinen bereits älteren Artikel „Eine Gesellschaft im kollektiven Wahn“ lesen.

Aber zurück zu partnerschaftlichen Beziehungen:

  • Candel und Kolleg:innen konnten zeigen, dass Menschen mit ausgeprägter Anspruchshaltung (relational entitlement) häufiger Enttäuschungen erleben, weniger kompromissfähig sind und ihre Partner:innen strenger bewerten.

Letztendlich werden wir verbittert, wenn unsere Ansprüche nicht erfüllt werden.

Auch bei Gleichklang erleben wir es, wenn auch selten, dass Mitglieder regelrechten Ärger oder sogar Hass gegen uns entwickeln. Auch hier liegt Entitlement zugrunde. Sie gehen davon aus, dass sie durch eine Mitgliedschaft bei uns einen Anspruch auf Liebe und Zufriedenheit, einen Anspruch auf eine möglichst schnell beginnende Beziehung erworben hätten. Oder sie erwarten Vorschläge, wenn keine Vorschläge möglich sind, eben weil sich keine passende Person aktuell in unserer Community befindet. Das kann sich schnell ändern und tut es auch meistens, kann aber in einzlenen Fällen durch vorzeitige Kündigungen blockiert werden.

Entitlement führt am Ende meistens zur Verbitterung und Unzufriedenheit, manchmal aber sogar zu Hass und Verachtung. Das ist die denkbar schlechteste Basis für eine Liebesbeziehung.

Sich selbst befreien

Die beste Lösung aus dem Gefängnis des Anspruchsdenkens ist die Selbstreflexion:

  • Erkennen wir uns selbst so, wie wir sind, mit unseren Schwächen und Stärken. Entwickeln wir Mitgefühl für uns – und generalisieren wir dieses Mitgefühl auf andere.

Die psychologisch zu empfehlende Einstellung für die Partnersuche lautet, dass wir erkennen und annehmen können, dass uns Liebe durch einen anderen Menschen nicht zusteht – dass wir aber vielfältige Möglichkeiten haben, sie zu finden, wenn wir selbst offen für sie sind und dies auch in unseren Haltungen und Einstellungen zeigen.

Wir freuen uns, wenn die Liebe in unser Leben eintritt. Wir verzweifeln aber nicht, wenn sie es nicht tut, sondern wir bauen uns ein sinnerfülltes Leben auf. Gerne können Sie sich auch zu genau dieser Thematik mein Video „Glück und Sinn im Leben und in der Liebe finden“ anschauen.

3. Bindungsvermeidung – die Angst vor Nähe

Menschen mit Bindungsvermeidung erleben rasch Überforderung, sobald jemand sich wirklich annähert. Nähe löst bei ihnen keinen Trost, sondern Anspannung aus. Sie reagieren auf emotionale Intensität mit Rückzug, Distanzierung oder innerem Ausstieg aus der Situation.

Das Gegenteil von Bindungsvermeidung ist übrigens die Bindungsbereitschaft (Commitment Readiness). Damit ist die tatsächliche innere Bereitschaft gemeint, sich auf eine Beziehung einzulassen, eine entsprechende Entscheidung zu treffen und Schritte für ihre Umsetzung zu unternehmen.

Eine solche Bindungsbereitschaft bedeutet dabei nicht nur, sich temporär auf eine Partnerschaft einzulassen, sondern auch an dieser Beziehung zu arbeiten, nicht nur in guten Zeiten zusammenzubleiben, sondern auch in schwierigen Zeiten die Liebe zu erhalten und an Belastungen gemeinsam zu wachsen.

Eine umfangreiche Studie aus dem Jahr 2018 untersuchte die Auswirkungen der Bindungsbereitschaft auf den Single-Status und – im Längsschnitt – darauf, ob Menschen Partnerschaften eingehen oder nicht. Dabei zeigten sich hochinteressante Ergebnisse:

  • Menschen mit hoher Commitment Readiness gingen signifikant häufiger Beziehungen ein, berichteten eine höhere Zufriedenheit und eine stärkere emotionale Stabilität innerhalb ihrer Partnerschaften. Umgekehrt war geringe Commitment Readiness ein klarer Prädiktor für dauerhaftes Single-Bleiben und für instabile Beziehungserfahrungen.

