Weihnachten: Über die Leere hinter den Ritualen

Eine Kritik der Weihnachtsrituale und ein Weg zu authentischer Gemeinschaft

Weihnachten ist  die Zeit, in der Milliarden Menschen einem flüchtigen Kind gedenken, welches einstmals illegal in Ägypten lebte und mit seinen Eltern für eine Volkszählung zurück in seine Heimat kehrte.

Gehuldigt wird diesem flüchtigen Kind als Gott. Parteien berufen sich auf ihn. Milliardäre beugen demütig ihr Haupt, Donald Trump präsentiert einen riesigen Weihnachtsbaum.

All dies eingedenk des Wortes, welches dem Flüchtlingskind später zugeschrieben wurde:

  • „Eher kommt ein Kamel durch ein Nadelöhr als ein Reicher in den Himmel.“

Ritualisierung als Verkehrung von Bedeutung

Wir bezeichnen dieses Phänomen als Ritualisierung:

  • Ritualisierungen kennzeichnen sich dadurch, dass bestimmte Formen beibehalten, sogar kanonisiert werden, während die mit ihnen verbundenen Inhalte verloren gehen oder sogar ins Gegenteil verkehrt werden.

Vergangenes Jahr schrieb ich dazu etwas ausführlicher in meiner alternativen Weihnachtsgeschichte.

Die buddhistische Parallele

Das Phänomen sehen wir auch anderswo:

  • Das erste und wichtigste, unabänderliche und für absolut jeden Menschen geltende Gebot des Buddhismus lautet, kein empfindungsfähiges Wesen zu töten. Das Gebot wird von allen Richtungen des Buddhismus geteilt und es wird in den Tempeln oft gemeinsam gechantet.

Derweil schlachten die Menschen gerne – jedenfalls im Theravada-Buddhismus – vor wichtigen religiösen Tagen, um die Körperteile der getöteten Tiere als Pilgergabe zu den Tempeln zu bringen, wo sie von den Mönchen verzehrt werden. Mehr hierzu können Sie nachlesen in meinem Artikel „Buddhismus und Fleisch“.

Die psychische Funktion von Ritualen

Rituale können uns zunächst psychisch stärken. Aber oft lohnt es sich, sie zu hinterfragen:

  • Denn typischerweise greifen wir zur Ritualisierung, wenn uns etwas in unserem Inneren fehlt. Aber so füllen wir Leere durch Leere, die wir als Fülle verkennen.

Das kann erst einmal funktionieren:

  • Wir können uns viel als Menschen vorgaukeln, denken wir an Placebo- und Nocebo-Effekte.

Dennoch geht mit diesem Gewinn ein Verlust einher:

  • Mit der ritualisierten Erstarrung verwandeln wir uns in Formelträger und verlieren unseren Sinn.

Karikaturen der Barmherzigkeit

Die schlachtenden Buddhist:innen, die Abschiebung fordernden Jesusanhänger:innen – sie sind Karikaturen der Barmherzigkeit. Sie kennen das Wort als Worthülse. Was sie so sprechen, sind Seifenblasen:

  • Sonntagsreden über Nächstenliebe, Verantwortung, Menschenrechte, Demokratie, Freiheit, Umweltschutz, Barmherzigkeit.

Ich glaube, zu Weihnachten können wir dies erkennen, wenn wir hinschauen (wollen). Die dadurch erhaltene Klarheit ist schmerzvoll, weil nun die Leere nicht mehr zu verkennen ist.

Doch aus diesem Schmerz ergibt sich unsere Chance, zu neuer Erfülltheit zu finden.

Rituale in Liebesbeziehungen

Die gleichen Mechanismen sehen wir in unseren Liebesbeziehungen:

  • Ich erinnere mich an eine Klientin, die nach einer langen Phase der (berechtigten) Zweifel an den ernsthaften Absichten ihres Partners endlich den ersehnten Heiratsantrag erhielt. In aller Öffentlichkeit, mit allem, was wir uns an Pathos vorstellen können, bis hin zu den Tränen der Rührung. Meine Klientin war gelöst. Wenige Monate später war sie auch offiziell partnerlos. Ihr Partner hatte es bei dem Ritual belassen und sich längst in eine andere Frau „verliebt“.

