Ambivalenz in romantischen Beziehungen: Eine Analyse dreier Forschungsartikel
Vorbemerkung
Die folgende Darstellung fasst drei Studien desselben Forschungsteams (Zoppolat et al., 2022, 2024) zusammen. Diese Arbeiten untersuchten systematisch die Rolle von Ambivalenz – das gleichzeitige Erleben positiver und negativer Gefühle – in romantischen Beziehungen. Die Studien beleuchten unterschiedliche Aspekte von Ambivalenz, ihre Ursachen, ihre Auswirkungen auf das persönliche und beziehungsbezogene Wohlbefinden sowie die langfristigen Konsequenzen für Partnerschaften.
Einleitung: Von der Ambivalenz zur Beziehungszufriedenheit
Auf Grundlage der vorgestellten Studienergebnisse gelange ich zu einer zusammenfassenden Einordnung, wie Ambivalenz unsere Beziehungen beeinflusst und welche Strategien wir nutzen können, um Ambivalenz zu klären und eine hohe Beziehungszufriedenheit zu erreichen.
Im abschließenden Abschnitt schlage ich sodann den Bogen zur Ambivalenz während der Partnersuche:
- Denn Ambivalenz beginnt nicht erst in einer bestehenden Beziehung, sondern begleitet und prägt den Prozess der Partnersuche von Anfang an.
Ohne ein Bewusstsein für diese Dynamik besteht die Gefahr, in eine destruktive Spirale von Ambivalenzen zu geraten, die den Weg zur erfolgreichen Partnerfindung versperrt. Doch diese Hürden lassen sich erkennen und durch Reflexion sowie gezielte Strategien überwinden.
Falls Sie die ausführlichen Studienbefunde überspringen möchten, können Sie hier direkt zu meinen integrativen Ausführungen über die Rolle der Ambivalenz in Beziehungen oder über die Rolle der Ambivalenz bei der Partnersuche springen. Dort finden Sie für Ihr eigenes Erleben geeignete Perspektiven, die Ihnen helfen können, Ambivalenzen zu erkennen und ihnen konstruktiv zu begegnen, um Ihre Beziehungsziele zu erreichen.
Studie 1: It’s Complicated – The Good and Bad of Ambivalence in Romantic Relationships (2024)
Diese Studie untersuchte die Auswirkungen von Ambivalenz in romantischen Beziehungen in drei verschiedenen Kontexten: stressreiche Phasen, ungelöste Konflikte und neutrale Alltagssituationen. Ziel war es, die positiven und negativen Aspekte von Ambivalenz in diesen Situationen zu verstehen.
Die Studie basiert auf der Annahme, dass Ambivalenz kontextabhängig ist. Während sie in stabilen Phasen Reflexion und Beziehungswachstum fördern kann, verstärkt sie in stressreichen oder konfliktbeladenen Situationen Unsicherheit und Konflikte.
Methoden und Stichprobe
- Stichprobe: Mehrere Hundert Personen in langfristigen romantischen Beziehungen nahmen teil.
- Design:
- Tagebuchstudien: Die Teilnehmer:innen dokumentierten über zwei Wochen hinweg täglich ihre Gefühle, Konflikte und Beziehungsdynamik.
- Fragebögen: Erfassten Ambivalenz, Beziehungszufriedenheit, Konflikthäufigkeit und persönliches Wohlbefinden.
- Interviews: Vertiefende qualitative Erhebungen lieferten detaillierte Einblicke in die subjektiven Erfahrungen mit Ambivalenz in verschiedenen Kontexten.
Definitionen und Messmethoden
- Subjektive Ambivalenz: Gemessen durch direkte Selbstauskünfte, z. B.: „Fühlen Sie sich hin- und hergerissen in Bezug auf Ihren Partner?“ Die Bewertung erfolgte auf einer numerischen Skala.
- Stressreiche Situationen: Ambivalenz verstärkte Unsicherheiten und Konflikte, was die Beziehungsqualität negativ beeinflusste.
- Ungelöste Konflikte: Ambivalenz führte zu größerer emotionaler Distanz und erschwerter Kommunikation.