Bindungsvermeidung entsteht häufig, wenn wir mit anderen Menschen negative Erfahrungen machen. Meistens ist sie Folge einer Kindheit, in der erwachsene Bezugspersonen sich negativ, gewaltsam, strafend oder inkonstant verhielten. Wir haben erlebt, dass Nähe schädlich sein kann und deshalb vermeiden wir sie – eine nachvollziehbare Reaktion.

Bindungsvermeidung muss jedoch nicht aus der Kindheit stammen – sie kann ebenso im späteren Leben, etwa nach Trennungen oder belastenden Beziehungserfahrungen, entstehen.

Bindungsbereitschaft entwickeln

So wie Bindungsvermeidung früher oder später entstehen kann, kann sie sich aber ebenso wieder zurückentwickeln.

Wichtig ist, dass wir uns bewusst machen, dass vergangene Bindungs- und Beziehungserfahrungen sich nicht notwendigerweise wiederholen müssen. Wir können an unseren Beziehungsmustern arbeiten, sie erkennen und verändern.

Wir müssen also lernen, zwischen unseren vergangenen belastenden Erfahrungen, die unser emotionales Reaktions- und Verhaltensmuster jetzt noch prägen, und der realen Situation in der Gegenwart zu unterscheiden. Die gleiche Situation – nämlich Nähe –, die damals wirklich schädlich war, braucht es heute nicht mehr zu sein, zumal wir es in der Hand haben, toxische Beziehungen zu vermeiden.

Der beste Weg bei der Partnersuche ist, wenn wir uns unserer Bindungsängste und ihres Zusammenhang zu vergangenen Ereignissen bewusst werden, uns aktiv mit ihnen auseinandersetzen und sogar bereits im Prozess des Kennenlernens und der Beziehungsentstehung offen damit umgehen. Wenn sich Menschen gegenseitig verstehen, entsteht häufig eine besondere Form von Empathie – und Lösungen werden möglich. Verstehen ist übrigens eine von 33 Komponenten der Liebe im linguistisch-statistischen Modell von Victor Karandashev und Stuart Clapp. Näheres hierzu auf Deutsch können interessierte Leser:innen finden in meinem Artikel „Leidenschaft oder Kameradschaft – was zählt in der Liebe?“ Oder auch in meinem Video „Was ist Liebe – Antworten der Psychologie“.

 

Ebenso kann es aber natürlich sein, dass uns wirklich eine starke und anhaltende räumliche Nähe znicht wünsche und dies auch nicht ändern wollen. Das ist völlig legitim und schließt eine Liebesbeziehung nicht aus.In diesem Fall ist es sinnvoll, nach Beziehungstypen zu suchen, in denen Liebe besonders eigenständig ist – etwa Living Apart Together oder Fernbeziehungen.

4. Verloren in der Options-Vielfalt

Im psychologischen wie in vielen anderen Bereichen des Lebens ist es so, dass weniger mehr ist – und mehr tatsächlich weniger. Ganz besonders gilt dies für die Online-Partnersuche. Ich habe hierzu bereits unzählige Artikel geschrieben, sodass ich mir detaillierte Hinweise auf die diesbezüglich vielfältigen Beobachtungen und auch vorliegenden Studien an dieser Stelle ausnahmsweise erspare.

Vorschlagen möchte ich jedoch für interessierte Leser:innen mein Video „Gewollte Einsamkeit – die Masche der Dating-Apps“, welches aufzeigt, wie Dating-Apps durch Optionsüberlastung Beziehungen versprechen, aber in Wirklichkeit in ihren Geschäftsmodellen von Bindungslosigkeit leben.

Nie war es scheinbar so leicht zu wählen – aber leider war es genau deshalb auch niemals so schwer zu finden:

  • Mit der Explosion der Kontaktoptionen über die modernen Dating-Systeme ist weltweit ein Anstieg der Single-Raten in den entsprechenden Ländern zu beobachten.

Die vielen Optionen führen also nicht zu mehr, sondern zu weniger Beziehungen.