Wir klammern uns manchmal lieber an das Nichts, als der Wirklichkeit in die Augen zu sehen:

  • Ich hatte einen anderen Klienten, und er befand sich seit Monaten in einer intensiven „Liebesgeschichte“ mit einer Lover-Scammerin. Es war ihm alles klar, aber er wollte es nicht sehen.

Bei der vorherigen Klientin gab es demgegenüber ein gutes Ende:

  • Als der offensichtliche, nicht mehr zu leugnende Zusammenbruch der Illusion kam, konnte sie aus der ritualisierten Verstrickung aussteigen, zu sich gelangen und echte Verbundenheit finden.

Mitlaufen statt leben

Es ist einfach, mitzulaufen, mitzumarschieren, mitzupreisen, sich mitzuidentifizieren. Rituale machen es uns möglich, Fülle aus dem Nichts zu erzeugen. Nur ist diese Fülle eine Fata Morgana.

Die Weihnachtsrituale der Trumps, Merz, der christlichen Parteien – ja, wir müssen es wohl sagen – der großen Mehrheit der Bevölkerung, sind das Ritual einer Liebe, die alle Liebe außerhalb der ritualisierten Form austreibt:

  • Klimawandel, Massentötung von Tieren, soziale Kälte, Abschiebung, Krieg, durch Menschen gezogene Grenzen, an denen menschliches und tierisches Leben zerschellt.

Wem wird so warm ums Herz?

Ausstieg als neuer Raum jenseits des Rituals

Ich möchte niemanden deprimieren. Tatsächlich ergibt sich aus alledem eine gute Botschaft:

  • Seien wir nicht traurig, wenn wir in diese Rituale nicht eingebunden sind. Vermissen wir sie nicht, sondern befreien uns von ihnen und stoßen so zur Wirklichkeit vor.

Wir können in die entgegengesetzte Richtung der Marschkolonne gehen:

  • Wird die Leere des Rituals bewusst, entsteht ein neuer Raum.

Das, was sich in diesem Raum abspielen kann, würde ich als solidarische Selbstoptimierung bezeichnen:

  • Nicht die neoliberale Optimierungsform. Keine Legitimierung von Ungerechtigkeit und Ungleichheit. Keine Schuldzuweisung an Einzelne, die vom Elend betroffen sind, das uns allseits umgibt.

Sondern:

  • Selbstoptimierung als Ausstieg aus der ritualisierten Verstrickung und Eintritt in einen solidarischen Lebensbezug.

Konkrete Möglichkeiten

Ich halte mich kurz, aber einige Möglichkeiten möchte ich doch kursorisch aufzählen:

  •  Minimalistisches Leben: Mittlerweile stellen menschliche Produkte die Mehrheit der materiellen Substanz auf dieser Erde dar – Zitat aus einem Artikel von mir bei vegan.eu: „Menschlich hergestellte Produkte übersteigen demnach in diesem Jahr die Biomasse des gesamten Planeten. Mit der Zunahme der menschlich erzeugten Masse geht nach den Befunden der Studie eine massive Reduktion der pflanzlichen Biomasse einher, die sich seit der ersten landwirtschaftlichen Revolution um die Hälfte reduzierte.“ Die katastrophalen Folgen sind bekannt. Nichts von dem, was konsumiert wird, ist Quelle echten Glücks. Studien zeigen, dass minimalistische Lebensweisen mit mehr Lebenssinn verbunden sind. Zitat aus meinem vorherigen Artikel „Politik und Materialismus in Beziehungenüber die Befunde einer Meta-Studie: „Die Autoren finden Belege für einen alle Kulturen, Geschlechter, Altersstufen und ökonomische Systeme umfassenden negativen Effekt materialistischer Bestrebungen auf das individuelle Wohlbefinden. Diese negativen Auswirkungen materialistischer Strebungen werden … dabei offenbar auch dadurch bedingt, dass materialistische Strebungen die Befriedigung der Bedürfnisse nach Autonomie, Kompetenz und zwischenmenschlicher Verbundenheit behindern und ….die Fähigkeit des Menschen beeinträchtigen, auf eine Weise zu leben, die ihn glücklich und gesund macht“. Es gibt einen einfachen Grundsatz, den wir uns zur Gewohnheit machen können: Stellen wir uns bei allem, was wir kaufen wollen, die Frage, ob dies für ein sinnerfülltes Leben notwendig ist? Werfen wir Ballast ab und entdecken dabei eine neue Freiheit. Weiteres können Sie in meinem vorherigen Artikel „Weniger ist mehr Sinn nachlesen.
  • Pflanzenbasiert leben: Stellen wir uns Mitgefühl und Barmherzigkeit vor. Bedeuten sie wirklich Schlachten und Töten? Erneut hilft uns eine einfache Frage an uns selbst: „Ist es barmherzig und mitfühlend, dieses Tier zu töten?“ Für mich war meine Entscheidung vor 36 Jahren, vegan zu leben, die beste Entscheidung meines Lebens. Wir können pflanzenbasiert leben. Wir können die Grausamkeitskonditionierung beenden, die damit verbunden ist, wenn mehr als sieben Milliarden Menschen auf dieser Welt sich mit Tierprodukten ernähren. Manche Buddhisten hier in Kambodscha, wo ich lebe, lösen das Problem übrigens dadurch, dass sie die Muslime das Schlachten übernehmen lassen. Jede Nacht, wenn ich auf den Straßen radele, sehe ich kleine, mit Fleisch beladene Autos, aus den Schlachthäusern kommen. Etwas vorher sah ich jeweils Wagen mit lebenden Kühen in die andere Richtung fahren. Diese Form der Problemlösung ist wiederum ritualisiert. Das Problem wird gelöst, indem alle so tun, als ob es gelöst sei, obgleich es bestehen bleibt. Das handhaben nicht nur Buddhisten hier in Kambodscha so, sondern die meisten von uns handeln nach diesem Prinzip. Wir lassen andere schlachten und suchen uns selbst gerne andere Berufe. Bei Gleichklang haben wir eine vegetarisch-vegane Option, die sich nicht nur an vegetarisch oder vegan lebende Mitglieder richtet, sondern an alle. Die Frage lautet nämlich nicht nur, ob wir bereits vegan oder vegetarisch leben, sondern auch, ob wir es uns in einer Beziehung womöglich wünschen oder vorstellen können, diesen Weg zu gehen. Aus unseren Umfragen wissen wir, dass dies im Verlauf unseres Bestehens seit 2006 für nicht wenige Mitglieder der Anlass war, es nicht bei einem Kreuzchen zu belassen, sondern tatsächlich in einer neuen Beziehung – oder bereits vorher – den Weg anzutreten.
  • Sinnerfüllte soziale Verbindungen: Liebesbeziehungen, Freundschaften, Projekte und Gemeinschaften. Radikale Ehrlichkeit an den Anfang stellen, ausloten, was gemeinsam möglich ist, anstatt sich zu bewerten und zu selektieren. Lebensziele zusammen entdecken und gemeinsam in diese Welt hineingehen. Das Entscheidende ist, Beziehungen als wechselseitige Selbsterweiterung zu verstehen. Am besten erweitern wir uns, wenn wir uns verstehen. Verstehen ist eine zentrale Komponente der Liebe. Wir verstehen uns nicht, indem wir unter dem Druck impliziter oder expliziter Drohungen kommunizieren, und auch nicht dadurch, dass wir uns vor allem präsentieren und damit gewissermaßen zu Werbetreibenden werden. Vielmehr geht es um eine Haltung der Wertschätzung, von der aus wir miteinander komplett offen und authentisch ausloten können, ob wir womöglich miteinander als Partner:innen oder Freund:innen glücklich werden können. Einer der Leitfäden hierfür ist wiederum, ob wir gemeinsame Lebensphilosophien entdecken können, auf deren Grundlage wir konsistent mit unseren Werten und Haltungen einen sinnerfüllten Alltag gestalten können. Vielleicht lesen Sie zur Vertiefung meinen vorherigen Artikel „Liebe verstehen und gestalten: Wege zu erfüllten Beziehungen„.