- Alltagssituationen: In stabilen Phasen regte Ambivalenz Reflexion an und förderte gelegentlich positive Veränderungen.
- Unterschiede zwischen Wohlbefindensdimensionen: Ambivalenz wirkte sich stärker auf das beziehungsbezogene Wohlbefinden (z. B. Beziehungszufriedenheit) aus als auf das persönliche Wohlbefinden (z. B. Stressereleben).
Bedeutung
Die Ergebnisse zeigen, dass Ambivalenz in konfliktreichen Situationen eher schädlich, in stabilen Phasen jedoch förderlich sein kann, indem sie Reflexion und Beziehungswachstum anregt. Während Stressphasen sind wir offenbar weniger in der Lage, die konstruktiven Aspekte von Ambivalenz fruchtbar zu machen.
Neben effektiver Stressbewältigung hängt es auch von unseren spezifischen Strategien zum Umgang mit Ambivalenz ab, welche Auswirkungen Ambivalenz auf unsere Beziehungen hat. Hierauf gehe ich in den beiden abschließenden Abschnitten ein.
Studie 2: A Systematic Study of Ambivalence and Well-Being in Romantic Relationships (2024)
Diese Studie analysierte die Effekte von subjektiver und objektiver Ambivalenz auf das persönliche und relationale Wohlbefinden.
Subjektive Ambivalenz (bewusstes Erleben innerer Konflikte) und objektive Ambivalenz (gleichzeitige Präsenz starker positiver und negativer Gefühle) wurden als unterschiedliche, aber miteinander verbundene Konstrukte betrachtet. Ziel war es, die spezifischen Effekte beider Formen zu differenzieren. Subjektive Ambivalenz ist dabei schlichtweg die direkte Wahrnehmung ambivalenter Gefühle. Objektive Ambivalenz nennen wir es, wenn wir Personen nach ihren positiven und nach ihren negativen Gefühlen fragen und sodann feststellen, dass sowohl positive als auch negative Gefühle vorhanden sind.
Beide Ambivalenz-Formen sind ähnlich, aber nicht identisch. Die subjektive Ambivalenz ist die direkt erlebte und insofern verbalisierbare Ambivalenz als ein Gesamtempfinden. .
- Stichprobe: 1.134 Personen in exklusiven romantischen Beziehungen.
- Design:
- Tagebuchstudien: Über 8–14 Tage berichteten die Teilnehmer:innen täglich über ihre Gefühle und Beziehungserfahrungen.
- Langzeit-Follow-ups: Veränderungen in Wohlbefinden und in der Beziehungsqualität wurden über ein Jahr hinweg untersucht.
- Messmethoden:
- Objektive Ambivalenz:
- Erfasst durch Bewertungen der Intensität positiver und negativer Gefühle auf einer Skala. Hohe Ambivalenz lag vor, wenn beide Gefühlsarten stark ausgeprägt und ähnlich intensiv waren.
- Beispiel: Ein:e Teilnehmer:in bewertet die positiven Gefühle gegenüber dem Partner mit 7/10 und die negativen Gefühle mit 6/10. Die hohe Gleichwertigkeit der Intensität signalisiert Ambivalenz.
- Subjektive Ambivalenz:
- Direkt erfasst durch Fragen nach gemischten Gefühlen, z. B.: „Fühlen Sie sich hin- und hergerissen in Bezug auf Ihren Partner?“
- Objektive Ambivalenz:
Zentrale Ergebnisse
- Subjektive Ambivalenz:
- Hatte die stärksten negativen Auswirkungen auf die Beziehungsqualität. Teilnehmer:innen berichteten von mehr Konflikten, Unsicherheiten und Trennungsgedanken.
- Objektive Ambivalenz:
- Beeinträchtigte sowohl das persönliche als auch das beziehungsbezogene Wohlbefinden, war jedoch weniger stark in seinen Auswirkungen als subjektive Ambivalenz.
- Unterschiede zwischen Wohlbefindens-Dimensionen:
- Persönliches Wohlbefinden (z. B. Stress, Lebenszufriedenheit) wurde durch beide Formen ähnlich stark beeinflusst.