Dies liegt auch an der Entscheidungsparalyse, die in der Forschung zum Choice Overload vielfach belegt ist:

  • Sind wir mit vielen scheinbaren Optionen konfrontiert, fällt es uns schwer, eine gute Auswahl zu treffen.

Wir werden handlungsblockiert, hoffen auf noch bessere Möglichkeiten in der Zukunft oder legen oberflächliche Kriterien zugrunde – zum Beispiel Sekundenentscheidungen nach Fotos, die in Wirklichkeit nichts mit dem zu tun haben, was wir wirklich suchen; nämlich eine glückliche Beziehung.

Ein aktueller Beitrag auf ifstudies.org beschreibt, wie der populäre Beziehungszustand „Wir reden nur“ zur neuen Sackgasse geworden ist.:

  • Die Autor:innen gehen davon aus, dass Dating-Apps jederzeit neue Kontakte bereitstellen. Wir können sprechen, chatten, flirten – mit Menschen aus der ganzen Welt. Alles scheint unbegrenzt und leicht.

Im Ergebnis verlieren sich die Menschen jedoch in Chatprozessen. Sie reden mehr oder weniger miteinander, oft auch nur in kurzen Worten oder Sätzen. Anstatt aus dem Zustand der Kontaktaufnahme in den Zustand der Beziehungsentstehung zu gelangen, verharren sie in Zwischenständen, in denen kurzzeitige Kontakte als Belohnungsreize fungieren. Gleichzeitig hoffen sie, dass der eigentliche Beziehungsbeginn erst in der Zukunft durch noch bessere Kontakte entstehen werde. Sie zögern daher definitive Entscheidungen hinaus. Aus der Optionsvielfalt wird ein Zustand der ständigen Zirkulation.

Fokus auf eine Person

Die Lösung ist ebenso einfach, wie sie offenbar für viele schwer umzusetzen ist. Sie wird in diesem Video „Psychologie der Partnerfindung“ genau beschrieben. ntv hat daraus eine kurzen, aber sehr guten Artikel Mit dieser Formel klappt’s mit der Partnersuche gemacht.

Hintergrund ist, dass durch die Dating-Apps Erwartungen und ein neues Anspruchsdenken (Entitlement) erzeugt wurden, die die ständige Bewegung in Zwischenständen zur Normalität erklären – ja sogar zur vermeintlichen Grundvoraussetzung einer erfolgreichen Partnersuche machen.

Werden entsprechende Erwartungen nicht erfüllt, etwa wenn aktuell keine neuen Vorschläge eintreffen, wird dies sogleich mit Unverständnis oder Ärger quittiert, teils sogar als Skandal empfunden.

Dass es auch anders geht, praktizieren wir bei Gleichklang seit unserer Gründung im Jahr 2006:

  • Bei Gleichklang geht es nicht um Auswahl aus einer Vielfalt, sondern allein darum, dass eines Tages irgendwann ein passender Mensch vorbeikommt – egal wie viele oder wie wenige Vorschläge wir erhalten, egal wie lange die Wartezeit ist. Denn eine Beziehung entsteht nicht aus Fülle, sondern aus Begegnung. Die Erfolgsraten unserer Mitglieder sprechen für sich selbst.
  • Da bei einem solchen Vorgehen werden die Beteiligten nicht aktiv durch die Plattform in ständige Zwischenzustände gedrängt, sondern es geht um den Moment, in dem die passende Person erscheint, deren Erscheinen wiederum auf eine Bereitschaft und Fähigkeit treffen muss, in eine echte Beziehung miteinander einzutreten.

In geradezu frappierender Weise konnten wir bei Gleichklang empirisch beobachten, wie wirksam dieses Prinzip tatsächlich ist:

  • Wir starteten 2006 mit null Mitgliedern und hatten auch Ende des ersten Jahres erst sehr wenige Mitglieder. Mehrere Jahre lang blieb die Mitgliederzahl äußerst gering, weit unter dem heutigen Niveau. Trotzdem waren unsere Vermittlungsraten in den Anfangsjahren sogar leicht höher als heute.