Resümee „Liebe jenseits des Rituals“

In einem pervertierten Ritual werden wir diese Tage erneut Zeugen eines ebenso pervertierten Begriffes der Liebe. Zelebrieren tun ihn diejenigen, die jeden Anschein von Liebe aus dieser Welt entfernen wollen.

Liebe in ihrer Essenz bedeutet Fürsorge und Schutz. Diese Liebe entsteht daraus, dass Menschen einander wechselseitig in ihre Selbstkonzepte aufnehmen und Fürsorge füreinander in das Zentrum ihrer Verbindung stellen.

Wir können die entleerten Rituale, die uns gerade umgeben, zum Anlass nehmen, uns für die echte Liebe zu öffnen, die in Liebesbeziehungen, Freundschaften und Gemeinschaften möglich wird:

▶ Zur Beziehungssuche bei Gleichklang

  • Wie sind Ihre Gedanken zu meiner alternativen Weihnachtsgeschichte? Ich freue mich, wenn Sie sie unten in die Kommentare schreiben!

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16 Kommentare

  • Monika Werdecker sagt:

    Menschen feiern halt Weihnachten, so gut wie sie es können. Ob ich diese Rituale leer finde oder voll, spielt überhaupt keine Rolle. Eine Be-Wertung der Rituale meiner Mitmenschen bin gut oder schlecht, steht mir nicht zu.
    Nichts ist schwieriger den inneren Frieden zu leben, wenn es in der Welt so viel zu kritisieren gibt. In dem anderen den Menschen zu sehen, der im Kerl die gleichen Bedürfnisse hat wie jeder andere Mensch und ich auch, ist meistens eine Herausforderung. In solch schwierigen polarisierten Zeiten aber ganz besonders.
    Friede findet in jedem einzelnen Moment statt oder eben auch nicht.
    In-Frieden-Sein ist immer jenseits jeder Polarität und Kritik. So berechtigt Kritik auch sein mag.
    Frieden kann man nur leben, nicht fordern.
    Daß Frieden einfach ist, hat niemand gesagt, aber er fängt immer im Ich an und kann von dort in die Welt strahlen.
    Rosenberg, der die gewaltfreie Kommunikation in die Welt gebracht hat, sagt immer wieder, sobald ich die Welt in Unterwerfung und Unterwerfen einteile, entmensche ich mich UND die anderen.
    Dem kann ich nichts hinzufügen.

  • Helga sagt:

    Der Artikel spricht von Menschen, die in einer privilegierten, vornehmlich weißen Welt, von allen Konsumartikeln umgeben die vornehmlich im globalen Süden für uns produziert werden, eine Welt wo (individuelle) Freiheit gepriesen wird und Überleben nur für eine Minderheit eine tägliche Aufgabe darstellt. Im Iran antwortete mir eine Frau, die eine Frauen-Umweltorganisaion mitgegründet hat: „Ich bin gläubig. Was glaubst du denn! In einer WElt in der Sanktionen das tägliche Überleben bedrohen… die in dreißig Jahren von der Klimakatastrophe zerstört sein kann … in der Menschen, die sich dagegen zur Wehr setzen, verfolgt werden … In so einer Welt muss man doch an einen Gott glauben. Wer sonst könnte uns noch beistehen?“ In Uganda, Brasilien, Thailand … erlebte ich an der Hand anderer Frauen oft Rituale in christlichen Kirchen, buddhistischen Tempeln … wo voller Inbrunst gesungen, getanzt und gebetet wurde. Ich selbst bin Atheistin und gehe heute, an Weihnachten in (Gottes?) wunderbare Natur hinaus.

  • Inga Keitsch sagt:

    Danke. es freut Mich, dass dieses so wichtige Thema der Tiertötung in diesem Artikel angesprochen wird

    es wird, bei zumindest, nur schlimmer mit der Verachtung der Massentiertötung & Weihnachten ist der Höhepunkt der Ablehnung dieser Idiotie

    das Fest der Liebe, für Mich ist hier tatsächlich der Punkt an dem Alles offen liegt, klar ist & die universelle Liebe sich versucht überall zu offenbaren, wenn man ihr nicht ständig die Tür vor der Nase zuschlägt

    ich versuche zu verstehen warum es so schwer scheint für Manche diesen Wahnsinn zu beenden, denn es sind auch richtig gute Exemplare dabei & es ist so unangenehm die eigene Familie abzulehnen. aber das tue ich, zumindest in dieser Hinsicht. ich kann das nicht mehr ausblenden

    da bin ich lieber allein als ein Teil davon zu sein, das ständig neue Horrorfilme dreht, nur um dann die Nachrichten zu hören und schwer empört zu sein über die Gewalt auf dieser Welt