- Beziehungsbezogenes Wohlbefinden (z. B. Beziehungszufriedenheit, Konflikthäufigkeit) war besonders stark von subjektiver Ambivalenz betroffen, wurde aber auch durch objektive Ambivalenz beeinflusst.
Bedeutung
Die Studie zeigt, dass subjektive Ambivalenz durch das bewusste Erleben innerer Konflikte belastender ist als objektive Ambivalenz. Letztere beeinflusst jedoch ebenfalls beide Wohlbefindens-Dimensionen.
Studie 3: Mixed and Conflicted – The Role of Ambivalence in Romantic Relationships in Light of Attractive Alternatives (2022)
Diese Studie untersuchte, wie die Anziehung durch eine attraktive Alternative zu vorhandenen Partner:innen Ambivalenz auslöst und welche Konsequenzen dies für Wohlbefinden und Beziehungsqualität hat.
Die Studie ging von der Annahme aus, dass das Verlangen nach Alternativen Beziehungen belastet, indem es Ambivalenz verstärkt. Ziel war es, die Mechanismen und Auswirkungen dieses Phänomens zu verstehen.
Methoden und Stichprobe
- Stichprobe: 1.178 Personen in monogamen Beziehungen.
- Design:
- Studie 1 (Experiment): Teilnehmer:innen reflektierten über eine attraktive Alternative oder eine platonische Freundschaft und bewerteten ihre Ambivalenz.
- Studie 2 (Tagebuchstudie): Über 14 Tage berichteten die Teilnehmer:innen täglich über Verlangen, Ambivalenz und Beziehungszufriedenheit.
- Studie 3 (Langzeitstudie): Langfristige Effekte auf Beziehungszufriedenheit und Trennungsgedanken wurden über ein Jahr untersucht.
- Messmethoden:
- Ambivalenz: Erfasst durch Fragen zu gemischten Gefühlen.
- Wohlbefinden: Stress, Lebenszufriedenheit, Beziehungszufriedenheit.
Zentrale Ergebnisse
- Verlangen nach Alternativen:
- Führte zu verstärkter subjektiver Ambivalenz und mehr Konflikten.
- Langfristig erhöhte sich das Risiko für Trennungsgedanken.
- Wohlbefindensunterschiede:
- Persönliches Wohlbefinden wurde moderat beeinträchtigt.
- Relationales Wohlbefinden war deutlich stärker betroffen.
- Langfristige Effekte:
- Ambivalenz führte zu geringerer Beziehungszufriedenheit und langfristigen Konflikten.
Bedeutung
Das Verlangen nach einer Alternative verstärkt Ambivalenz und bedroht die Stabilität von Beziehungen. Subjektive Ambivalenz zeigte sich erneut als besonders schädlich.
Gesamtausblick
Die drei Studien verdeutlichen die komplexen Auswirkungen von Ambivalenz in romantischen Beziehungen:
- Subjektive Ambivalenz: Das bewusste Erleben innerer Konflikte wirkt sich besonders negativ auf die Beziehungsqualität aus.
- Objektive Ambivalenz: Beeinflusst sowohl das persönliche als auch das relationale Wohlbefinden, jedoch weniger intensiv als subjektive Ambivalenz.
- Verlangen nach Alternativen: Verstärkt Ambivalenz und erhöht langfristig das Risiko für Trennungen.
Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, Ambivalenz offen zu thematisieren und gezielte Strategien zur Bewältigung innerer Konflikte zu entwickeln.
Gedanken zur Bedeutung von Ambivalenz in Beziehungen
Ambivalenz als zentrales Element in Beziehungen
Ambivalenz spielt eine zentrale Rolle in romantischen Beziehungen. Sie ist sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance. Die Bewertung von Ambivalenz ist dabei selbst ambivalent: Einerseits wirkt sie belastend auf das Wohlbefinden und die Beziehungszufriedenheit, andererseits birgt sie das Potenzial, Wachstum und Veränderung zu fördern.