Obwohl die Mitglieder von Gleichklang in den ersten Jahren nur alle paar Monate einen Vorschlag erhielten, gelang es ihnen besonders oft, aus diesem einzelnen Vorschlag eine Beziehung zu machen.

Die Vorschläge sind seither keineswegs schlechter geworden. Dennoch ist die Vermittlungsrate leicht abgesunken.

Die beste Erklärung hierfür ist nach meiner Einschätzung, dass insgesamt gesellschaftlich die Bereitschaft – auch unter Gleichklang-Mitgliedern – gesunken ist, einen einzelnen Vorschlag als das zu sehen, was er ist:

  • ein einzelner Mensch, eine reale Möglichkeit für eine womöglich lebenslange Beziehung, der das entsprechende Gewicht beigemessen werden sollte.

Dass die Vermittlungsrate dennoch nur sehr leicht gesunken ist, deutet gleichzeitig darauf hin, dass wir mit unserem Ansatz, der zu einem großen Teil auf psychologischer Information und Bewusstmachung beruht, dazu beitragen konnten, die negativen Auswirkungen der aktuell dominanten Konsum- und Spielhaltung in der Online-Partnersuche zu begrenzen.

Was ist und was sein kann – Psychologisches Resümee

Die empirische Sachlage zeigt klar:

  • Prozesse von Perfektionismus, Anspruchsdenken (Entitlement), Bindungsvermeidung und Optionsvielfalt wirken sich ungünstig auf unsere Partnersuche und – noch tiefergehend – auf unsere Bereitschaft und Fähigkeit für romantische Beziehungen aus.

Dennoch gibt es keinen Grund, zu verzagen. Denn jeder Mensch kann in vielfältiger Weise etwas tun, um sich selbst aus diesen individuell und gesellschaftlich gebauten Gefängnissen zu befreien. Dadurch entstehen neue Möglichkeiten für tatsächliche Beziehungsfindung und Beziehungsgestaltung:

  • Wenn wir tiefer gehend reflektieren, zwischen Wichtigem und Unwichtigem unterscheiden, Flexibilität dort entwickeln, wo sie möglich oder sogar sinnvoll ist, wenn wir mit Lockerheit an die Partnersuche herangehen und nicht davon ausgehen, dass Liebe uns per se zusteht, öffnen sich neue Wege.
  • Wenn wir uns unsere Bindungsängste bewusst machen, mit ihnen offen umgehen oder nach Partnerschaftsformen suchen, die unserem individuellen Bedürfnis nach Nähe oder Distanz gerecht werden, entstehen weitere Chancen.
  • Und wenn wir uns vollständig verabschieden von dem Wunsch, auszuwählen, zu vergleichen oder uns bei der Online-Partnersuche zu vergnügen, Spannung oder Ablenkung zu erleben, dann stehen weiterhin alle Türen für unser romantisches Liebesglück offen.

Mit Gleichklang befinden unsere Mitglieder und wir sich gemeinsam seit 2006 auf diesem Weg – und gehen ihn gerne mit Ihnen gemeinsam. Wer sich angesprochen fühlt, sei herzlich eingeladen:

▶ Zur Beziehungssuche bei Gleichklang

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11 Kommentare

  • Michael sagt:

    Nichts davon trifft wirklich auf mich zu, aber trotzdem bin ich auch am Ende des dritten Jahres bei Gleichklang immernoch Single.

    Denkst du, dass sich mit der neuen Applikation etwas signifikant bei Gleichklang ändert wird? Höhere Vermitllungs, Erstnachrichts-, Antwortsraten oder mehr Profilbesuche?

    Bei meinen Test konnte ich einige QoL-Veränderung feststellen, aber keine grundlegeden Veränderungen.