  • Stefan Kranz sagt:

    Deine Beschreibung der (Weihnachts)Rituale und dessen Umkehrung teile ich zu 100%. Seit meinem 8. Lebensjahr ist mir bewusst, dass mit der Weihnachtsgeschichte irgendetwas nicht stimmen kann. Seitdem bestätigte sich diese Wahrnehmung Jahr für Jahr.
    Nur: . . . diese Umkehrung der Rituale in nahezu allen Religionen ist derart tief verwurzelt, dass wir wohl weitere 2000 Jahre und mehr bräuchten, um diese Menschen & lebebsverachtenden ,,Überzeugungsrituale“ wieder umzukehren oder auszumerzen ? !

    Andererseits braucht die Mehrheit der Menschen sowas ähnliches wie Zugehörigkeit, Glaube und Rituale um gestützt und mit Orientierung durchs Leben zu kommen.
    Für mich persönlich kann ich das größtenteils genüsslich umsetzen …, so ohne Weihnachts-Schnickschnak und vielen weiteren Massenritualisierungen. Sobald ich aber mit einem Menschen Kontakt aufnehme oder gar eine Verbindung eingehe, bin ich zu Kompromissen gezwungen und auch bereit dazu !!! Weil ich sonst wohl eher ein Erimitenleben führen sollte.

    Ich setze mich weiterhin damit auseinander und vielleicht . . . hat sich nach meiner 100sten Re-inkarnation ja doch etwas verändert. < : )

  • Nuri sagt:

    Dieser Artikel resoniert in tiefster Tiefe mit mir und zeigt mir, dass ich mit meinen Gefühlen, meiner Wahrnehmung, meinen Sehnsüchte und Wünschen nicht alleine bin. Ein wahres Weihnachtsgeschenk, das mein Herz erfüllt. Danke!

  • je. sagt:

    Hallo, ich finde Deine Gedanken sehr ansprechend! ich habe dieses Jahr sehr große Probleme mit den Wheinachtsritualen und dem ewigen „Frohe Wheinachten“ Gedudel sowie die Materialschlacht, Fokus auf Fleischgerichte und sowiso ausgeprägte Fokussierung auf viel Essen und Trinken vor dem Hintergrund des enormen Leids bei uns im die Ecke aber auch in der Welt.
    Ich hatte auch das Gefühl von Verlogenheit und Nicht – Echt, habe aber eher an mir gezweifelt. Bist Du zu ernst? Warum kannst Du dich damit nicht verbinden? es ist doch nett gemeint , oder?
    Ich habe schöne Wheinachten dann erlebt, wenn ich im Süden gewesen bin, mit etwas Abstand und in persönlichen Beziehungen, die ich als echt empfunden habe. Ich bekomme halt nicht immer urlaub zwischen den Jahren …uff

  • Sehr geehrter Herr Gebauer,

    vielen herzlichen Dank für Ihre wichtige Sicht.

    Doch für mein Fleisch würde ich töten — soviel zu meiner Empathie-Fähigkeit.

    Fleisch sollte etwas besonderes sein und sein Genuss in Maßen gehalten werden — es ist kostbar und wie indigene Völker es handhaben hat man sich dann bei den Göttern zu bedanken und um Verzeihung zu bitten für seine Maßlosigkeit und Grausamkeit.

    Für mich ist der körperliche Akt der Liebe etwas Transzendentes — und Befriedigung fand ich nicht bei Freudenmädchen (auch wenn ich jede schätzte und liebte, viel waren es nicht).

    Doch werde ich jemals eine Partnerin finden?

    Das liegt zum großen Teil in der Hand einer höheren Macht — ich kann nur den Boden, der ich bin, bereiten um dann den Samen zur Blüte zu gießen.

    Da sehen Sie, was mein „Problem“ ist — fruchtbarer Boden ist weiblich, Samen ist männlich.