Negative Auswirkungen: Die innere Spannung von Ambivalenz
Das gleichzeitige Erleben positiver und negativer Gefühle führt zu innerer Anspannung. Negative Gefühle können Zweifel an den positiven Emotionen auslösen oder diese überschatten. In der Lerntheorie ist dies als Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt bekannt. Dabei ziehen positive Aspekte uns an, während negative Aspekte uns abstoßen. Diese Dynamik kann dazu führen, dass wir uns in unserem Handeln blockiert fühlen – ein Zustand, der als hochgradig belastend und aversiv erlebt wird.
Positive Potenziale: Ambivalenz als Motor für Lösungen
Trotz ihrer Belastung kann Ambivalenz auch positive Auswirkungen haben. Sie macht uns Probleme bewusst und eröffnet die Möglichkeit, über Lösungen nachzudenken. Beispiele dafür sind:
- Klärung durch Gespräche: Ambivalenzen können durch Kommunikation gelöst werden.
- Verständnis und Akzeptanz: Das Verstehen der Gefühle der eigenen Person und der Partner:innen kann die Intensität negativer Emotionen reduzieren.
- Innovation in der Beziehung: Neue, spannende Aktivitäten oder Perspektiven können die positiven Gefühle stärken und die Gewichtung der negativen Emotionen mindern.
Die Rolle von Stress und Entspannung bei der Ambivalenzbewältigung
Die Fähigkeit, Ambivalenzen positiv zu klären, hängt stark von äußeren Umständen ab. Stress, der unsere mentale Kapazität belastet, kann uns daran hindern, uns ausreichend mit der Klärung von Ambivalenzen zu beschäftigen. Ohne diese Klärung verstärken sich langfristig die negativen Auswirkungen der Ambivalenz. Stressbewältigung und Entspannung sind daher indirekt wichtige Mittel zur Förderung der Beziehungszufriedenheit, da sie den Blick für Lösungen öffnen und die Konfliktfähigkeit erhöhen.
Die Gefahr der Vermeidung: Blockade und Unzufriedenheit
Viele Menschen vermeiden es, sich mit Ambivalenzen auseinanderzusetzen, da diese zunächst belastend wirken. Doch die Vermeidung führt zu einem Verharren in Unzufriedenheit und zu einer zunehmenden Verhaltensblockade. Diese Dynamik kann langfristig das Scheitern von Beziehungen begünstigen.
Ambivalenz klären, nicht verdrängen
Die konstruktive Auseinandersetzung mit Ambivalenz ist essenziell für das Wohlbefinden und die Zufriedenheit in Beziehungen. Sie erfordert jedoch Kapazität und Bereitschaft, sich mit widersprüchlichen Gefühlen auseinanderzusetzen. Strategien wie offene Kommunikation, Stressbewältigung und das Einbringen neuer Impulse können helfen, Ambivalenz als Chance für Wachstum und Veränderung zu nutzen, anstatt sie als rein belastend zu erleben.
Rolle der Ambivalenz bei der Partnersuche
Ambivalenz spielt nicht erst in Beziehungen eine Rolle, sondern bereits während der Partnersuche. Dieser Prozess kann als anstrengend, belastend und langwierig empfunden werden. Ablehnungen schmerzen und aktivieren unseren Vermeidungsmodus, der uns dazu verleiten kann, den Prozess ganz abzubrechen. Andererseits erhöht die aktive Partnersuche die Chance, einen passenden Partner zu finden, und kann langfristig – insbesondere bei einer glücklichen Beziehung – das Lebensglück nachhaltig steigern.
Zielklarheit und Gelassenheit: Den negativen Aspekten begegnen
Für eine erfolgreiche Partnersuche ist es entscheidend, sich das Ziel einer erfüllten Partnerschaft klarzumachen und die negativen Aspekte wie Ablehnung bewusst in Kauf zu nehmen. Gelassenheit und die Fähigkeit, mit diesen Herausforderungen umzugehen, können helfen, den Prozess konstruktiv zu gestalten. Fertigkeiten zur Stressbewältigung und Resilienz spielen hierbei eine zentrale Rolle.