    • Nein, es wird sich nichts im Hinblick auf die von Dir angesprochenen Aspekte (Raten) signifikant ändern. Die Vermittlungsraten, um die es geht, sind seit nunmehr fast 20 Jahren stabil und mit wachsender Mitgliederanzahl nur minimal abgesunken, wie im Artikel dargestellt. Es wird leichter bedienbar sein und die Community-Kontakte werden eine größere Rolle spielen, letzteres ist auch inhaltlich relevant. Ich bin mir sicher, dass es Faktoren gibt, die Du ändern könntest. Wir selbst können erstmal nicht mehr tun, als die Plattform zur Verfügung zu stellen und zu informieren. Ein bisschen Sorgen mache ich mir, dass Du „höhere Vermittlungs-, Erstnachrichts-, Antwortraten oder mehr Profilbesuche“ zusammenbringst. Du bist ja einer unserer Stammleser, und die einen Raten (z. B. Profilbesuche) haben mit den anderen Raten (z. B. Vermittlungserfolg) nichts zu tun. Das ist im Grunde das ganze Drama der Partnersuche.

      • Simon sagt:

        Wie ist der Hinweis „Ein großzügiger Suchraum ist erfolgreicher“ mit Blick auf diese Datenlage zu verstehen?

        • Im Hinblick auf welche Datenlage genau? Momentan verstehe ich nicht sofort den Zusammenhang.

          • Simon sagt:

            Naja, einerseits wird immer wieder darauf hingewiesen, dass die Zahl der Mitglieder, Vorschläge, Profilbesuche, nichts mit dem Vermittlungserfolg zu tun habe. So, auch hier wieder. Andererseits steht auf der Seite „Was Sie suchen! (Partnerschaft)“ folgendes: „Geben Sie bitte zunächst an, was für einen Menschen Sie suchen. Es ist empfehlenswert, nur dann Einschränkungen zu machen, wenn diese wirklich notwendig sind. Ein großzügiger Suchraum ist erfolgreicher. Dies gilt auch für die geografische Suche. Geben Sie aber Einschränkungen ein, wenn diese erforderlich sind.“ Das heißt ja auf deutsch, wenn man viele Vorschläge erhält, sei man „erfolgreicher“.

          • Ah, jetzt verstehe ich, was du meinst. Da die Vermittlungswahrscheinlichkeit nicht positiv mit der Anzahl der Vorschläge korreliert, aber die großzügige Suche regional schon, bedeutet dies, dass die großzügige Suche andere Aspekte widerspiegelt, wie Engagement, echte Bindungsbereitschaft, ggf. auch eine größere Ausrichtung auf tatsächlich passende Aspekte etc.

      • Michael sagt:

        „Ich bin mir sicher, dass es Faktoren gibt, die Du ändern könntest.“ Vielleicht sollte ich nochmal ein Coaching buchen, wenn du das sagst.

        Als Stammleser, Stammvideoschauer, Buchleser und exzessiver Gleichklangnutzer 🙂 weiß ich natütlich, worauf du hinaus möchtest und ich stimme dir zu, dass ich keine Dating-App-Verhältnissse bei Gleichklang haben möchte, aber ich habe das Gefühl, dass es bei Gleichklang dann einfach zu wenig Kontaktaufnahme zwischen den Mitglieder ist und hierdurch die Vermittlungsraten geringer sind, als sie seinen könnten.
        Eure Empfehlung sind ja 90% Vorschläge ansehen und 30% der Vorschläge anschreiben. Solange sich kein Kontakt vertieft. Die Mehrzahl der Mitglieder schaffen diese Raten nicht.

        Ich wünsche mir den Erfolg bei der Partnersuche, aber fast noch mehr wünsche mir das Verständnis, warum es bei mir nicht funktioniert. Es wäre so schön endlich Klarheit zu haben.

        • Wobei unsere Empfehlung noch ein wenig differenzierter ist. Die 30 % beziehen sich auf einen ungefähren Wert, der nur gilt, solange sich kein Kontakt entwickelt. Entwickelt sich ein Kontakt, raten wir zu 0 % Anschreiben. Ja, viele schreiben bei weitem weniger an, da hast du recht. Wobei viele aber auch einerseits zu wenig und andererseits zu viel anschreiben, nämlich gern gleichzeitig, und dann verlieren sich selbst bei wenigen gleichzeitigen Kommunikationen die Kontakte. Dann gibt es zudem das Problem, dass manche doch zurückschrecken, wenn es ernst werden könnte, was nicht einmal unbedingt bewusst sein muss. Plötzlich passen irgendwelche Parameter nicht, obwohl dies vermutlich gar keine Rolle spielen würde.