    Ich will alles — doch ob ich alles bekomme, ist eher ein Ding der Unwahrscheinlichkeit.

    Im Poker des Lebens bin ich längst All-In — und die letzte Karte wird mit meinem Tod aufgedeckt.

    Ich kümmere mich jetzt um meine Lieben, Familie und Freunde — und zähle Sie als Mentor, Herr Gebauer.

    Herzlichen Dank für Ihre Zeit und Gleichklang wie auch für Ihr Buch.

  • Eva Maria Scheunert sagt:

    Jesus Geburt fand in Nazareth statt, nicht in Ägypten.
    Es gab schon mal einen Versuch die Bibel zu entjuden – nämlich in der Nazizeit.
    Dort wurde eine Pseudobibel publiziert in der alle jūdischen Bezüge Jesu weggelassen wurden und er als Kämpfer gegen das Judentum dargestellt wurde. Sie wurde an Soldaten verschickt, um ihnen das Morden leichter zu machen.
    Wir hören heute, Jesus sei Palästinenser gewesen, was historisch völliger Quatsch ist. Er wurde als Jude im Königreich Juda geboren, beschnitten und predigte in Synagogen.
    Und die Kirche ist sehr still in Bezug zum sich ausbreitenden Antisemitismus.
    Wieder!
    Das ist das, was mich (nicht nur) zu Weihnachten aufregt.
    Die Juden, die in Australien erschossen wurden, wurden vorher nicht gefragt, was sie von ihrer Regierung halten, von Gvir und Smotrich, vom Gaza Krieg. Sie wurden als kollektive Einheit gesehen, die man töten muss.
    Viele gehen nicht so weit, aber es gibt Resontisements in Sport, in Wissenschaft, Kultur, Kunst, die in die gleiche Richtung gehen.
    Das sollte ein Thema für die Kirchen sein, gerade in Deutschland, wo wir das alles doch bereits erlebt haben. Mir fehlt die Solidarität für eine kleine Gruppe von Menschen (0,02% der Weltbevölkerung). Es geht mir nicht um eine Beurteilung, wie man im Gazakrieg vorgeht, denn ich bin zum Glück keine Militärexpertin, aber ich bin gegen eine kollektive Ausgrenzung.
    Das fällt mir zur Weihnachtsgeschichte ein.

    Nein, wir wollen keine Einwanderung mehr, zumindest nicht, wenn unsere freie und offene Kultur mit Füßen getreten wird und Gewalt in unseren Straßen herrscht.
    Meine Toleranz endet dort, wo Werte wie Gleichwertigkeit von Frau und Mann, sexuelle Selbstbestimmung, Rassismus, auch Antisemitismus – eine spezielle Form von Rassismus, beginnen.
    Das will ich nicht in meinem Land, und das gilt nicht nur für Einwanderer, sondern für alle.

    Ich halte Rituale für wichtig für den Zusammenhalt einer Gemeinschaft.
    Es ist individuell ob man sie als Tradition ausführt oder mit Spiritualität ausfüllt, das ist jedem selbst überlassen.

    Wenn ich mir die Länder, die einst eine Wiege der Christenheit waren, heute ansehe, Syrien, ein Teil der Türkei, Irak, dann denke ich, christlich geprägte Gesellschaften sind keinesfalls schlecht.
    Und wir können unsere Kultur – bei allen Schwächen – gerade an Weihnachten als etwas gutes und wertvolles betrachten.

    • Guido F. Gebauer sagt:

      Nirgendwo steht in dem Artikel, dass Jesus in Ägypten geboren wurde. Auch sonst erkenne ich ehrlich gesagt nicht den Bezug Deines Beitrages zu meinem Artikel. Leider vielleicht doch, denn mit diesem Satz „Nein, wir wollen keine Einwanderung mehr, zumindest nicht, wenn unsere freie und offene Kultur mit Füßen getreten wird und Gewalt in unseren Straßen herrscht“ lässt Du Dich leider genau in die Richtung fallen, die Du eigentlich nicht willst: „Meine Toleranz endet dort, wo Werte wie Gleichwertigkeit von Frau und Mann, sexuelle Selbstbestimmung, Rassismus, auch Antisemitismus – eine spezielle Form von Rassismus beginnen.“ Auch eich mich, wer das „Wir“ ist.