Ambivalenz durch die Suche nach Alternativen
Wie bereits in den Studien gezeigt, erhöht das Streben nach attraktiven Alternativen die Ambivalenz und senkt die Beziehungszufriedenheit. Diese Dynamik, die in bestehenden Beziehungen eine Rolle spielt, ist auch im Dating-Prozess präsent. Plattformen, die dazu einladen, ständig neue Profile zu betrachten und viele Chats zu führen, fördern einen sogenannten Spielmodus. In diesem Modus fällt es den Nutzer:innen schwer, sich für eine Person zu entscheiden, da die ständige Verfügbarkeit von Alternativen die Zufriedenheit mit allen bisherigen Optionen mindert. Dies kann dazu führen, dass Menschen jahrelang „spielen“ und den Fokus auf eine ernsthafte Partnersuche verlieren.
Der Spielmodus als Hindernis: Fokus und Ernsthaftigkeit stärken
Um diesen Spielmodus zu durchbrechen, ist es wichtig, Plattformen zu meiden, die Unterhaltung und kurzfristige Bestätigung in den Vordergrund stellen. Stattdessen sollte der Fokus darauf liegen, jeden einzelnen Kontakt ernsthaft auszuloten, um eine mögliche Beziehung aufzubauen. Plattformen, die auf ernsthaften Austausch setzen, fördern diese Herangehensweise.
Risiko des Spielmodus: Nicht nur die anderen sind betroffen
Eine weitere Gefahr von spielorientierten Plattformen wie Tinder liegt in den Nutzer:innen selbst:
- Studien zeigen, dass 60 % der Tinder-Nutzer:innen verheiratet oder in festen Partnerschaften sind.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Person, die man dort kennenlernt, im Spielmodus verbleibt – und möglicherweise auch während ihrer Beziehung wieder in diesen zurückfällt – ist hoch. Dieses Risiko betrifft jedoch nicht nur die anderen, sondern auch die eigene Haltung: Ambivalenz entsteht durch den Wunsch nach Unterhaltung, Spaß und Selbstbestätigung, der im Gegensatz zur Notwendigkeit steht, sich auf eine Beziehung einzulassen und an ihr zu arbeiten.
Ambivalenz durch äußere Merkmale: Der Einfluss des Halo-Effekts
Ein weiterer Aspekt der Ambivalenz im Dating-Prozess ist die Fixierung auf äußere Merkmale wie körperliche Attraktivität. Menschen neigen dazu, von solchen Merkmalen auf andere Eigenschaften zu schließen, wie Ehrlichkeit oder Intelligenz – ein Phänomen, das als Halo-Effekt bekannt ist. Diese Annahmen können dazu führen, dass der Fokus stark von Attraktivitätsmerkmalen bestimmt wird, obwohl mit dieser Person möglicherweise keine erfüllte Beziehung möglich ist. Gleichzeitig werden andere potenzielle Partner:innen, die ein höheres langfristiges Glück ermöglichen könnten, übersehen.
Ambivalenz beim Dating bewusst machen
Wie in Beziehungen ist es auch beim Dating entscheidend, sich der eigenen Ambivalenzen bewusst zu werden. Nur so ist es möglich, Prioritäten richtig zu setzen und eine Partnersuche auszurichten, die nicht auf kurzfristiger Unterhaltung, sondern auf langfristiger Erfüllung basiert. Eine bewusste Reflexion der eigenen Ziele und Bedürfnisse sowie ein Ausgleich der Ambivalenzen können den Weg zu einer erfolgreichen Partnerfindung ebnen.
Gleichklang als ernsthafter Ansatz zur Partnerfindung
Die Psychologie als Grundlage des Erfolgs
Bei Gleichklang steht die Psychologie im Zentrum aller Tätigkeiten, mit dem Ziel, unseren Mitgliedern die besten Chancen zu ermöglichen, eine Beziehung zu finden, in der sie glücklich werden können. Diese konsequente Ausrichtung auf ernsthafte Partnerfindung macht Gleichklang nach 17 Jahren täglicher Auseinandersetzung mit Dating-Plattformen einzigartig im Online-Dating-Bereich.