  • Penemue sagt:

    Geschätzter Herr Gebauer,
    vielen, vielen Dank, dass Sie die mMn zwischenmenschliche Pandemie dieser Dekade thematisiert haben. PERFEKTIONISMUS.
    Das destruktive Ergebnis, wenn echte = unperfekte Menschen Ihre Aufmerksamkeit & Energie statt auf andere echte Menschen zu sehr auf nicht existierende Pseudomenschen* ausrichten.

    Solche „anziehenden“ Pseudomenschen sind aber nun einmal nur Illusionen, kurzweilig aber süchtigmachend wie Feenglimmer.
    Spontane Beispiele beim digit. Dating sind zB „Perfektionierung“ per Photoshoplügen, kopierte oder wohl bald von AI entworfene Profile/Texte oder ganz allgemein „Forever 25“ Social media Influencer*Innen, deren für Filmchen inszenierte Momentaufnahmen erstaunlich oft als „deren echtes Leben“ wahrgenommen als Maßstab bestimmt und „kopiert“ werden wollen. Währenddessen unterschwellig und leise das echte Leben zum neuen „Second life V2“ verkümmert.

    Der persönliche Notstand/Verfall wird zwar beim echten Menschen mit Zweifeln, Ängsten, Süchten, Zwängen durchaus spürbar, sichtbar, hörbar bei sich selbst gemeldet aber nicht angemessen beachtet und ergündet. Dafür sind wir ja schließlich zu beschäftigt, zu abgelenkt von den Pseudomenschen die 24×7 bei Netverflixt, TikiToki, Insta & Co nach unserer Aufmerksamkeit rufen…. Wenn Du dann nicht gemäß aktueller Designschablone optisch zu den oberen 25% gehörst und/oder oberfächlich leben willst, ist es…. herausfordernd, aber…. Musiktipp: Don´t stop believin von Journey.

    • Auch Penemünde sagt:

      Interessant Ihre Tirade, aber was genau meinen Sie mit „Pseudomenschen“? Etwa, dass nur wer sich nicht attraktiv präsentiert, ein echter Mensch ist? Ist es wirklich so einfach?

      • Penemue sagt:

        Hallo, auch wenn ich die Tätigkeit des Guardian schätze und als wertvoll einstufe bitte ich um Verständnis, dass ich den Link nicht aufrufen werde. Antwort: Attraktivität ist für mich persönlich verknüpft mit Sein, nicht mit Schein. Pseudomenschen sind für mich mal „Charaktere“ die zB abseits des Theaterstücks, der Musikbühne, einer Buchreihe, der Serien- oder Filmrolle nicht existieren jedoch von mMn nicht wenigen Mitmenschen als Orientierung oder gar Maßstab bei der Partnersuche einbezogen werden. Früher „schwärmten“ wir vermutlich „fast alle“ von Sängerin X oder Schauspieler Y – ABER als pupertierende Teenager. Heute hinterlässt die partnersuchende Gemeinschaft meiner „Zielgruppe“ d.h. der ca 35-45 jährigen (Damen/Mädels) bei mir den Eindruck, dass sie im wahren Leben nacherleben wollen, was sie zuvor zB auf dem Bildschirm als Inszenierung! gesehen oder als Story! gelesen haben. Dabei oft die gleichen Klischeerollen/Settings in 1001 versch. Varianten. Für den pers. Zeitvertreib selbstverständlich vollkommen ok, aber beim Aufbau & Integration in einer Erwartungshaltung wohl eher ein infantiler Weg chron. Unzufriedenheit, oder nicht? Die Illusion des „perfekten“ Partners auf Basis von unendlichem Medienkonsum unnatürlicher „zweidimensionaler“ Beispiele. Das Ergebnis? Der präsentierte „Schein“ wird kopiert und das eigene Sein durch Fotofilter, AI, extreme Kosmetik, plastische OPs an den „Schein“ angepasst. Der Partner soll so aussehen wie X oder so sein wie Y… Wenig Raum für Realität und Vielfalt.

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