  • Kilian sagt:

    Ein schöner Artikel, Danke!

  • Ein ziemlich guter Artikel finde ich.
    Danke dafür. Es gibt nur einen kleinen aber wichtigen Schreibfehler: …
    dadurch, dass sie die Muslime schlachten lassen …
    Natürlich gehört da ein wie hin oder 😉 ?
    Aber ich mochte diese Betrachtungen zu leeren Ritualen oder der Verdeckung von Inhaltsleere sehr und kann da viel damit anfangen.

  • Em Ha sagt:

    Lieber Guido, ich möchte Ihnen an dieser Stelle (wiederholt, sie treffen den Kern der Dinge meines Erachtens regelmäßig mit erstaunlicher Präzision) von Herzen – und, nein, das ist an dieser Stelle keine Floskel – dafür danken, dass Sie ihre Wortgewandtheit dafür einsetzen, sich mit Themen von heutzutage größter Relevanz fundiert auseinanderzusetzen, und sie anderen näherzubringen. Es wird heute nicht das erste, und sicherlich auch nicht das letzte Mal sein, dass ich ihren Blog an andere weiterleiten werde. Ich wünsche Ihnen und Ihrem Partner eine gute Zeit und einen schönen Wechsel ins neue Jahr.

  • Kritiker sagt:

    Leider sind Ihre religiös-politischen Artikel undifferenziert-einseitig, da Sie die einzige bis heute gewalttätige, religiös begründete Religion NIE auch nur mit einem einzigen Wort in einem Artikel kritisieren und deshalb nicht ernstzunehmen sind.

    Fragen Sie lieber, weshalb die reichen Hightechländer des Islams ihre Glaubensflüchtlinge NICHT aufnehmen, anstatt Buddhisten und Christen permanent anzufeinden.

    Erörtern Sie die Lebensumstände von Frauen und Mädchen, Schwulen, Lesben, Trans in Afghanistan und anderen islamischen Ländern.

    Und dann betrachten Sie das Verhalten diesbezüglich in den bösen christlichen und buddhistischen Ländern nochmal.

    PS:

    Sie können gern eine Stelle im Buddhismus und Christentum zitieren, die der 96 Jungfrauen-Belohnung für Mord im Islam entspricht.

  • Silke sagt:

    Lieber Guido Gebauer, dieser klare Blick auf unser ritualisiertes, vielfach nur noch auf Kommerz ausgerichtetes Weihnachten lässt es mir tatsächlich warm ums Herz werden, weil ich mich mit meiner kritischen Sichtweise nicht mehr so alleine fühle. Jedes Jahr wieder finde ich es schmerzlich absurd, dass wir dem Leiden eines einzigen Menschen so sehr huldigen – als wäre das der Ablassbrief dafür, dass wir das schreckliche Leiden von Abermillionen Menschen in der Welt an Hunger, Kriegen, Folter usw. vergessen und uns trotz dieses millionenfachen Leids gut fühlen dürfen.
    Und Tierschutz spielte und spielt im Christentum leider keine Rolle, was ich zutiefst bedauere.
    Das Christentum hat einen enormen Wert und ich bin bestimmt keine Atheistin. Aber die Art und Weise, wie die meisten Menschen Weihnachten feiern, hat mit wirklicher Liebe und Verbundenheit mit allen fühlenden Wesen leider nichts zu tun.

  • Thomas sagt:

    In Ihrem Artikel steht tatsächlich nicht das Jesus in Ägypten geboren sei, aber von dort nach Bethlehem kam (@Eva Maria, seine Eltern kamen aus Nazareth, auch da wurde er nicht geboren) handelt es sich wohl um einen alternativen Fakt?

    Christen glauben er sei in Bethlehem, als Jude und Nachkomme Davids, geboren worden und dann geflüchtet aus Furcht vor der Verfolgung durch Herodes.
    Vielleicht sollte mensch dabei nicht vergessen, das Isa ibn Maryam auch ein bedeutender Prophet im Islam ist.

    Unsere Toleranz sollte bei allen Intoleranten enden.

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