Das Problem: Spielsysteme und die „Skinner-Box“-Dynamik
Die meisten Dating-Plattformen orientieren sich am Modell der Skinner-Box, wie es der Tinder-Gründer selbst explizit beschrieb. Dieses Modell basiert darauf, dass Nutzer:innen kleine, kurzfristige Belohnungen erhalten – etwa durch Matches oder neue Profile – und so motiviert werden, konstant Zeit auf der Plattform zu verbringen. Ähnlich wie eine Taube in der Versuchsanordnung von B.F. Skinner picken die Nutzer:innen immer wieder, auch wenn ihre Aktivität längst nichts mehr mit ihrem ursprünglichen Ziel, eine Beziehung zu finden, zu tun hat.
Solche Plattformen fördern einen Spielmodus, in dem Menschen Profile durchstöbern, Matches sammeln und häufige, oberflächliche Kontakte suchen. Dabei entsteht selten eine Beziehung. Die eigentliche Kontrolle liegt bei der Plattform, die den Fokus der Nutzer:innen von der Partnersuche auf Unterhaltung und kurzfristige Bestätigung verschiebt.
Der Spielmodus als Gift für die Partnerfindung
Das Hauptproblem dieser spielorientierten Plattformen ist die Förderung von Kurzweiligkeit, Unterhaltung und hochfrequentem Kontaktieren. Dies führt zu mehreren negativen Effekten:
- Der Fokus auf ernsthafte Partnersuche geht verloren.
- Ständige Alternativen führen zu Unzufriedenheit mit bisherigen Kontakten.
- Es entsteht eine permanente Ambivalenz, die eine Bindung erschwert oder unmöglich macht.
Dieser Zustand verhindert, dass Menschen ihr Ziel – eine erfüllte Beziehung – erreichen können. Sie verfangen sich in einem System, das sie bindungsunfähig macht.
Gleichklang als Alternativprojekt
Seit 2006 bietet Gleichklang eine Alternative, die sich bewusst vom Spielmodus abgrenzt. Unser Ansatz eliminiert jeden Unterhaltungscharakter und konzentriert sich darauf, ausschließlich ernsthaft an einer Beziehung interessierte Menschen miteinander in Kontakt zu bringen. Dies geschieht auf der Grundlage einer sorgfältigen Passung von grundlegenden Wertvorstellungen.
Unsere Mitglieder werden ermutigt, sich auf diesen Prozess einzulassen und die unvermeidlichen Gefühle von Langeweile oder Ungeduld während der Partnersuche auszuhalten. Diese Herangehensweise führt langfristig zu weitaus höheren Erfolgschancen, eine tragfähige und glückliche Beziehung zu finden.
Erkenntnisse aus der Arbeit mit Klient:innen
In meiner Video-Arbeit mit Klient:innen zeigt sich immer wieder, wie wichtig es ist, sich der Dynamik spielorientierter Plattformen bewusst zu werden. Ein Beispiel ist eine Klientin, die sieben Jahre lang dachte, sie sei erfolglos auf Partnersuche gewesen und darüber sehr verzweifelt war. Tatsächlich hatte sie jedoch den Großteil dieser Zeit mit einem sinnlosen Online-Spielsystem verbracht, das ihr lediglich den Eindruck vermittelte, aktiv nach einer Beziehung zu suchen. Die Erkenntnis, dass sie in Wirklichkeit nur ihre Zeit vergeudete, war letztlich eine Erleichterung und scheint, aktuell ihre Motivation zu fördern, vom Spiel in die Wirklichkeit zu gelangen.
Ambivalenzen können nicht vollständig abgeschafft werden
Bei Gleichklang ist es uns bewusst, dass Ambivalenzen nicht vollständig aufgelöst werden können – weder in der Partnersuche noch in der Beziehungsgestaltung. Jedoch informieren wir unsere Mitglieder umfassend über die Rolle von Ambivalenz in diesen Prozessen. Dadurch ermöglichen wir es ihnen, reflektiert mit ihren eigenen Wünschen, Bedürfnissen, Befürchtungen, Sehnsüchten und Ambivalenzen umzugehen, sodass Handlungsblockaden aufgelöst und Beziehungsprozesse ermöglicht werden.
Reduktion destruktiver Ambivalenz
Ein zentraler Aspekt unseres Ansatzes ist dabei die Reduktion destruktiver Ambivalenz, die häufig durch spielerische Partnervermittlungssysteme entsteht. Plattformen, die den Fokus auf Unterhaltung und kurzfristige Belohnung legen, schaffen ähnliche Mechanismen wie Glücksspiele oder Online-Kasinos. Diese Dynamik kann – wie ich oben ausführlich darstellte – dazu führen, dass Nutzer:innen ihre eigentlichen Ziele aus den Augen verlieren und letztlich in einer endlosen Schleife aus Unzufriedenheit und Bindungsunfähigkeit verharren.
Durch eine klar strukturierte und zielorientierte Vorgehensweise versuchen wir, diese destruktiven Muster aufzubrechen. Wir schaffen einen Raum, in dem sich unsere Mitglieder auf das Wesentliche konzentrieren können: eine ernsthafte und authentische Partnerfindung.
Positive Rückmeldungen: Beziehungen, die Bestand haben
Die Rückmeldungen unserer Mitglieder, die bei uns tragfähige und glückliche Beziehungen gefunden haben, bestärken uns, unseren Ansatz fortzusetzen und auszubauen. Auch wenn wir in einer Welt der kurzfristigen Belohnungen und Profitmaximierung nur eine Nischenplattform sein können, erreichen wir dennoch Menschen, die so den Weg zum Ziel finden. Ein besonders repräsentatives Beispiel las ich neulich auf einer Bewertungsplattform:
„Gleichklang ist eine ehrliche Plattform und legt Wert darauf, dass die Mitglieder sich so präsentieren, wie sie sind. Die Partnerfindung beruht nicht auf oberflächlicher Präsentation, sondern auf echtem Aufeinander zugehen. Dazu trägt das Vorgehen bei, dass nur ausgesuchte Vorschläge seitens Gleichklang erfolgen und kein unendliches Angebot von möglichen Partnern erscheint, wie bei anderen Börsen. Der Jahrespreis ist erschwinglich, auch das ist im Vergleich zu anderen Plattformen erwähnenswert: man/frau wird nicht über den Tisch gezogen. Der Findungsprozess kann länger dauern, ja, aber ich hatte nur interessante Begegnungen in den 4 Jahren. Aus der letzten Begegnung ist eine wunderbare Beziehung geworden!“
Fazit
In einer Welt voller oberflächlicher Spielsysteme bieten wir eine Plattform, die Langfristigkeit, Ernsthaftigkeit und Passung in den Vordergrund stellt. Dieser Ansatz erfordert Geduld und Zielklarheit, führt jedoch zu stabilen und erfüllenden Partnerschaften. Wir freuen uns, wenn Sie diesen Weg mit uns gehen möchten:
Weitere Links:
“Spielmodus, Halo-Effekt und Skinner-Box”
Fragt sich natürlich wie weit und tief sich das Ganze bereits in die Gesellschaft reingebohrt hat. Ich schätze mal, dass auch ein hoher Anteil an Gleichklang-Mitgliedern hiervon betroffen ist und Gleichklang genauso nutzt als wäre es Tinder.
“Ständige Alternativen führen zu Unzufriedenheit mit bisherigen Kontakten.”
Das betrifft aber wohl in erster Linie auf Frauen und besonders begehrenswerte Männer zu. Der durchschnittliche Mann als der Hauptnutzer von Online-Dating wir hiervon kaum betroffen sein. Für Ihn sind Kontakte und Alternativen sehr selten, was durch den hohen Männerüberschuss beim Online-Dating gepaart mit den hohen Ansprüchen der Frauen verursacht wird.
Bei Tinder und Co ist auch für Männer die Anzahl der Alternativen hoch, weil ja bereits das Profil an sich als Anreiz gilt. Sie können sich dann auch jederzeit weitere Profile hinzukaufen, damit der Anreiz noch höher wird. Hinzukommt, dass wir das nicht nur innerhalb einer Dating-Plattform denken müssen, denn oft werden zahlreiche Dating-Plattformen miteinander kombiniert.
Ja, der Spiel-Ansatz und die damit verbundenen Erwartungen sind mittlerweile recht tiefgreifend internalisiert von vielen, denen dies nicht bewusst ist. Genau deshalb schreibe ich darüber so oft, damit es die Betroffenen erreicht.
Das hat ja Alles Hand und Fuß, Herr Gebauer, und Gleichklang unterscheidet sich im Anspruch sicherlich von den gängigen Plattformen — warum dann aber so ein grässlich seichtes Agenturfoto als Abbinder ihres ansonsten überaus interessanten Artikels? Die Abbildung des seicht lächelnden perfekten Paares, ganz im Happiness-Klischee Hollywoods ist einfach kein „Match“ mit ihren kritisch analytischen Worten.
Das Foto spiegelt doch den Inhalt des Artikels wieder.
Hm, offen gesagt, kann ich die Kritik an dem Foto nicht ganz nachempfinden. Der Artikel hat zwei Fotos, eines spiegelt weitestgehend die Phase nicht gelöster Ambivalenz wider und das andere zeigt jedenfalls einen Moment, wo Ambivalenz nicht dominiert oder nicht besteht. Fotos müssen wir natürlich erwerben, wir sind keine Fotografen. Aber natürlich sind wir als Fotobetrachter:innen alle subjektiv und Ihr Eindruck ist ebenfalls vollkommen subjektiv.
“Fixierung auf äußere Merkmale wie körperliche Attraktivität”
Dieser Aspekt wird sehr oft erwähnt, ebenso, dass attraktives Äußeres nicht unbedingt im Einklang zu (inneren) Qualitäten und Werten steht.
Wenn ich nun die Fotos von Gleichklang Mitgliedern ansehe (Frauen und Männer in der Freundschaftssuche, viele davon Single, oder auch Single-Männer in der Partnersuche), dann gibt es weit mehr attraktive Frauen als Männer (das sage ich, ohne jetzt nach einer Partnerschaft mit einer Frau zu suchen).
Gleichzeitig geben sehr viele Männer extra an, dass sie keine Partnerschaft ohne Sex wollen (“auf keinen Fall”) und schalten die Angabe auf öffentlich sichtbar, obwohl sie beim Matching auch ohne öffentliche Sichtbarkeit berücksichtigt wird und es zB extra eine Asexuelle Suche gibt.
Wenn sich Menschen offline irgendwo im Umfeld kennenlernen, dann finden sie sich vielleicht auch nicht erotisch attraktiv, jedoch sympathisch und vielleicht entsteht dann mehr.
Bei der Onlinesuche macht das in der Partnerschaftsuche jedoch die Mehrheit nicht und wenn dann das Äußere schon nicht erotisch anziehend ist, wie soll dann eine Partnerschaft entstehen?
(Vor allem wenn zB noch weit entfernt liegende Wohnorte hinzukommen usw)
Ich glaube nicht, dass Frauen und Männer sich bei Gleichklang generell nach Attraktivität unterscheiden. Aber genau weiß ich es auch nicht, wir müssten die “durchschnittliche Attraktivität” der Bilder durch eine Stichprobe einschätzen lassen. Das offline Kennenlernen ist tatsächlich nach Studien anfangs größtenteils durch das Äußere geleitet, mehr als das Online-Kennenlernen, wo andere Textinformationen einfließen. Ich sehe das also nicht als ein Grundproblem des Online-Datings. Richtig ist, dass es wünschenswert wäre, wenn sich noch mehr Menschen auf ein Kennenlernen und einen zweiten oder dritten Blick einlassen würden. Wir raten übrigens, den Zwischenschritt des Video-Gesprächs zu unternehmen. Denn dann geht es oft vollkommen natürlich und nahtlos beim ersten Treffen so weiter wie es angefangen hat.